Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schläger, Hedwig
Band: 30 (1875), ab Seite: 48. (Quelle)
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Schläger, Hanns (Tonsetzer, geb. zu Feldkirchen in Oberösterreich am 5. December 1820). Sein Vater, Lehrer in Feldkirchen, ertheilte ihm den ersten Musikunterricht, und zwar im Gesange und im Violinspiele. Im Alter von zehn Jahren sang S. die schwierigsten Tonstücke vom Blatte weg. Dieses Talent, verbunden mit seiner Stimme von seltenem Wohlklange, verschaffte ihm im Jahre 1832 eine Stelle als Sängerknabe im Chorherrenstifte St. Florian, wo er unter der Leitung eines vortrefflichen Violinspielers, Namens Gruber, seine Musikstudien mit großem Erfolge fortsetzte, so daß ihm Gelegenheit geboten war, bei musikalischen Festlichkeiten im Violinspiele und Gesange sich hören zu lassen. Mit der musikalischen Ausbildung ging der Unterricht in den Schulgegenständen, worin ihn der Chorherr Eduard Kurz unterwies, Hand in Hand. Um der damaligen 14jährigen Militärpflicht sich zu entziehen, widmete er sich anfänglich dem Lehrfache, dann aber entschied er sich für die Musik und begab sich im Jahre 1845 nach Wien, wo er unter des Hofcapellmeisters Gottfried Preyer [Bd. XXIII, S. 283] Leitung Composition studirte, aber auch Gesang und Clavierspiel auf das Eifrigste fortbetrieb. Im Jahre 1851 erhielt er an der eben damals begründeten Akademie der Tonkunst die Professur des Gesanges, legte aber dieselbe nieder, als er im Jahre 1854 zum Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins erwählt wurde. In diese Zeit fällt der Beginn seiner Thätigkeit als Componist. Sieben Jahre war S. in diesem Vereine, den er bei dem großen deutschen Sängerfeste in Nürnberg, am 23. Juli 1861, mit Otto’s[WS 1] „Reiterliede“ zum Siege führte, thätig gewesen, als er im letztgenannten Jahre einem Rufe als Domcapellmeister und Director des Mozarteums nach Salzburg folgte. Daselbst wirkte S. in den beiden genannten Eigenschaften, wie denn auch als Dirigent der Liedertafel und Singakademie ungemein fördernd für die Entwickelung des Musiklebens in Salzburg und brachte durch die Vereinigung der genannten Körperschaften große Tonwerke zur erstmaligen Aufführung, so z. B. im Jahre 1863 Haydn’s „Schöpfung“, 1864 Rob. Schumann’s „Das Paradies und die Peri“, 1865 Felicien David’s „Die Wüste“, 1866 Bruch’s „Frithiof“, 1867 Mendelssohn’s „Paulus“ und Schumann’s „Der Rose Pilgerfahrt“. Im letztgenannten Jahre legte er in Folge seiner Vermälung mit der Gräfin Oldershausen die Domcapellmeister-Stelle nieder, lebte dann längere Zeit in Cannstadt, kehrte aber im Mai 1869 wieder nach Salzburg zurück, wo er sich nun ganz seiner Kunst hingibt. [49] Von S.’s Compositionen sind mehrere durch den Druck verbreitet, und zwar einige Hefte ein- und mehrstimmiger Lieder, Gesänge für Männer- und gemischten Chor, eine Messe für Männerstimmen mit Hörnerbegleitung, ein (preisgekröntes) Streichquartett, mehrere Instrumentalstücke und die Partitur der Oper „Heinrich und Ilse“, welche im Frühlinge 1868 unter Mitwirkung der Kräfte der Salzburger Singakademie und Liedertafel und einiger ausgezeichneter Dilettanten, wie der Gräfinen Hedwig Gatterburg und Marie Spaur, zur Aufführung kam und einen vollständigen Erfolg feierte, so daß am Schlusse der Oper dem Compositeur ein Lorbeerkranz überreicht wurde. Eine zweite Aufführung der Oper fand im Mai 1870 Statt, wo sich wieder ein Fall abscheulichsten Künstlerneides kundgab, indem aus den einzelnen Stimmparten die obligatesten Nummern des zweiten Actes theils ausgeschnitten, theils mit Röthel durchstrichen waren. Glücklicher Weise wurde diese Büberei im Zwischenacte entdeckt und dadurch die beabsichtigte Verwirrung vereitelt. Größer ist die Zahl von S.’s ungedruckten Compositionen, von denen aber mehrere durch die Aufführung bekannt wurden, so z. B. eine Messe in F, welche im Jahre 1867 bei den Dominikanern in Wien aufgeführt wurde und ungetheilten Beifall fand, zwei Messen mit Orchester, eine Vocalmesse, mehrere Gradualien und andere kirchliche Werke, eine Scene aus „Waldmeisters Brautfahrt“: „Jung Sigurd“, Gedicht von Felix Dahn, beim Cäcilien-Concerte der Salzburger Liedertafel am 22. November 1874, und die Oper: „Hans Haidekukuk“, letztere wiederholt in Salzburg mit Beifall gegeben. Von anderen größeren Tonwerken S.’s sind noch zu nennen die Oper: „Die Prophezeiung“ und sein neuestes Opus: „Doctor und Friseur“, welches von der Direction der komischen Oper in Wien zur Aufführung angenommen wurde, an welche jedoch bei den Verhältnissen dieses Theaters im Augenblicke kaum zu denken ist. Die Kunstkritik rühmt an Schläger’s Compositionen Originalität der Erfindung, stylvolle Charakteristik der Personen und Handlung und farbenreiche Instrumentirung. Er verräth in Allem, was er schreibt, gründliche musikalische Bildung und vornehmlich – guten Geschmack. Als er die Domcapellmeister-Stelle niederlegte, gaben ihm die sämmtlichen, in Salzburg bestehenden musikalischen Vereine Beweise der Theilnahme und des Bedauerns über seinen Abgang zugleich mit ehrenvollen Zeichen der Erinnerung an seine Wirksamkeit, so überreichte ihm die Singakademie einen geschmackvollen, reich verzierten Tactirstock, die Liedertafel einen silbernen Becher, das Orchester des Mozarteums ein von allen Mitgliedern unterfertigtes Memoire, in welchem seiner um die Förderung des Musiklebens in Salzburg erworbenen Verdienste in den wärmsten Worten gedacht wird.

Engl (Johann Ev.), Gedenkbuch der Salzburger Liedertafel zum fünfundzwanzigjährigen Stiftungsfeste am 22. November 1872 (Salzburg 1872, 8°.) S. 293. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 469. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 317. – Fremden-Blatt. Von G. Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 125 u. 286, in den Kunst- und Theater-Nachrichten; dasselbe 1870, Nr. 123. Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1868, Nr. 287. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1874, Nr. 3683 (26. Nov.). – Porträt. Unterschrift: Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins, Hanns Schläger (Facsimile des Namenszuges). Eduard Kaiser [50] 1858 (lith.). Gedr. bei Jos. Stoufs in Wien (Fol.). –

Anmerkungen (Wikisource)