Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ruvarac, Constantin
Band: 27 (1874), ab Seite: 315. (Quelle)
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Ruziczka, Anton (Beichtvater Kaiser Joseph’s II., geb. zu Teltsch im Iglauer Kreise Mährens, gest. zu Wien um das Jahr 1790). Nach beendeten Vorbereitungsstudien dem geistlichen Stande sich widmend, wurde er Weltpriester, dann zuerst Beichtvater des Erzherzogs Maximilian, Churfürsten von Cöln, Kaiser Joseph’s II. jüngsten Bruders, und später des Kaisers Joseph II. selbst. Er begleitete den Kaiser auf seiner Reise nach Taurien und Cherson, wurde Dechant bei St. Peter in Wien und Abt zu Baboltsa in Ungarn. Er war ein ausgezeichneter Kanzelredner und sind von ihm folgende Predigten und andere Schriften im Drucke erschienen: „Predigt von der Einigkeit im Christenthume“ (Wien 1773, 4°.); auch lateinisch: „Sermo di concordantia in popolo christiano“; – „Heilige Tagesordnung der katholischen Christen“ (ebd. 1778, 8°.), eine Uebersetzung aus dem Französischen, und „Vertheidigung meiner Predigt gegen die Andacht zum fleischernen Herzen Jesu“ (Wien 1782). Mit dieser letzteren Schrift hat es folgendes Bewandtniß. Ruziczka hatte im Mai 1782 eine Predigt gehalten, worin er die von einer fanatischen Coterie in Scene gesetzte Andacht zum „fleischernen“ Herzen Jesu als mit den Grundsätzen der heiligen christlichen Kirche unverträglich, mißbilligte. Darüber wurde Cardinal Migazzi ungehalten, ließ R. kommen und verwies ihm die Predigt, in welcher er irrige Lehrsätze verbreite. Das aber ließ sich R., der ein gründlicher Kirchengelehrter und ein vom echten kirchlichen Eifer beseelter würdiger Priester war, auch von dem Cardinal nicht ungestraft sagen und recurrirte gegen die Rüge seines Oberhirten im Zimmer an die öffentliche Meinung in der oberwähnten merkwürdigen und höchst seltenen Schrift. Freilich trat der berüchtigte Pater Fast in seiner bekannten zelotischen Weise gegen Ruziczka auf, aber Ruziczka hatte sein ungefälschtes Christenthum und die Vernunft auf seiner Seite, zwei Kämpen, gegen die es keinen Appell weiter gibt. – Ueber einen zweiten Anton oder Antonin [316] Ruziczka siehe die Quellen [S. 321, Nr. 2].

Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mähr.-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Redig. von d’Elvert (Brünn, Rohrer’s Erben, 4°.) Jahrg. 1872, S. 80. „Zur mährisch-schlesischen Biographie“. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1783, kl. 8°.) I. (und einziger) Theil. S. 203.