BLKÖ:Schärffenberg, die Herren und Grafen von, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 58. (Quelle)
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I. Zur Genealogie der Herren und Grafen von Schärffenberg. Ein altes krainisch-kärnthnerisches Adelsgeschlecht, leiten die Schärffenberg ihren Ursprung nach Einigen von den Herzogen von Franken, nach Anderen von dem königlichen Geschlechte der Agilolfinger in Bayern oder Steiermark ab. Um das Jahr 928 kam ein Arnulph zur Beschützung der Grenzen des römischen Reiches in die windische Mark und nach Unterkrain, hatte sich daselbst auf einem spitzen (scharfen) Berge eine Veste erbaut und darnach Scharfenberg – später Schärffenberg – genannt. Schon sein zweitjüngster Sohn Ortolph zog von dem Stammschlosse, dasselbe dem in der Geburt ältesten Bruder überlassend, und zog an der Save aufwärts gegen Laibach, wo er an der Mündung des Laibachflusses in die Save ein zweites Schloß Schärffenberg – das aber in der windischen Uebersetzung (Ostroverh) Osterberg genannt wurde [siehe Ortolph (II.), S. 61, Nr. 16] – erbaute und Stifter des Hauses Osterberg, wie sein gleichnamiger Sohn (III.) [Nr. 17] Erbauer des Schlosses Gallenberg und Stammvater der Gallenberge wurde. Allmälig gewann das Geschlecht Rang und Ansehen und zählte ebenso zu den ruhmreichsten wie begütertsten Geschlechtern des innerösterreichischen Adels, das gegen das Ende des 13. Jahrhunderts den Besitz der Herrschaften Marburg, Montpreis, Hohenwang, Krottenhofen im Mürzthale, Siegerstorf im Raabthale, Magna, Spielberg, Stattenberg, Kindberg, Tüffer, Pöllinghof, Reiffenstein in Obersteier, Gusterheim, Oeffenburg und Rabenstein in einer Hand vereinigte. Die Nachkommen von Arnulph’s ältesten Söhnen – die eigentlichen Schärffenberge – breiteten sich allmälig in Kärnthen, Steiermark und auch in Oesterreich aus, wo sie bereits im Jahre 1269 erscheinen. In Kärnthen und Krain verloren sie durch Wilhelm [S. 62, Nr. 21], der sich gegen Herzog Ernst aufgelehnt, allen Besitz. – Was die Titel und Würden der Schärffenberg betrifft, so hatte schon im 11. Jahrhundert ein Heinrich S. von Kaiser Heinrich III. die gräfliche Würde erhalten. Aber die Familie bediente sich desselben nicht, bis der tapfere Friedrich Sigmund, der vor Belgrad (1688) den Heldentod gefunden [Nr. 7], denselben wieder aufnahm; überdieß erlangte die Frau Franziska Eleonore, verwitwete Freifrau von Schärffenberg, mit Diplom vom 18. Februar 1717 für sich und ihre vier Söhne Johann Leopold, Maximilian Christoph, Johann Joseph und Johann Karl den erbländischen Grafenstand, nachdem schon dem oberwähnten Grafen Friedrich Sigmund am 30. December 1681 das ungarische Indigenat verliehen worden. – Die Schärffenberg spielen in der Geschichte – namentlich in jener Innerösterreichs – eine hervorragende Rolle. Man findet unter ihnen Kirchenfürsten, wie Heinrich [Nr. 8], Johann [Nr. 10], Joseph [Nr. 13], vornehmlich aber Kriegshelden, unter denen sich der oberwähnte Graf Friedrich Sigmund und der Maria Theresien-Ritter Friedrich [s. d. S. 56] vor Allen auszeichneten. Sie waren ein durch und durch ritterliches Geschlecht und ein Schärffenberg ist es, dem der Ruhm gebührt, vor 136 Jahren das letzte ritterliche Turnier in Steiermark gehalten zu haben. – Was die Verbindungen des Hauses durch Heirathen mit anderen Adelsgeschlechtern betrifft, so begegnen wir in den Stammtafeln genug glänzenden Namen, wie z. B. den [59] Starhemberg, Losenstein, Hohenburg, Lamberg, Stubenberg, Polheim, Katzianer, Teuffenbach, Auersperg, Leiningen, Trauttmansdorff, Königseck, Rogendorf