Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Schets und Schetz
Band: 29 (1875), ab Seite: 239. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Fidelis Scheu in der Wikipedia
Fidelis Scheu in Wikidata
GND-Eintrag: 117222828, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Scheu, Fidelis|29|239|}}

Scheu, Fidelis (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Donaueschingen 30. März 1780, gest. 8. Juli 1830). Des mittellosen Knaben nahmen sich vornehmlich Karl Egon Fürst von Fürstenberg und dessen Gemalin Elisabeth in hochherziger Weise an, sorgten für seine Erziehung und Ausbildung, welche er zuerst am Lyceum zu Constanz erhielt, an welchem er das Gymnasium beendete. Da die Fürstin öfter ihre Besitzungen in Böhmen zu besuchen pflegte, nahm sie auch ihren Schützling zuweilen mit sich, und als er die philosophischen Studien an der Prager Hochschule in den Jahren 1797 und 1798 hörte, unterstützte sie ihn und ermöglichte ihm dann das Studium der Medicin, dem er sich in den Jahren 1800–1805 zuwendete, worauf er im Jahre 1807 daraus die Doctorwürde erlangte. Schon das Jahr früher war er als Assistent des Stadtphysikates auf der Prager Kleinseite in die Praxis getreten. Bis 1810 verblieb er in dieser Stelle und leistete schon damals den Prager Stadtarmen unentgeltliche ärztliche Hilfe. Im Jahre 1813 wurde er Stadtphysicus zu Rumburg, im Jahre 1820 wählte ihn der Prälat des Stiftes Tepl, Abt Reittenberger [Bd. XXV, S. 261], dieser um sein Stift so hochverdiente und mit dem schnödesten Undank abgefertigte, auf fremdem Boden hingeschiedene Priester, zu seinem Ordinarius mit der Verbindlichkeit, während der Sommersaison in Marienbad zu verweilen und als Badearzt den dort Hilfe Suchenden zur Hand zu sein. Hier war S. auf seinen Platz gestellt und neben Nehr [Bd. XX, S. 136] strahlt Scheu’s Name als Arzt in Marienbads Geschichte in bleibendem Glanze. S. war in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig, seit vielen Jahren ein fleißiger Mitarbeiter Hufeland’s, hat er aber namentlich den Curort Marienbad seinen wissenschaftlichen Studien [240] und Beobachtungen unterzogen und mehrere Werke über ihn veröffentlicht. Die Titel seiner Schriften sind: „Ueber die Krankheitsanlagen der Menschen“, I. (und einziger) Theil (Wien 1821, Volke, 8°.), Gräffer erwähnt eine zweite, in Leipzig erschienene Auflage, was wohl ein Irrthum sein möchte; – „Ueber die chronischen Krankheiten des männlichen Alters, ihre Vorbeugung und Heilung“ (Leipzig 1825, Engelmann, 8°); – „Meine Beobachtungen über die eigenthümlichen Wirkungen der Heilquellen in Marienbad und der Bäder daselbst“ (Prag 1821, zweite verm. und verb. Auflage 1824, Neureuther [Leipzig, Fleischer], gr. 8°., mit 5 K. K.); – „Renseignemens sur les eaux minerales de Marienbad et leurs propriétés medicinales“ (Prag 1825, 8°., mit 1 K. und Taf.); – „Ueber den zweckmässigen Gebrauch der versendeten Mineralwasser Marienbads, insbesondere aber des Kreuzbrunnens in den verschiedenartigsten chronischen Krankheiten des Menschen“ (Leipzig 1828, Engelmann, 8°., mit 1 K. und 1 Tab.); – „Die Heilkräfte Marienbads in den verschiedenartigsten chronischen Krankheiten, durch eine Reihe von Krankengeschichten dargestellt“ (Eger 1830, Bobetsch und Gschihay, gr. 8°., mit Titelk.). Scheu war das wahre Muster eines Badearztes, seine Aufopferungsfähigkeit kannte keine Grenzen und thatsächlich erlag er auch den Anstrengungen seines Berufes, in welchem er sich Tag und Nacht keine Ruhe gönnte. Gelehrte Gesellschaften zählten ihn unter ihren Mitgliedern, Fürsten und weltliche Hoheiten hatten ihn – die Ordensära existirte noch nicht in jenen Tagen – durch werthvolle Geschenke zu ehren gesucht; die Behörden schrieben ihm Belobungs- und Anerkennungs-Decrete, und der König von Bayern zeichnete ihn, da S. viele bayerische Unterthanen in Marienbad mit großem Erfolge behandelt hatte, mit dem königlichen Hofrathstitel aus, dessen sich zu bedienen ihm Kaiser Franz gestattet hatte.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 527.