BLKÖ:Schmidt, Joseph (Kupferstecher)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmidt, Joseph von
Band: 30 (1875), ab Seite: 277. (Quelle)
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70. Schmidt, Joseph (Kupferstecher, geb. zu Niemes in Böhmen um das Jahr 1770, Todesjahr unbekannt). Ein Bruder des Professors der Botanik und Blumenmalers Franz Willibald S. [s. d. S. 243, Nr. 35]. Von Geburt aus stumm, war er doch mit einem vorzüglichen Kunsttalente ausgestattet, welches auch in regelmäßigem Unterrichte von Maler Bergler [Bd. I, S. 309] in Prag ausgebildet wurde. Von Prag begab er sich nach Wien, wo er unter Schmutzer seine Studien in der Kupferstechkunst fortsetzte und sich zu einem tüchtigen Künstler seines Faches heranbildete. Ueber die ferneren Lebensverhältnisse S.’s ist nichts Näheres bekannt. Ich wäre versucht, ihn für jenen Künstler zu halten, den Patuzzi in seiner „Geschichte Oesterreichs“, Bd. II, S. 335, unter den Kupferstechern, jedoch mit der Schreibung Schmid und als in Wien am 28. Mai 1820 gestorben anführt, nur das Geburtsdatum 1796 will [278] nicht stimmen, wenn es nicht etwa ein Druckfehler ist und 1769 heißen soll. Auch Dlabacz führt zwei Kupferstecher an, einen Joseph Schmid (Bd. III, Sp. 51) aus Niemes, der ein Schüler Bergler’s war, und einen J. Schmidt, Bruder des Franz Willibald (Bd. III, Sp. 53), welche offenbar Beide eine und dieselbe Person, und zwar der obige Kupferstecher Joseph Schmidt sind. Von diesem sind mehrere ganz vorzügliche Blätter bekannt, und zwar: „Der Sturz der Verdammten durch den Erzengel Michael“, nach einer in der Sammlung des Grafen Kolowrat in Prag aufbewahrten Skizze des in der Münchener Pinakothek befindlichen berühmten Bildes von Rubens. In Zeichnungsmanier gestochen, hat es folgende französische Unterschrift: A Prague dans la collection de son Excellence François Antoine Nowchradsky Comte de Kolowrath. P. P. Rubens delin. J. Schmidt fecit (s. gr. Roy. Fol.). Schmidt’s Hauptblatt; – „Christus heilt den Lahmen“, nach der reichen, unter dem Namen des „Hundertguldenblattes“ bekannten Composition von Rembrandt. Schmidt führte es in Aquatinta aus nach einer vormals in des obigen Grafen Kolowrat, jetzt in der gräflich Eßterházy’schen Sammlung in Pesth befindlichen Originalzeichnung und lieferte einen der schönsten Stiche dieses berühmten Werkes. Es sind Abdrücke in Aquatinta, braun gedruckt und auch, doch sehr selten, im Aetzdrucke vorhanden (gr. Qu. Fol.); – „David trägt den Kopf des Goliath auf der Spitze des Schwertes“, nach Lucas von Leyden (Fol.); – „Die Flucht nach Egypten“, Facsimile einer von S. Hoogstraten in Rembrandt’s Manier gemalten Skizze (Qu. Fol.); – „Paulus und Cornelius“, nach einer ähnlichen Skizze (Qu. Fol.); – „Christus erscheint der Magdalena als Gärtner“, in Halbfiguren nach Spranger (kl. Fol.). Von diesem Blatte gibt es Abdrücke vor der Schrift; – „Der Fastnachtbruder“ und „Die verlarvte Alte“, zwei Gegenstücke, beide nach Sebastian Frank in Halbfiguren, bezeichnet: J. Schmidt sc. Vienn. (kl. Fol.) zwei schöne, ganz in der glänzenden Weise Schmutzer’s ausgeführte Blätter; – „Büste eines Mannes mit Halskrause“, bezeichnet: Jos. Schmidt sc. (12°.); – eine Folge von 12 Blättern nach Rembrandt, in Zeichnungsmanier (4°.); – eine Folge von Compositionen mit Darstellungen von Schlachtscenen, Truppenausmärschen, Belagerungen u. s. w., nach in der Sammlung des Grafen Kolowrat befindlichen Originalzeichnungen von Rugendas, 12 Blätter, in Aquatinta ausgeführt (gr. Qu. Fol.). Außerdem hat S. noch viele andere Blätter mit biblischen und historischen Scenen, einzelnen Figuren, Landschaften u. dgl. m., theils vortrefflich gestochen, theils in Aquatinta und Kreidemanier ausgeführt. Auch hat er einige sehr täuschende Facsimilien von Originalzeichnungen ausgeführt.

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, G. Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 51 u. 53. – Andresen (Andreas), Handbuch für Kupferstichsammler u. s. w. Auf Grundlage der zweiten Auflage von Heller’s praktischem Handbuch für Kupferstichsammler neu bearbeitet (Leipzig 1873, T. O. Weigel, Lex. 8°.) Bd. II, S. 461.