BLKÖ:Raab, Ignaz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Raab, Eduard von
Band: 24 (1872), ab Seite: 158. (Quelle)
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Raab, Ignaz Joseph (Maler, geb. zu Nechanitz bei Bydczow in Böhmen 5. September 1715, gest. im Stifte Welehrad in Mähren 21. Jänner 1787). Da er schon als Knabe Talent für die Kunst zeigte, gab ihn sein Vater zu dem Maler G. Major in Gitschin – nicht Gitezin, wie es bei Nagler heißt – in die Lehre, wo er mehrere Jahre unter der Leitung seines Meisters sich in der Kunst bildete und in kurzer Zeit so sehr durch seine Geschicklichkeit sich hervorthat, daß dem Schüler bald mehr Aufträge zukamen als dem Meister. Aber eben dieser Umstand ist es, der ihn an ernsten Studien hinderte, denn die zahlreichen Aufträge ließen ihm nicht Zeit, sich der Ausführung mit der nöthigen Muße und dem genauen Studium der Natur oder guter Vorbilder hinzugeben, und so erwarb er sich wohl eine tüchtige Technik, ja selbst ein für den ersten Augenblick bestechendes Colorit, würde aber unter günstigeren Verhältnissen und insbesondere bei guter Anleitung ungleich Bedeutenderes geleistet haben. Seine Geschicklichkeit richtete die Aufmerksamkeit der Jesuiten auf ihn, die ihn zuerst als Laienbruder, am 2. November 1744 aber ganz in ihren Orden aufnahmen, in welchem [159] er aber immer seine Kunst ausübte und eine erstaunliche Menge Bilder sowohl in Oel wie in Fresco malte. Nach Aufhebung des Ordens hielt er sich einige Zeit in der Kanonie Obrowitz bei Brünn auf, später zog er sich in das Stift zu Welehrad zurück, wo er im Alter von 72 Jahren starb. Von seinen zahlreichen Bildern sind anzuführen: zu Brünn in der Kirche des Königinklosters die Altarblätter: „Allerheiligen“; – „Die 14 Nothhelfer“ und „Der H. Dominik“; – im Brünner Kreise zu Schwarzkirchen: „Die H. Anna“; – zu Göding: das Hochaltarblatt in der Pfarrkirche; – zu Neu-Hwirzdliz drei Altarblätter in der Pfarrkirche; – zu Scharatiz das Hochaltarblatt; – zu Oslowan: „Der H. Nikolaus“ und im Vorkloster 36 Bilder an den Seitenwänden; – zu Olmütz in der Garnisonskirche: „Der H. Joseph“; – im Olmützer Kreise zu Wüst-Siebersdorf: „Die H. Magdalena“, Hochaltarblatt; – zu Wiesenberg: „Der H. Franziscus Xaverius“ und „Der H. Leonard“, in der Kirche der HH. Cyrill und Method; – zu Altmarschendorf: das Hochaltarblatt in der Filialkirche; – zu Trübau: das Altarblatt in der Kirche zum h. Vincenz und Alois; – zu Iglau: „Der H. Ignaz“, in der Ignaziuskirche; – im Iglauer Kreise zu Pirnitz: das Hochaltarblatt in der Pfarrkirche: – zu Teltsch: „Der H. Joseph“ und „Die schmerzhafte Mutter Gottes“, in der ehemaligen Jesuitenkirche; – im Prerauer Kreise zu Bartelsdorf drei Altarblätter in der Pfarrkirche; – zu Fulnek 7 Altarblätter in der Pfarrkirche; – zu Rokitnitz 3 Altarblätter; – im Hrabischer Kreise, zu Mistrzin: 3 Seitenaltarblätter; – zu Billowitz 3 Altarblätter in der Johanneskirche; – zu Spittenau das Hochaltarblatt in der Kirche Mariä Himmelfahrt; – zu Kunowitz 3 große Bilder an den Seitenwänden; – zu Borschitz: „Die H. Katharina und der H. Wenzeslaus“; – zu Scharditz: „Der H. Michael“, Hochaltarblatt; – zu Domanin: 2 Altarblätter; – zu Wellehrad: „Mariä Himmelfahrt“, Hochaltarblatt; – zu Jalub 2 Seitenaltarblätter; – zu Zdaunek: 3 Altarblätter; – zu Ungarisch-Hradisch das Hochaltarblatt und die übrigen Gemälde in der Pfarrkirche. In Böhmen befinden sich von R.’s Bildern in der St. Niklaskirche auf der Prager Kleinseite mehrere Altarblätter; – zu Zehaunitz: „Der H. Gotthard“, Hochaltarblatt; – zu Kolin: „Der H. Florian“, in der Stadtkirche; – zu Wostrzadek: „Der H. Johann Nepomuk“ und 2 Seitenaltarblätter. Nach Aufhebung des Jesuitenordens gingen viele von seinen Bildern in den Besitz anderer Kirchen und an Private über, welche dieselben ankauften. So kaufte das Prämonstratenserstift Strahow „Die Apostel“ für die Stiftskirche; die Elisabethinerinen in der Prager Neustadt die ganze Lebensgeschichte der HH. Aloisius und Stanislaus für ihr Kloster, wo sie Dlabacz noch im Jahre 1815 in den Gängen des Klosters sah; viele seiner Gemälde gingen sogar nach St. Petersburg. Dlabacz meint, bei der großen Anzahl von Raab’s Gemälden könne man zweifeln, ob er Alles das, was man von ihm gesehen, selbst gemalt habe. Jedoch seine eigene gute Art zu malen, seine geistreichen Erfindungen und die richtige Zeichnung sprechen für ihn. Andere Kritiker bemerken, daß sein Colorit sehr saftig und seine Gesichter alle sehr liebreich seien. Er erscheint bald als Ignaz, bald als Joseph, und auch als Ignaz Joseph Raab.

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum [160] Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottlieb Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 325. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. III, S. 143, im Aufsatze: „Ueber bildende Künste in Mähren“. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XII, S. 179. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck[WS 1], gr. 8°.) S. 236, 258 u. 390 [Tschischka führt zwei Künstler des Namens Raab und mit dem gleichen Taufnamen Ignaz und und beide Jesuiten an; allem Anscheine nach ist es ein und dieselbe Person]. – Wolný (Gr.), Kirchliche Topographie von Mähren (Brünn 1866, gr. 8°.) Brünner Diöcese, Bd. I, S. 49. 145, 151, 194, 228, 340, 438; Bd. II, S. 12, 31, 189, 329, 389; Bd. III S. 5, 102, 439, 502; Bd. IV, S. 9, 27, 45, 155; Olmützer Diöcese, Bd. II, S. 73, 157, 163, 190; 200, 215, 228, 231, 238, 241, 257, 258, 324, 447; Bd. III, S. 190, 279, 313, 393; Bd. IV, S. 32, 60, 169, 173, 181, 188, 206, 252, 392; Bd. V, S. 155, 198, 267, 271. – Meyer (J.) Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. V, S. 320.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Franz Beck.