Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schor, Philipp
Band: 31 (1876), ab Seite: 238. (Quelle)
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5. Johann Paul’s Bruder und der beiden vorgenannten Oheim Aegydius (geb. zu Innsbruck 1626, gest. ebenda 2. Juli 1701) begab sich, nachdem er bei seinem Vater die Malerkunst erlernt, nach Rom, wo bereits sein Bruder Johann Paul sich befand, und lernte und arbeitete eilf Jahre bei demselben. Zugleich mit demselben malte er in den großen Gallerien des päpstlichen Palastes auf dem Monte Cavallo und fanden diese Arbeiten noch größeren Beifall als jene seines Bruders. Nun verließ er Rom und arbeitete an verschiedenen Orten in Deutschland, so zu Nürnberg und Salzburg, in welchen beiden Städten er längere Zeit verweilte, endlich kehrte er in seine Heimat zurück, wo er sich mit Barbara [239] Gump verheiratet hatte und seinen bleibenden Aufenthalt nahm, außer wenn ihn Arbeiten, die vielfach von ihm verlangt wurden, auswärts riefen. Aegyd war Maler, Ornamentiker und Architekt. Sein Geschick im Rococostyle machte ihn besonders den Kunstgewerbsleuten, wie Goldschmieden, Ebenisten u. dgl. m. beliebt, und die Stadt Augsburg, für deren Goldschmiede er viel Zeichnungen in besagter Manier entworfen hatte, verlieh ihm ohne Entgelt aus freien Stücken das Bürgerrecht. Groß ist die Zahl seiner Arbeiten, denn er malte in Palästen, für Kirchen, Theater, und wenn es große Festlichkeiten gab, Triumphbögen, sogenannte Castra doloris zu errichten, Feuerwerke abzubrennen galt u. dgl. m., so wurde Schor berufen und er selbst mit der Ausführung betraut, oder es wurden von ihm Entwürfe, Zeichnungen u. s. w. dazu verlangt. So hatte er in Linz für Kaiser Leopold I. ein kleines Operntheater, für das Stift in Göttweih desgleichen eines gemalt. Der Churfürst von Bayern, Max Emanuel, berief ihn nach München, um die zum Beilager des Churfürsten angeordneten Festlichkeiten, als Theater, Triumphbögen, Feuerwerke u. s. w. zu entwerfen und deren Ausführung zu leiten. In Innsbruck selbst malte er die Deckenbilder in den erzherzoglichen Gemächern, die Decorationen des Theaters, verfertigte die schönen Grabvorstellungen für die Charwoche im königlichen Stifte zu Hall, in der Pfarrkirche, und wurde zur Ausführung eines solchen nach Passau berufen. Als die Heiligsprechung des Jesuiten Franz Borgias in Scene gesetzt wurde, machte er im Auftrage der Jesuiten die für dieses Kirchenfest bestimmte Decoration, die Zeichnungen zur silbernen Statue und zu dem Antipendium des h. Ignaz, wie er überhaupt für die Gesellschaft viele Entwürfe zu Monstranzen, Lampen, Kirchenornamenten, Büchereinbänden u. s. w. ausführte. Auch als Oelmaler thätig, malte er für die Pfarrkirche in Innsbruck zwei Altarblätter: „Die H. Anna“ und „Der H. Philipp Neri“, für das Stift zu Wiltau das Hochaltarblatt, für das Kloster zu Neustift: das Leben des h. Augustin in zwölf Bildern, al fresco die Kuppel der Frauencapelle daselbst, wie er in gleicher Weise viele andere Kirchen, Capellen, Säle und Festräume ausschmückte. Nach Aegyd’s und seines Bruders Johann Paul Zeichnungen hat J. de Rubeis fünfzehn Darstellungen: „Die Wunder des h. Thomas de Villanuova“, ausgeführt; auch hat Aegyd einige Blätter selbst radirt. Aber noch in anderen Künsten und Wissenschaften war Aegyd wohlbewandert, an ihn, als geschickten Mathematiker, wies der damalige Professor dieser Wissenschaft seiner Schüler zur Repetition; Schor verstand Musik, spielte gut Violine, war Meister auf dem Contrabaß und versuchte sich mit Glück in der Composition; er war ein gewandter Stück- und Scheibenschütze, ein sehr geschickter Pyrotechniker, der seine Kenntnisse bei vielen Feuerwerken, welche anläßlich großer Festlichkeiten abgebrannt wurden, in Anwendung brachte. Eine echte Künstlernatur, die weniger das Erwerben, als das Schaffen und Erfinden im Auge hatte, hinterließ er, obgleich er, wie wenige Künstler, viel beschäftigt und gut bezahlt war, nur ein kleines Vermögen. Aus seiner Ehe hatte er eine Tochter, die bald nach ihm starb, und einen Sohn Johann Bapt. Ferdinand, welcher der Erbe seiner vielseitigen Talente war und dessen Lebensskizze bereits S. 234 mitgetheilt wurde. [Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) 1822, Nr. 4–8: „Künstlerfamilie Schor“.]