Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Röll, Moriz
Band: 26 (1874), ab Seite: 232. (Quelle)
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Röll, Anton (Botaniker, geb. zu Jaroslaw in Galizien 24. November 1832, gest. zu Wien 25. October 1855). Sein Vater war technischer Lehrer an der Hauptschule in Jaroslaw. Mit demselben, der im Jahre 1842 nach Wien übersetzt wurde, kam auch der Sohn dahin, beendete daselbst fünf Gymnasialclassen, und durch die Ereignisse des Jahres 1848 in seinen Studien unterbrochen, trat er in den eben erweiterten pädagogischen Lehrcurs an der Normal-Hauptschule zu St. Anna in Wien ein. Im Jahre 1850 setzte er seine Studien am akademischen Gymnasium fort, insbesondere der Naturwissenschaft und Mathematik sich zuwendend, aus denen er sich für eine Lehrerstelle vorbereiten wollte. Unter Unger, Fenzl und Kollar trieb er mit besonderem Eifer Botanik und Zoologie. Im Jahre 1854 unterzog er sich den Prüfungen für die Lehrfächer der Physik und Naturgeschichte an Ober-Realschulen, die er mit günstigem Erfolge ablegte. Ungeachtet ihn während dieser anstrengenden Studien schwere Krankheiten, wie Typhus, Cholera, physisch erschöpften, setzte er sie doch mit größtem Eifer zur Erlangung des philosophischen Doctorates fort, aber ein plötzlich eingetretener Bluthusten vereitelte alle vorangegangenen und befreite ihn in der Blüthe seines Lebens auch von allen ferneren Mühen. So jung R. war, so war er doch in seinen Lieblingsgegenständen auch mehrfach als Schriftsteller thätig. In dem von Dr. Skofitz herausgegebenen botanischen Wochenblatte sind von ihm enthalten, im Jahrgange 1855, Nr. 6: „Recension über Wagner’s Unternehmen“; – Nr. 12: „Ueber die chemischen Kenntnisse von den Kryptogamen“; – Nr. 25: „Ueber die Farbe des Meeres“; – „Neue Stoffe zur Papierfabrication“ und Nr. 38: „Ueber einen neuen Webestoff“; – in den Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins, 1854: „Die Bearbeitung der Abtheilung der Pilze in Pokorny’s Vorarbeiten zur Kryptogamenflora Unterösterreichs“; – „Ueber das Vorkommen der Trüffel“;, – 1855: „Ueber Photographie nach lebenden Pflanzen“; – „Beiträge zur Kryptogamenflora Unterösterreichs“; – im Jahresberichte der k. k. meteorologischen Central-Anstalt, II. Jahrgang. 1854: „Beobachtungen der ersten Blüthen im Gebiete der Wiener Flora“; überdieß veröffentlichte er seine in dieser Anstalt nach der bezeichneten Richtung gemachten Beobachtungen von Zeit zu Zeit in der amtlichen Wiener Zeitung. Zuletzt beschäftigte sich Röll u. a. mit der Bearbeitung der Flora des Marchfeldes. Auch als Sammler war R. ungemein thätig; so besaß er ein schönes Herbarium, eine große Sammlung von Schmetterlingen, Käfern, Mineralien und anderen Naturproducten. Dabei förderte er wo und wie er nur [233] konnte, mit einer liebenswürdigen Bereitwilligkeit ohne Gleichen wissenschaftliche Interessen und hinterließ an mehreren Wiener Bildungsanstalten werthvolle Andenken seiner Thätigkeit; so verdankt ihm das k. k. botanische Museum die Ordnung des mykologischen Herbars; da er sehr geschickt im Zeichnen und Malen war, vollendete er für das akademische Gymnasium zu Wien mehrere Abbildungen in großem Maßstabe, darunter eine große Wandkarte des österreichischen Kaiserstaates in theilweise origineller Ausführung und mit Abbildungen eßbarer Schwämme; auch versuchte er sich unter Anleitung des Professors Simony im Landschaftzeichnen und in Zinkradirung. Werthvolles befand sich auch in seinem Nachlasse, darunter umfangreiche Materialien zu einer Pilzflora von Niederösterreich, mit deren Bearbeitung er kurz vor seinem Tode beschäftigt war, ferner deren zu einem Berichte über die Leistungen auf dem Gebiete der Mykologie in den Jahren 1840–1855, und dann eine erschöpfende Darstellung der Vegetationsverhältnisse des Marchfeldes und mehrere andere Arbeiten pflanzengeographischen und phänologischen Inhalts. Ob der nach seinem Tode laut gewordene Wunsch, diese Materialien zu sichten und der wissenschaftlichen Forschung auf dem von dem Verstorbenen mit sichtlicher Sorgfalt und gediegener Sachkenntniß gepflegten Gebiete zu zu erhalten, erfüllt worden, und überhaupt, was damit geschehen, ist nicht bekannt. Daß aber mit Anton Röll eine nicht gewöhnliche geistige Capacität, die noch zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, vor der Zeit entrissen worden, dafür gibt das Urtheil eines tüchtigen Fachmannes, des auch erst vor Kurzem gestorbenen August Neilreich (gest. 1. Juni 1872), die sicherste Bürgschaft, da Neilreich in der in den Quellen angeführten „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“ keinen Anstand nimmt, Röll „den ersten Mykologen Niederösterreichs“ zu nennen.

Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien (Wien, 8°.) V. Bd. (1855), in den Sitzungsberichten S. 105: „Nachruf Röll’s“ von Prof. A. Pokorny; – in den Abhandlungen S. 64, im Aufsatze von Neilreich: „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“.