Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pucher, Johann
Band: 24 (1872), ab Seite: 44. (Quelle)
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Pucher, Andreas (Humanist, geb. auf der Tilmisch-Mühle bei Leibnitz in der Steiermark 23. November 1743, gest. zu Gratz 23. Juli 1803). Der Sohn eines Müllers, besuchte die deutschen Schulen in Leibnitz, das Gymnasium in Gratz und begann, dem Willen seiner Eltern folgend, das Studium der Theologie daselbst. Bereits hatte er die niederen Weihen empfangen, konnte sich aber doch nicht entschließen, in einem Stande zu bleiben, für den er keine Neigung empfand. So verließ er gegen den Willen seiner Eltern den geistlichen Stand und begab sich mit einer Abfertigung von 500 fl., die ihm seine Mutter gegeben, nach Wien, wo er das Studium der Rechte vollendete. Er hatte sich kümmerlich durch Unterrichtertheilen fortgebracht, trat dann bei dem Hofkriegsrathe in den Staatsdienst, wurde nach abgelegter Auditoriatsprüfung Auditor bei dem Kürassier-Regimente Podstatzky und kam darauf in gleicher Eigenschaft zum Dragoner-Regimente Großherzog von Toscana; da er sich aber bei seiner Neigung für wissenschaftliche Beschäftigung in seinem Stande nicht behaglich fühlte, benützte er die nächste Gelegenheit, in Civildienste zu übertreten. So wurde er zunächst Magistratsrath in Gratz, nach drei Jahren Burgamtmann zu Villach, bald darauf Oberamtmann zu Wolfsberg; im J. 1791 Gubernialrath und Staatsgüter-Administrator zu Klagenfurt und im Jahre 1793 Kreishauptmann zu Judenburg. Auf diesem letzteren Posten hat er sich als Schulmann und Humanist in des Wortes vollster Bedeutung ein bleibendes Andenken gestiftet. Die Erziehung der Jugend und die Förderung der Volksbildung in seinem Kreise ließ er sich die angelegentlichste Sorge sein. Er besuchte oft persönlich die Schulen, um den Unterricht nach allen Richtungen zu überwachen. Er führte im ganzen Kreise die Sonntagsschulen wieder ein, welche durch Sorglosigkeit eingegangen waren. In der Judenburger Hauptschule ließ er in halbjährig erscheinenden Programmen öffentliche Nachricht von dem Zustande der Schule geben. Am 1. Juni 1795 erließ er ein Circular über das Schulwesen seines Kreises, welches ein in der Geschichte des Unterrichts in Oesterreich denkwürdiges Actenstück bleibt. Aber auch in anderer Weise bewährte sich P. als tüchtiger Kreisvorstand, so im Jahre 1797, als die französischen Heere in die Steiermark einfielen, bei welcher Gelegenheit er auf seinem Posten ausharrte, durch einen Aushilfsfond den vom Feinde geplünderten Gegenden ergiebige Hilfe brachte und durch entschiedenes standhaftes Auftreten selbst dem Feinde Achtung abtrotzte. Im Jahre 1797 kam er als wirklicher Gubernialrath nach Gratz, wo er bis an sein im Alter von 60 Jahren erfolgtes Lebensende das Studienreferat leitete. P., ein vielseitig gebildeter Mann, war auch literarisch thätig; sein Biograph gibt leider nur sehr oberflächliche Nachrichten nach dieser Richtung und meldet, daß P. einige Broschüren, unter anderen eine über das Wetterläuten, einen Dialog, betitelt: „Der Ochs, Esel und Mensch“, dann mehrere Theaterstücke und in den letzten Jahren seines Lebens verschiedenes über Erziehungsgegenstände [45] und mehreres für das von André redigirte Brünner politische Tageblatt geschrieben habe. In seinem Nachlasse fanden sich mehrere interessante Aufsätze und ein unvollendetes Manuscript von pädagogischem Inhalte. P. hat auch die von dem Grafen Berthold im patriotischen Tageblatte zu Brünn aufgegebene Preisfrage: „Welche sind die Ursachen der verminderten Bevölkerung in den k. k. Staaten und wie ist ihnen abzuhelfen?“ beantwortet“. Obgleich keine von den neun eingeschickten Beantwortungen als des Preises würdig befunden wurde, so ward doch jene von Pucher als die verhältnißmäßig beste anerkannt und wurde noch nach seinem Tode seiner Witwe von dem Preisaufgeber die Summe von 50 Ducaten übersendet. Ein Freund P.’s hat ihm eine Grabschrift gewidmet, worin eine Stelle heißt: „was er that, schrieb feierlich der Menschheit Genius in’s ewige Buch, um laut einst zu verkünden am Tage des Gerichts den Brüdern ihres Bruders wahren Werth“.

Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, Gebrüder Tanzer, kl. 8°.) S. 47 bis 60. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrgang (1840), 2. Heft, S. 27. –