Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 333. (Quelle)
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Ronzani, Dominik (Balletmeister im Kärnthnerthor-Theater in Wien, geb. zu Triest 19. Mai 1803). Sohn eines Schiffscapitäns, der noch unter der venetianischen Republik diente. So begleitete der Sohn noch als Kind den Vater auf seinen verschiedenen Fahrten nach Odessa, Alexandrien, in die Levante, studirte, um sich dem Berufe des Vaters zu widmen, in Triest die Nautik, welche er aber, da er dieß vornehmlich, um dem Wunsche des Vaters zu entsprechen, gethan, wieder aufgab, und seiner Lieblingsneigung folgend, Unterricht bei dem Balletmeister Fava nahm, bei dem er vortreffliche Fortschritte machte. Eine Liebesaffaire mit einer Venetianerin, die er jedoch nach einigen Jahren heirathete, brachte ihn in neue Conflicte mit seinen Eltern, denen er sich durch die Flucht entzog. Nun sich selbst überlassen, nahm er im Jahre 1820 in der Noth eine Statistenstelle beim Theater an, und während einer Wanderschaft von fünf Jahren, auf welcher er die Bühnen von Livorno, Rom, Triest, Brescia, Trient, Bologna, Turin und Ancona besuchte, hatte er sich vom letzten Figuranten zum ersten Tänzer hinaufgetanzt und überall großen Beifall geerntet. Da ihn die mimische Darstellung immer mehr anzog, als der bloße Tanz, bei welchem es zuletzt doch nur auf eine möglichst große Fertigkeit der Gliedmaßen ankommt, gab er seine Stelle als Ballettänzer auf und trat als Mimiker im königlichen Theater zu Turin auf, wo er schon bei seinem ersten Auftreten einen glänzenden Erfolg errang. Bald stand sein Ruf als einer der ersten Mimiker [334] seiner Zeit fest, er trat auf allen großen Bühnen der Halbinsel, in Rom, Neapel, Venedig, Florenz, dann in Parma, Turin, Brescia, endlich in London an der Seite der Elsler und Taglioni, überall große Triumphe feiernd, auf. Bei dem Eifer, mit dem er seine Laufbahn verfolgte, konnte es nicht ausbleiben, daß er zuletzt selbst Ballete componirte, und schon mit seinem ersten Werke, dem Ballete: „La morte di Procotieff“, das im Jahre 1839 in Turin gegeben worden, erntete er einen großen Erfolg. Ebenso gefiel sein zweites, auf derselben Bühne gegebenes Ballet: „L’ombra d’un vivo“. Nun componirte er in rascher Folge für die Bühnen in Rom, Mailand, Triest, Brescia, Bologna, Sinigaglia, Venedig und Florenz die folgenden Ballete: „Alvaros o mano di sangue“; – „Una festa Europea a Tunisi“; – „Catharina Howard“; – „L’orfana della Saleide“; – „Otello“, nach Shakespeare; – „Ugolino“; – „La serva Stiriana“; – „Dilara l’Africana“; – „Il Birichino di Parigi“; – „La sorella dell’ Arabo“; – „Il cavallo d’oro“ u. m. a. Im Jahre 1846 kam R. nach Wien, wo er als Choreograph und mimischer Darsteller großen Beifall erntete und mehrere Ballete, wie „La jolie de Gand“ und das besonders beliebte, das sich viele Jahre auf dem Repertoir erhielt: „Esmeralda“, eine Glanzpartie der Elsler in die Scene setzte. Die weiteren Schicksale des Triestiners, der, wenn er noch lebt, jetzt ein Siebziger ist, sind nicht bekannt.

Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 40. Jahrg. (1847), Nr. 113 u. 114, S. 452, „Künstler-Silhouette“ von Leone (Herz).