BLKÖ:Saint Julien-Wallsee, das Grafenhaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Saint Paul, Ernst
Band: 28 (1874), ab Seite: 81. (Quelle)
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Saint Julien-Wallsee, das Grafenhaus (genealogisch-biographische Uebersicht). Es wird wohl wenige Familien des hohen Adels in Oesterreich geben, deren Blut für das Kaiserhaus und die Machtstellung des Kaiserstaates reichlicher geflossen, als jene der Grafen Saint Julien-Wallsee, auch Waldsee. Nach den mir zu Gebote stehenden Quellen bin ich nur im Stande, eine genealogische Uebersicht dieses Heldengeschlechtes und generationsweise kurze biographische Andeutungen derjenigen Mitglieder desselben zu geben, welche auf den Schlachtfeldern für Oesterreichs Ruhm und Ehre geblutet. Die Saint Julien-Wallsee sind ein altes Adelsgeschlecht, das ehedem [82] den Namen Guyard führte und aus der Provinz Avignon im südlichen Frankreich abstammt. Die Guyard erscheinen zur Zeit der französischen Könige Ludwig VI. und Ludwig VII. (1108 und 1137) in hohen Staatsämtern und Würden. Die Familie selbst leitet ihren Namen, ihr uraltes Wappen und den altkeltischen Wahlspruch [siehe diesen S. 84 bei der Wappenbeschreibung] von den älteren Galliern her. Die ununterbrochene Stammreihe der Familie beginnt im 13. Jahrhunderte mit Guillaume I. sire de Guyard (geb. zu Orleans), der mit Ludwig dem Heiligen im Jahre 1270 nach Tunis zog. Von seiner Gemalin ist uns nur der Taufname Marie bekannt. Nun ist die Stammreihe folgende: Julien I. de Guyard, vermält 1321 mit N. N.; – Didier I. de Guyard, vermält 1353 mit einer gebornen Montague; – Pierre I., vermält 1390 mit Marie de Guynes; – Gabriel I. de Guyard, vermält 1430 mit Alayette dame de Bermon; – Antoine I. de G., vermält 1456 mit Constance de Sonia; – Pierre II. de G.. vermält 1475 mit Marie de Venasque; – Pierre III. de G., vermält 1499 mit Constance de Guadagne; – Simon I. de G., vermält 1526 mit Antoinette des Armand; – Regnier I. de G., vermält 1546 mit Sirogne de Barbantane; – Pierre VII. sire de Guyard, vermält am 22. April 1580 mit Marguerite dame de Bredune; – Pierre de Guyard, erscheint der Erste als Seigneur de Saint Julien et de Beauregard. Mit seinem Sohne Heinrich Herrn auf Guyard und von Saint Julien beginnen mehrere Generationen, aus deren jeder mehrere Sproßen in kaiserlichen Kriegsdiensten gestanden und sich mit den Blutrosen der Tapferkeit, ja des Heldentodes geschmückt haben. I. Generation. Der ebenbenannte 1) Heinrich Herr auf Guyard und Saint Julien (geb. zu Avignon 18. April 1556, gest. 1642). Mit Diplom vom 20. März 1628 wurde er von Kaiser Ferdinand II. zum Panier und Reichsfreiherrn von Sanct Julian, mit einem zweiten vom 29. September 1638 von Kaiser Ferdinand III. zum Reichsgrafen von und zu Waldsee erhoben; als Hauptmann über 300 Musketiere wurde er am 8. November 1620 in der Schlacht am weißen Berge verwundet. In der Folge wurde Graf Heinrich Oberst, Hofkriegsrath, Vicepräsident und Commandant von Wien und am 14. Mai 1630 in den Herrenstand von Niederösterreich aufgenommen. Seit 16. Juni 1637 war er mit Sidonia Elisabeth Gräfin Hardegg zu Glatz und im Marchland (geb. 1619, gest. im August 1651) vermält. Aus dieser Ehe stammt Graf Adam Maximilian [siehe die II. Generation]. Aus der ersten Generation ist noch zu erwähnen: 2) Peter von Saint Julien, der als Volontär im Heere des Kaisers in der Schlacht am weißen Berge am 8. November 1620 gefallen ist. – II. Generation. 