u. A. Das Haus, das noch im 18. Jahrhunderte in zwei Linien blühte, in der älteren zu Spielberg und in der jüngeren zu Hohenwang und Krottenhofen, ist nunmehr in beiden im Mannsstamme erloschen, die ältere bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts, die jüngere in unserer Zeit mit dem Grafen Johann Nepomuk (geb. 13. Februar 1802), der am 15. September 1847 in Steiermark starb und von seiner Gemalin Antonia, einer gebornen Gräfin Attems (geb. 30. November 1807), drei Töchter hinterließ: Louise (geb. 23. October 1831), vermält (seit 1. März 1851) mit Bartholomäus Ritter von Carneri [Bd. XXIII, S. 371); Karolina (geb. 3. October 1835), vermält (seit 4. Oct. 1857) mit dem k. k. Hauptmann Hanns von Neméthy und seither gestorben, und Leonie (geb. 23. Nov. 1838), vermält (seit 16. October 1858) mit Ernst Freiherrn von Kellersperg, vormaligem Statthalter von Böhmen. Außerdem leben noch des Grafen Johann Nep. Schwester Maria Clementine (geb. 21. Februar 1808), vermält 1834 mit Joachim Freiherrn von Fürstenwärther; von dem Oheim des Grafen Johann Nep., dem Grafen Johann, eine Tochter Emilie (geb. am 8. Mai 1812), vermält (seit 7. Jänner 1836) mit Leopold Grafen Attems, Witwe seit 17. Juni 1840, wiedervermält (seit 19. Februar 1849) mit Karl Grafen Belrupt-Tissac; und eine Tochter des Grafen Friedrich Schärffenberg aus dessen Ehe mit Antonia Freiin von Solignac, die Gräfin Ludmila (geb. 15. November 1817), vermält (seit 25. Juni 1836) mit dem kön. württemberg. General-Lieutenant Friedrich Wilhelm Grafen von Scheler. – In der Dichtung endlich lebt der Name der Schärffenberg noch heute fort. Die Sage von des Schärffenberger’s Ring von der Treue [siehe Wilhelm von Schärffenberg, S. 62, Nr. 20] pflanzte sich von Ottocar von Horneck’s Tagen bis auf die Gegenwart fort; hochpoetisch aber war die Sitte im Hause der Schärffenberge auf Hohenwang, welcher zu Folge jeder Bewerber um ein Fräulein dieses Geschlechtes in voller Rüstung hoch zu Roß, den goldenen, gefüllten Familien-Pokal in der Hand, von der Veste Hohenwang bis zum Turnierplatze in der Nähe der Mürz herabreiten mußte, ohne einen Tropfen zu verschütten, dann mußte er den Humpen während eines Sprunges mit dem Rosse leeren und einen von drei zwischen Maibäumen aufgehängten Kränzen herabschießen. – Die Gruft der Schärffenberge befindet sich in der Pfarrkirche zu Langenwang. [Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, J. Perthes, 32°.) 43. Jahrg. (1870), S. 920. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, J. Perthes, 32°.) S. 860. – Kneschke (Ernst Heinrichh Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1867, Fr. Voigt. 8°.) Bd. VIII, S. 76. – Derselbe, Deutsche Grafen-Häuser der Gegenwart (Leipzig 1854, T. O. Weigel, 8°.) Bd. 17, S. 358, und Bd. III, S. 59. – Schönleben (J. L.) in der Genealogia familiae Comitum de Gallenberg (Labaci 1680). – Carniolia. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft u. s. w. Redigirt von Franz Hermann v. Hermannsthal (Laibach, 4°.) III. Jahrg. (1840), Nr. 41 bis 46: „Die Schärffenberge und ihre Seitenlinien in Krain“. – Hübner (Johann), Genealogische Tabellen (Leipzig 1728, Gleditschens Erben, kl. Qu. Fol.) Bd. III, Taf. 903 bis 905. – Genealogisches Reichs- und Staatshandbuch auf das Jahr 1804 (Frankfurt a. M. 1804, Varrentrapp, gr. 8°.) I. Theil, S. 692. – Auch vergleiche man den III. (Register-) Band zu Leopold Nedopil’s „Deutsche Adelsproben aus dem deutschen Ordens-Central-Archive“ (Wien 1868, Braumüller, gr. 8°.) S. 178.]