BLKÖ:Quadrio, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Quadri, Dominik
Band: 24 (1872), ab Seite: 132. (Quelle)
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Quadrio, Franz Xaver (gelehrter Jesuit, geb. zu Ponte im Veltlin 1. December 1695, gest. zu Mailand 1756). Trat im Alter von 15 Jahren in Venedig in den Orden der Gesellschaft Jesu, wo er im Lehr- und Predigtamte thätig war. Als er in Bologna im adeligen Convict lehrte, schrieb er sein Werk: „Della poesia italiana, libri due“ (Venezia 1734), welches et unter dem Pseudonym Giuseppe Maria Andrucci herausgab und das seiner Zeit ziemliches Aufsehen erregte. Darauf ging er nach Padua, wo ihn P. Andreas Zuccheri beredete, seine oberwähnte literarische Arbeit fortzusetzen und weiter auszudehnen und in Folge dessen entstand das Werk: „Della storia e della ragione d’ogni poesia“, 5 Bände (der 1. zu Venedig 1736, die folgenden 4 zu [133] Mailand 1741–1749, 8°.), welches dem Herzoge von Modena Franz III. gewidmet ist und noch größeres Aufsehen erregte als das früher erschienene. Auch würde Q. dasselbe kaum zu Ende geführt haben, wenn er in seiner Arbeit nicht von dem Marchese Alexander Theodor Trivulzi auf das Werkthätigste unterstützt und nach jeder Seite hin gefördert worden wäre. Nun erlangte er über sein Ansuchen von seinem Gönner, dem Papste Benedict XIV., die Erlaubniß, sein Ordenskleid ablegen zu dürfen, worauf er in die Schweiz ging und dort einige Male Gelegenheit fand, für die katholische Religion als Vertheidiger in die Schranken zu treten. Aus der Schweiz begab er sich nach Paris, wo er Voltaire kennen lernte und an dem Cardinal von Tencin einen einflußreichen Mäcen fand. Nach seiner Rückkehr nach Italien verweilte er einige Zeit in seiner Heimat Veltlin, dann begab er sich im Jahre 1748 nach Rom, wo ihm sein Gönner Papst Benedict XIV. dem Cardinal Quirini, Bischof von Brescia, auf das Wärmste empfahl. Nun begab sich Q. nach Mailand, nahm daselbst seinen bleibenden Aufenthalt und erhielt im Jahre 1751 die Stelle des Bibliothekars am Hofe des kaiserlichen Gouverneurs in Mailand, Graf Johann Lucas Pallavicini. Durch des Grafen Christiani Verwendung erhielt er auch von der Kaiserin Maria Theresia eine Jahrespension, aber sein bald darauf erfolgter Tod verhinderte den Genuß dieser Gnade. Von anderen Werken Q.’s sind noch anzuführen: „Dissertazioni storicho-antiche intorno alla Rezia cisalpina“, 3 volumi (Milano 1755 und 1756). In Handschrift hinterließ er eine allgemeine Botanik, ein größeres medicinisches Werk und man will wissen, daß er an Giacomo Zanichelli’s botanischem Werke großen Antheil habe. Q. war Mitglied fast der meisten italienischen Akademien.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 327.