BLKÖ:Scherpon von Kronenstern, Joseph Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 217. (Quelle)
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Scherpon von Kronenstern, Joseph Freiherr (k. k. Major, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien am 27. Februar 1824). Ein Sohn des k. k. Artillerie-Obersten und Maria Theresien-Ordensritters Oswald Freiherrn S. [s. d. Folgenden]. Trat im April 1839 als Cadet in das 1. Artillerie-Regiment, in welchem er bis zum Juni 1848 zum Unterlieutenant, im folgenden Jahre zum Oberlieutenant befördert wurde. Im ungarischen Feldzuge 1849 stand S. als Commandant der halben Cavallerie-Brigade Nr. 12 bei der Brigade Barco, welche zum Cernirungscorps der Festung Komorn gehörte. In der Nacht vom 2. auf den 3. August hatte die Besatzung im weiten Bogen die Brigade Barco umgangen, um sie in der rechten Flanke bei Mocsa und im Rücken über Puszta Csém und Harkály anzugreifen. In der That erfolgte am 3. August in der vierten Nachmittagsstunde der Angriff. Scherpon befand sich mit seinen drei Geschützen rückwärts der Schanze am äußersten rechten Flügel gegen Puszta Csém. Gegen diesen Flügel hatte der Feind eine weit größere Anzahl zwölfpfündiger Kanonen und siebenpfündiger Haubitzen in’s Feuer gebracht. Die Brigade leistete verzweifelten Widerstand, wurde aber, der Uebermacht weichend, allmälig aus den Schanzen und den festen Stellungen vom Ácser Walde bis nach Puszta Harkály zurückgedrängt. Scherpon, von fünf Zügen Civalart-Uhlanen als Geschützbedeckung unterstützt, behauptete in dem von allen Seiten concentrisch auf ihn gerichteten verheerenden Geschützfeuer mit seltenem Heroismus seinen Platz. Schon hatte er drei Pferde unter’m Leibe verloren, war auch bereits verwundet, von der Geschützbedienung waren 8 Mann und 17 Pferde getödtet, mehrere der übrigen auch verwundet, auf Hilfe war von keiner Seite zu rechnen und er durfte sich nunmehr in allen Ehren zurückziehen; aber S. beschloß, seinen Platz zu halten und bis auf den letzten Mann Widerstand zu leisten und that es auch, bis die Brigade den Rückzug nach Ács anzutreten begann. Interessant ist es, was der Feind über Scherpon’s Waffenthat meldet. Szillányi, Klapka’s Generalstabschef, schreibt über diese Affaire: „Trotz des mörderischen Feuers unsererseits hielt sich die feindliche Batterie bewunderungswürdig standhaft und wich keinen Schritt, obwohl man deutlich sah, daß bereits zwei Geschütze demontirt waren. Wie wir später erführen, so hieß der Commandant Scherpon“. Scherpon ist ein Schulkamerad Klapka’s (aus der Bombardierschule). S. hatte in diesem Kampfe in der That gegen einen Feind, der ihm in seiner Waffe nicht nur numerisch, sondern auch im Kaliber weit überlegen war, eine Bravour sondergleichen entwickelt und wurde unmittelbar nach dem Treffen mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Als aber das [218] Capitel im Jahre 1850 zusammentrat und die Thaten seiner Helden sorgfältig prüfte, wurde auch S. der höchsten militärischen Auszeichnung würdig befunden. Die feierliche Verleihung fand am 2. April g. J. öffentlich vor der gesammten Garnison und den Zöglingen der Ingenieur- und Neustädter Akademie auf dem Glacis zwischen dem Burg- und Schottenthore statt und es kam der interessante, bisher wohl einzige Fall vor, daß am nämlichen Tage Vater und Sohn dasselbe Ehrenzeichen aus den Händen Sr. Majestät empfingen. Im Juli 1853 rückte S. überdieß außer seinem Range zum Rittmeister im 9. Uhlanen-Regimente Fürst Liechtenstein vor. Im Jahre 1860 trat Freiherr S. mit Majors-Charakter in Pension und lebt derzeit in Prag. Er ist seit 16. Juni 1851 vermält mit Maria Isabella Gräfin Hartmann-Klarstein (geb. 23. November 1825), aus welcher Ehe ein Sohn Oswald (geb. 24. März 1858), dermalen Zögling des Theresianums, und vier Töchter entstammen.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1699 u. 1754. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) IV. Jahrg. (1851). Beilage zu Nr. 71: „Gedicht“.