3) Adam Maximilian von Guyard, Herr von Saint Julien, Reichsgraf von und zu Waldsee (geb. 22. April 1639, gest. 1683), k. k. Kämmerer, geheimer Rath und Obersthof-Falkenmeister in Niederösterreich, zweimal vermält: a) am 14. Februar 1667 mit Franziska Renata geb. Gräfin Stubenberg; b) am 8. Jänner 1671 mit Susanna geb. Gräfin Brandis (geb. 6. März 1647, gest. 1694). In dieser Generation ist noch bemerkenswerth: 4) Graf Johann Leopold, kais. Oberst bei Martigni-Kürassieren, welcher als Rittmeister bei Caraffa-Kürassieren am 12. September 1683 bei dem Entsatze von Wien unter Karl von [83] Lothringen verwundet wurde. – III. Generation. 5) Johann Albert (I.) (geb. 11. Juli 1673, gest. 8. December 1766), k. k. Kämmerer, geheimer Rath, Obersterbland-Falkenmeister in Niederösterreich, welches Erbamt seit 12. Jänner 1736 bei der Familie sich befindet. Graf Johann Albert war seit 15. August 1702 mit Maria Antonia Gräfin von Stubenberg (geb. 12. April 1684, gest. 4. April 1771) vermält. – Zu dieser Generation gehört noch 6) Graf Johann Leopold (II.), zuletzt Oberstlieutenant und General-Adjutant, der als Major am 12. September 1703 bei Malplaquet unter Prinz Eugen verwundet wurde. – IV. Generation. 7) Johann Joseph (II.) (geb. 13. Juli 1704, gest. 5. Jänner 1794), k. k. Kämmerer, geheimer Rath, Oberstküchenmeister und Obersterbland-Falkenmeister in Niederösterreich, dreimal vermält: a) am 19. December 1734 mit Karoline Gräfin Serenyi von Kis-Sereny; b) am 23. April 1754 mit Ludovica geb. Gräfin Zierotin; c) am 3. Jänner 1756 mit Maria Aloisia geb. Gräfin Thürheim (geb. 25. Jänner 1732, gest. 1809). In diese Generation gehören noch: 8) Graf Johann Leopold (III.), der als Oberstlieutenant und General-Adjutant des Feldzeugmeisters Grafen Michael Wallis im Türkenkriege im Treffen von Goruzka am 22. Juli 1739 den Heldentod fand. – 9) Johann Karl, zuletzt kais. General-Major, wurde als Major von Löwenstein-Kürassieren im siebenjährigen Kriege in der Schlacht von Breslau am 5. December 1757 verwundet. – 10) Johann Gundaker, Erbland-Falkenmeister, war Rittmeister bei Graf Althann-Kürassieren und fiel im Jahre 1738 in einem Zweikampfe, welcher zu Pferde mittelst Pistolen stattgefunden hatte. – V. Generation. Mit Johann Joseph’s Söhnen spaltete sich die Familie Saint Julien-Wallsee in zwei noch blühende Linien, die ältere und die jüngere. Von der älteren ist bemerkenswerth ihr Stifter 11) Johann Franz Seraph (III.) (geb. 2. December 1756, gest. 16. Jänner 1836), k. k. Kämmerer, Obersterbland-Falkenmeister, Feldzeugmeister und Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 61, wurde dreimal verwundet, zuerst als Hauptmann bei Belgrad am 12. Juli 1788, dann als Oberst am 12. November 1796 bei Caldiero und als Feldmarschall-Lieutenant im Jahre 1809 bei Hausen. Graf Johann Franz Seraph war zweimal vermält: a) am 16. Jänner 1797 mit Ludovica Leopoldine Gräfin Chorinsky; b) am 31. October 1800 mit Josepha Gräfin Lodron (geb. 1783, gest. 28. August 1836); – der Stifter der jüngeren Linie ist 12) Johann (IV.) Karl (geb. 1. Juli 1767, gest. 9. März 1817), k. k. Kämmerer und Oberstlieutenant, vermält am 24. Juni 1804 mit Franziska geb. Gräfin