Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Scharschmid, Cajetan
Band: 29 (1875), ab Seite: 121. (Quelle)
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Scharz, Oddo (gelehrter Benedictiner, geb. zu Scharnstein in Oberösterreich am 11. November 1691, gest. zu Kemmaten am 16. Jänner 1749). Trat, nachdem er die philosophischen Studien zu Gratz gehört, im Jahre 1709 in das Benedictinerstift Kremsmünster und nahm nach abgelegter Profeß für seinen bisherigen Namen Johann Jacob den Klosternamen Oddo an. Nun studirte er Theologie und Rechte zu Salzburg, wo er am 22. Juli 1716 aus dem Kirchenrechte disputirte. Von 1718 bis 1723 lehrte er in den Grammatikalclassen des Gymnasiums in seinem Stifte. 1732 wurde er päpstlicher Notar und in Geschäften seines Stiftes nach Wien geschickt. 1733 erlangte er zu Salzburg die juridische Doctorwürde, wurde Professor des Kirchenrechtes an der dortigen Hochschule und hochfürstlich geistlicher Rath. Im Jahre 1734 begab er sich mit P. Placidus Böckhn [Bd. II, S. 15] als Deputirter der Universität nach Fulda zur feierlichen Eröffnung der neuen Adolphs-Universität, an welcher er zum lebenslänglichen wirklichen Beisitzer der juridischen Facultät ernannt wurde. Im Jahre 1737 wurde er Decan der juridischen Facultät zu Salzburg, im J. 1741 zum zweiten Male und im nämlichen Jahre auch Rector der Hochschule. Den Antritt seines Rectorates bezeichnete er durch ein merkwürdiges, in Ziegelbauer’s „Historia rei litterariae ord. S. Benedicti“, Part II, p. 284, abgedrucktes Decret, wodurch er die künftigen Vorlesungen an der theologischen und philosophischen Facultät bestimmte, wobei besonders die Einführung der Experimental-Physik als epochemachend anzuführen ist. S. hatte in Folge ärgerlicher Zänkereien wegen Anrufung der Heiligen von höherer Seite Befehl erhalten, diesen neuen Studienplan zu verfassen. Man vergleiche über diese jesuitischen Umtriebe das Nähere in Corbinian Gärtner’s „Geschichte der Bauernauswanderung aus Salzburg unter dem Erzbischofe Firmian“ (Salzburg 1821, Mayr, 8°.) S. 511 u. f. Im nämlichen Jahre wurde S. hochfürstlich geheimer Rath. Sein Lehramt hatte er bis 1741, das Rectorat bis 1744 versehen und es dann körperlicher Leiden wegen zurückgelegt. Er begab sich nun in sein Stift, erhielt die Pfarre Kemmaten und starb auf derselben im Alter von 58 Jahren. Die Titel der von ihm herausgegebenen Schriften sind: „Liber secundus Decretalium Gregorii IX. P. M .... a famosi cujusdam Doctoris acatholici caluminis vindicatus“ (Salisburgi 1736, 4°.), der famosus Doctor acatholicus ist der berühmte Just. Henning Böhmer; – „Norma legalis sive liber I. Decretalium Gregorii IX. Papae ....“ wie oben (ibid. 1737, 4°.); – „Tractatus iuridicus ad librum III. Decretalium Gregorii IX. Clericorum in communi nec non Praelatorum ac Capitulorum in Specie obligationes et jura complectens“. Pars Ima (ibid. 1738, [122] 4°.); – „Tractatus exegeticus ad librum III. Decretalium contractus in Specie exponens“. Pars IIda (ibid. 1739, 4°.); – „Tractatus exegeticus ad librum III. Decretalium materiam Successionis testamentariae ac legitimae, nec non Parochorum, Regularium et Patronorum jura aliaque ad rem liturgicam spectantia complectens“. Pars IIIia (ibid. 1740, 4°.). Durch seine nachgelassenen Bücher erhielt die Kremsmünsterer Stiftsbibliothek einen ansehnlichen Bücherzuwachs.

Besange (Hieronymus), Synopsis vitae Religiosorum ord. S. Bened. Cremifani professorum, p. 135. – Pachmayr (Marianus P.), Historico-chronologica Series Abbatum et Religiosorum Monasterii Cremifanensis ord. S. Bened. (Styrae 1777–1782, Abrah. Wimmer, kl. Fol.) Part. IV, p. 675. – Hagn (Theodorich), Das Wirken der Benedictiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung (Linz 1848, Quirin Haslinger, 8°.) S. 83, 97, 130, 205, 208 u. 233.