BLKÖ:Rothschild, Maier Karl Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 135. (Quelle)
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14. Maier Karl Freiherr von Rothschild (geb. in Frankfurt a. M. 5. August 1820), ein Sohn des Freiherrn Karl Maier von Rothschild, ehemaligen Chefs des Rothschild’schen Bankhauses in Neapel, aus dessen Ehe mit Adelheid geb. von Herz. Gegenwärtig Chef des Frankfurter Hauses. Verlebte einen großen Theil seiner Kinder- und Jünglingsjahre mit seinen Eltern in Italien. Als sein Vetter Baron Anselm, der damals die Geschäfte des Hauses in Frankfurt a. M. leitete, im Jahre 1855 nach Wien übersiedelte, trat Baron Maier Karl an die Spitze seines Hauses in Frankfurt a. M., leitet die Geschäfte desselben und hat durch sein reelles Vorgehen sich das volle Vertrauen der dortigen Einwohnerschaft erworben. Diese wählte ihn auch zum Repräsentanten für den norddeutschen Reichstag. Ueber die Wirksamkeit des Freiherrn Maier Karl in demselben drückt ein Berichterstatter sich folgendermaßen aus: „Herr von Rothschild vertrat das Unglück seiner tiefgebeugten Vaterstadt (1866) im Sinne der stolzen Einwohnerschaft derselben und das Schweigen eines Mannes von seiner Geltung mag von Manchen als eine beredtere Sprache abgesehen worden sein, als wenn der Baron seinen Abneigungen durch [136] Amendements oder persönliche Bemerkungen öfters Ausdruck verliehen hätte. Er stimmte freilich fast immer mit der Majorität, glänzte jedoch in der Schlußsitzung, als über die ganze Verfassung abgestimmt wurde, durch – seine Abwesenheit.“ Bekannt ist die beißende Antwort, welche der Baron dem General von Manteuffel bei einer Unterredung in Betreff der berüchtigten, der Stadt Frankfurt von den Preußen auferlegten Contribution, gegeben hat: „Excellenz kennen genau die Tragweite ihrer gezogenen Kanonen, aber nicht die Tragweite der finanziellen Macht des Hauses Rothschild“. – Und wäre sein Rath, wie man auf der Börse spielen soll, von allen Denen, die sich vor der im Mai 1873 ausgebrochenen, in der Finanzgeschichte Europa’s noch nicht dagewesenen Katastrophe an der Wiener Börse am Börsenspiele im gierigen Haschen nach Gewinn betheiligt haben, beherzigt worden, Mancher säße nun gemüthlich daheim und lebte von seiner im Spiele gewonnenen mäßigen Rente und brauchte nicht über die Asche zu trauern, in welche sich seine goldene Kugel des Glückes – wie es im Gedichte Hammerling’s steht – verwandelte. Und dieser Rath? Nun Jemand fragte den Baron Maier Karl, wie man es machen müsse, um auf der Börse gut zu speculiren? Darauf erwiederte der Baron. „Wie im kalten Bade – rasch hinein und rasch wieder heraus“. Ueberhaupt circuliren von Baron Maier Karl mehrere treffende Antworten und Bonmots, welche seinen schlagfertigen Witz und weitsehenden politischen Blick bekunden. Ueber einen, an seinem Geschäftshause im April 1871 verübten Erpressungsversuch eines französischen Kaufmannes, Namens Charles Müller, der glücklicher Weise ohne üble Folgen abgelaufen war, brachten die Journale jener Tage [vergleiche das Wiener Fremden-Blatt, herausg. von Gustav Heine, 1871, Nr. 251: „Das Attentat gegen Baron Rothschild in Frankfurt“] ausführlichen Bericht. Baron Maier Karl ist mit seiner Cousine Luise, der Tochter des Freiherrn Nathan Maier, früheren Chefs des Rothschild’schen Hauses in England, vermält. Ueber die Kinder aus dieser Ehe vergleiche die Stammtafel. [Die Biene (Neutitscheiner Unterhaltungsblatt, 4°.) 1869, Nr. 31: „Rothschild’s Rath, wie man auf der Börse spielen soll“. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1858, Nr. 177, in der Rubrik: „Mannigfaltigkeiten“. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1862, Nr. 8: „Baron Rothschild“; 1871, Nr. 131. – Münchener Punsch. Humoristisches Originalblatt von M. E. Schleich (8°.) IX. Band (1856), Nr. 9: „An Herrn Karl Maier Baron von Rothschild“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 711. – Porträt. Holzschnitt mit der Unterschrift: „Meyer Karl Rothschild, Mitglied des ersten norddeutschen Reichstages, jetziger Chef des Frankfurter Hauses“, auf S. 587 des Werkes von Franz Otto: „Das Buch berühmter Kaufleute oder der Kaufmann zu allen Zeiten (Leipzig und Berlin, zweiter u. verm. Abdruck 1870, Otto Spamer, gr. 8°.), in ganzer Figur.]