von Fünfkirchen (geb. 5. April 1786, gest. 17. März 1858). In diese Generation gehören noch: 13) Johann Julius Graf S., k. k. Kämmerer, zuletzt Oberstlieutenant, verwundet als Major und Grenadier-Bataillonscommandant in der Schlacht bei Tournay am 22. Mai 1794 unter Feldzeugmeister Clerfayt; –14) Joh. Joseph (IV.), k. k. Kämmerer, geheimer Rath, Feldmarschall-Lieutenant, zuletzt Obersthofmeister des Erzherzogs Ludwig und Erzherzogs Rainer, verwundet als Hauptmann bei seiner ersten Karawane als Malteser-Ritter bei der Belagerung von Tunis am 18. August 1783, dann als General-Major am 1. Mai 1799 am Luciensteg;. – 15) Johann (V.), k. k. Kämmerer, Erbland-Falkenmeister, zuletzt Oberstlieutenant, [84] verwundet als Hauptmann bei Belgrad 12. Juli 1788, als Major bei Landrecy im Jahre 1794 unter Clerfayt. – VI. Generation, ältere Linie. 16) Johann Clemens Graf S. (geb. 13. September 1801). k. k. Kämmerer, geheimer Rath, Obersterbland-Falkenmeister, Ehrenritter des Malteser-Ordens und Obersthofmeister weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Karolina Augusta. Vermält am 27. Juli 1836 mit Maria Emanuele geb. Gräfin Khevenhüller-Metsch (geb. 18. September 1815), Sternkreuz-Ordens- und Palastdame der Kaiserin Elisabeth. Von der älteren Linie dieser Generation sind noch vorhanden zwei Geschwister des Grafen Johann Clemens, nämlich Graf Joseph (geb. 11. April 1806), Erbland-Falkenmeister, k. k. Kämmerer und Oberstlieutenant in der Armee, und Gräfin Leopoldine (geb. 18. August 1807), vermält im Jahre 1843 mit Karl von Petzold, k. k. Hauptmann, Witwe seit 1849; – jüngere Linie: 17) Graf Joseph Franz (geb. 18. Mai 1805), Herr von Hainstetten und Wolfsegg in Oberösterreich, k. k. außerordentlicher Reichsrath, vermält am 12. Februar 1839 mit Leocadia geb. Gräfin Sprinzenstein. – VII. Generation, jüngere Linie (die ältere VI. hat keine Stammnachfolger): 18) Albert Graf S. (geb. 21. Februar 1841), Sohn des Grafen Joseph Franz [siehe VI. Generation, jüngere Linie], k. k. Kämmerer und Hauptmann in der Armee, verwundet als Oberlieutenant im Infanterie-Regimente König der Belgier Nr. 27 bei Oeversee in Schleswig am 6. Februar 1864; dessen Geschwister sind: Fanny (geb. 12. September 1842), vermält am 29. April 1867 mit Friedrich Freiherrn von Handel, k. k. Jäger-Hauptmann; – Clemens (geb. 25. September 1845), Rechtsritter des Malteser-Ordens; – Marie (geb. 3. Mai 1847); – Arthur (geb. 18. October 1850).

Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig, Friedr. Voigt, gr. 8°.) Bd. VIII, S. 13. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) 1848, S. 555; 1864, S. 721. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, J. Perthes, 32°.) S. 802. – Nachweis der in k. k. Kriegsdiensten in verschiedenen Feldzügen verwundeten und gefallenen Mitglieder des gräflichen Hauses Saint Julien-Wallsee (Verlag der Familie Saint Julien, o. J., Druck von Alex. Eurich in Wien, 4°.). – Wappen. Quadrirter Schild mit Herzschild. In diesem in Gold ein zweiköpfiger gekrönter schwarzer Adler. Hauptschild. 1 und 4: senkrecht getheilt, rechts oben in Gold eine schwarze Rose und unten in Schwarz eine goldene Rose; links in Silber ein gekrönter rother Löwe mit Doppelschweif; 2 und 3: in Schwarz ein silberner Querbalken (wegen Wallsee). Devise: das alte keltische Wort „Tahusticuw“.