Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 93. (Quelle)
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Riedl, Johann (Custos des Salzburger Museums, geb. zu Kaiser-Ebersdorf nächst Wien im Jahre 1816, gest. zu Salzburg 6. September 1870). Der Sohn eines k. k. Artillerie-Officiers und erhielt seine Ausbildung in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt, aus welcher er als k. k. Officier austrat. Ein Kopfleiden hemmte für einige Zeit seine militärische Laufbahn. Als er später wieder in den activen Dienst zurückkehrte, rückte er zum Hauptmann vor und machte als solcher zwei Feldzüge mit. Seine im Ganzen schwächliche Gesundheit nöthigte ihn jedoch, im Jahre 1866 in den Ruhestand zu treten, den er in Salzburg genoß. Nach dem Tode des um Salzburg und sein Museum so hochverdienten Vincenz Maria Süß, im Jahre 1868, wurde er an dessen Stelle Custos des Museums. R., ein Freund und Pfleger der Geschichte, hatte schon früher Gelegenheit gehabt, nach dieser Richtung sich bemerkbar zu machen. So war es er, der von den zum Einstampfen ausgeschiedenen Acten des k. k. Kreisamtes und der Bergdirection zu Salzburg, als er dieselben bei dem Papierfabrikanten in Lenzfelden durchsah, mehrere, noch culturhistorisch sehr wichtige der Vernichtung entzog und nutzbar machte; ferner legte er eine Salzburger Autographensammlung an und sammelte Belege für eine Häusergeschichte Salzburgs, welche sämmtlich im Salzburger Museum hinterlegt sind. Als Custos des reichen Museums ging er sofort an die Katalogisirung des reichen, 20.000 Bände fassenden Bücherschatzes, dann der Kupferstich- und Musikaliensammlung, in welcher Arbeit er von dem Freiherrn von Kraus, dem k. k. Major Esebek und dem Compositeur Schläger wirksam unterstützt wurde. Der das Herzogthum Salzburg betreffende Theil dieses Kataloges erschien im Musealberichte des Jahres 1869 abgedruckt. Seiner sonstigen, die Benützung der Sammlung fördernden Einrichtungen gedenkt der in den Quellen angedeutete Nekrolog; ferner verfaßte er eine „Kurze Geschichte Salzburgs“ (Salzburg 1869, Dieter u. Comp., kl. 8°.), welche insofern sehr praktisch ist, als sie auch Hinweise auf einzelne, im Museum befindliche historische Denkmäler enthält. Die Zwecke der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, welche eine ganz ehrenwerthe Thätigkeit entfaltet und der Riedl seit ihrem Beginne, also schon im Jahre 1861 beitrat, förderte er auf das Emsigste; so veröffentlichte er schon im II. Bande der von ihm herausgegebenen „Mittheilungen“ (1862) den Aufsatz: „Ueber die landesherrlichen Bildersammlungen des Erzstiftes Salzburg“; – im III. Bande (1863): „Salzburgs Zeitungswesen. Mit einer tabellarischen Uebersicht“, eine in ihrer Art wirklich musterhafte Arbeit; – im IV. Bande (1864): „Marcus Sitticus, Erzbischof von Salzburg, und sein Neffe Jacob Hannibal Graf von Hohenems“; – ferner „Blasius Höfel. Biographische Skizze“; – im VII. Bande (1867): „Salzburgs Domherren. Von 1514 bis 1806“; außerdem mehrere kleinere, die Salzburgische Landeskunde betreffende Artikel in den schon genannten Mittheilungen, dann in den Musealberichten und in der „Salzburger Zeitung“. Während er die Leitung des Museums führte, war er auch für die Bereicherung desselben durch wichtige Erwerbungen bestrebt, unter denen jene der Waffensammlung des Grafen Ueberacker zu Sieghartstein, durch welche das Museum in [94] dieser Richtung ein wahres Unicum besitzt, besonders zu erwähnen ist. Und ein nicht zu unterschätzendes Verdienst Riedel’s ist es, daß er innerhalb der kurzen Zeit, welche ihm als Custos zu wirken gegönnt war, die werthvollen und reichen Sammlungen, die er als Chaos übernommen, soweit geordnet hatte, als dieß unter den obwaltenden Umständen überhaupt möglich gewesen.

Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (Salzburg, gr. 8°.) X. Vereinsjahr 1870, IV. Gesellschafts-Angelegenheiten, S. XII. – Neue freie Presse 1870, Nr. 2166, in der „Kleinen Chronik“.