Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 181. (Quelle)
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Schöpf, Ignaz (altkatholischer Pfarrer, geb. zu Arzl im Oberinnthale Tirols 7. März 1819). Beendete die Studien in seiner Heimat, und zwar die höheren an der Universität in Innsbruck, an der er sich bald durch seine vielseitige [182] Belesenheit und Sprachkenntnisse unter seinen Collegen hervorthat, ohne sich übrigens besonderer Beliebtheit unter ihnen zu erfreuen. Mit Vorliebe betrieb er auch in seinen Studienjahren deutsche, französische und englische Literatur, wie er denn auch, nach Mittheilung seine Collegen, durch gewisse genial sein sollende Eigenthümlichkeiten unter der Studentenschaft hervorstach. Der Theologie sich zuwendend, ging er nach Brixen, wo er im Jahre 1845 die Priesterweihe empfing und nun in der Seelsorge an verschiedenen Orten in Tirol und Vorarlberg thätig war. Bald wurde er durch seine lebendig geschriebenen Aufsätze, die zunächst in den „Katholischen Blättern“ und in der von Baron von Moy herausgegebenen „Kirchlich-politischen Tiroler Zeitung“ abgedruckt waren, in Fachkreisen bekannt, dann redigirte er, von Moy berufen, kurze Zeit das letztgenannte Blatt. In den „Katholischen Blättern“ hatte er mehrere Aufsätze katechetischen und homiletischen Inhalts niedergelegt. Bei seinem vorwärtsstrebenden Sinne war ihm der Wirkungskreis in seinem Vaterlande zu enge geworden, und so begab er sich denn nach Kärnthen, wo er ein paar Jahre in der Seelsorge wirkte. Dann kehrte er wieder nach Tirol zurück, wo er die Schrift: „Die kirchlichen Zustände in Oesterreich und das allgemeine Concil in Rom“ (Innsbruck 1859, Wagner) veröffentlichte. Obgleich selbst katholischer Priester, hat er darin die kirchlichen Zustände der Gurker Diöcese, welche bekanntlich zu den kirchlich besser bestellten gehört, in einer Weise geschildert, daß daraus weniger die Absicht, zu bessern, als die dem wahren Priester nicht zukommende, Scandal zu machen, hervorgeht. Die Schrift machte viel böses Blut, der kärnthnerische Clerus war entrüstet. Nun wurde S. in Telfes bei Sterzing als Seelsorger angestellt, zerschlug sich aber in Folge der Hetzereien eines dortigen Frühmessers, dem S.’s liberale Haltung zu mißfallen schien, mit der dortigen Gemeinde. Das Wiener „Fremden-Blatt“ gibt in Nr. 139 des Jahres 1870 in der „Geschichte eines Tiroler Geistlichen“ eine gedrängte Darstellung der Zerwürfnisse zwischen Priester und Gemeinde, welche zu einer Gereiztheit sich steigerten, daß die Weiber von Telfes den „liberalen Pastor“, mit welchen Worten sie Schöpf zu beschimpfen meinten, verfolgten und selbst an seinem Leben bedrohten. In Folge dieser widrigen Vorgänge entspann sich eine Controverse zwischen Schöpf einerseits und dem Bischof von Brixen, Vincenz, dem Ordinariatskanzler Kometer und dem Präses des fürstbischöflichen geistlichen Diöcesangerichtes, Dr. Simon Aichner, andererseits, welche drei auf einen Bericht, den Schöpf in der Wiener „Deutschen Zeitung“ 1872, Nr. 168 und 170, veröffentlichte, Jeder eine Berichtigung in Nr. 183 derselben Zeitung einrücken ließen, worauf Schöpf alle diese drei Berichtigungen in Nr. 200 desselben Blattes in geharnischter Weise widerlegte. S., der seine Lage in der ihm feindselig gegenüberstehenden Gemeinde auf die Dauer nicht haltbar fand, aber auch sein Verhalten nicht ändern wollte, legte endlich bei den immer bedrohlicher werdenden Insulten sein Amt nieder und zog sich nach Obermais bei Meran zurück, wo er privatisirend seinen Studien lebte. Damals schrieb er eine Folge politischer Abhandlungen, welche unter dem Titel: „Offene Briefe an das Tiroler Volk“ im „Boten für Tirol“ erschienen sind. Ungefügig Allem gegenüber, was seiner Ueberzeugung, mit der er nie zurückhielt, widerstrebt, hat S. [183] auch das jüngste Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes nicht wie andere Amtsbrüder stillschweigend hingenommen; er machte nicht blos kein Hehl aus seiner Ueberzeugung, sondern trat activ für die Sache des „Altkatholicismus“ ein und ließ sich 1874 zum altkatholischen Pfarrer zu Sauldorf in Baden ernennen; er verließ seine Heimat, dem an ihn ergangenen Rufe folgend, und lebt nun dort als Seelsorger seiner neuen Gemeinde.

Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 1710; „Ein katholischer Priester über die Zustände in Kärnthen“. – Deutsche Zeitung (Wiener polit. Parteiblatt, Fol.) 23. April 1872, Nr. 200: Schöpf’s Schreiben, womit er die gegen ihn gerichteten Angaben des Fürstbischofs Vincenz, Ordinariats-Kanzlers Kometer und des Dr. Simon Aichner berichtigt. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 139: „Geschichte eines Tiroler Geistlichen“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 317, im „Eingesendet“.