Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 263. (Quelle)
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Preradović, Peter von (k. k. General-Major und croatischer Dichter, geb. zu Grabovnica in der Militärgrenze 18. März 1818). Sein Vater, der [264] selbst Officier war, bestimmte ihn auch zur militärischen Laufbahn. Im Alter von acht Jahren kam er auf die Elementarschule zu Grubišnopolje, später besuchte er durch zwei Jahre die Schule zu St. Georgen und dann verbrachte er ein Jahr in der Militärschule zu Belovar. Nachdem er, als er erst 10 Jahre alt war, seinen Vater durch den Tod verloren, gelang es seiner Mutter, für ihn einen Stiftungsplatz in der Wiener-Neustädter Militär-Akademie zu erhalten, in welche er zu Ende des Jahres 1830 eintrat. Nach einer achtjährigen Studienzeit, während welcher P. stets den ersten Rang unter seinen Studiengenossen behauptet hatte, wurde er als Lieutenant in das damalige Infanterie-Regiment Baron Bakonyi eingetheilt. Den Zeitraum vom Jahre 1838 bis 1848 brachte P. mit seinem Regimente theils in Croatien, Dalmatien, theils in Ungarn zu. Im Jahre 1848 nahm er an dem italienischen Feldzuge Theil, focht bei Gliangeli, Curtatone und Goito mit Auszeichnung und wurde in kurzer Zeit zum Hauptmanne befördert. Im folgenden Jahre wurde P. zum Chef der Militärangelegenheiten bei der Banal-Regierung in Agram ernannt, und hierauf von diesem Posten zum ersten Banal-Grenzregimente übersetzt. Später wurde er dem Landes-General-Commando zugetheilt und versah dann einige Zeit hindurch die Stelle eines Inhabers-Adjutanten bei dem Banus Jelačić. Im Jahre 1852 in politischen Angelegenheiten zu Omer-Pascha nach Travnik gesandt, wurde er nach seiner Rückkehr noch in demselben Jahre zum Major und Commandanten des damals in Cremona stationirten 2. Bataillons im Deutsch-Banater-Grenzregimente befördert. Im folgenden Jahre kehrte er mit dem Regimente nach Pončevo zurück, lebte bis März 1854 am Kordon zu Kovin, wo er zum Romanen-Banater-Grenzregimente übersetzt wurde. Im Juli desselben Jahres marschirte P. mit seinem Bataillon nach Siebenbürgen, wurde jedoch bald darauf von dem Armee-Obercommando nach Wien berufen. Der Verlust seiner Tochter und kurze Zeit darauf jener seiner Frau, bewogen ihn, um Versetzung zur Truppe zu bitten, welcher Wunsch ihm auch durch Eintheilung in das 1. Banal-Grenzregiment gewährt wurde. 1858 wurde P. Oberstlieutenant im Generalstabe, in welches Corps er im Jahre 1857 eingetreten war. Während des Feldzuges 1859 war P. zuerst dem 1., dann dem 4. Armeecorps zu Triest zugetheilt, kam dann bei dem General-Commando der 2. Armee in Adelsberg in Verwendung, wo er zum Obersten avancirte. Als solcher hatte er in Temesvar, Wien und 1865 in Verona seine Station. Der Mai 1866 brachte P. den Generalsrang und jetzt ist er als Brigadier in Wien angestellt. Jedoch weniger seine militärische Laufbahn ist es, welche ihm auf einen Platz in diesem Werke Anspruch gibt, als seine poetische Wirksamkeit, in Folge welcher P. als einer der bedeutendsten südslavischen Poeten der Gegenwart anzusehen ist. Schon in der Akademie zu Wiener-Neustadt zeigte sich in ihm die poetische Ader und er schrieb zu dieser Zeit viele kleinere Gedichte in deutscher Sprache. Besonderen Einfluß auf P. nahm Iwan Kukuljević-Sakcinski, der aus der ungarischen Edelgarde als Lieutenant in P.’s Regiment eingetreten war und ihn veranlaßt hatte zu seinen Gedichten nur vaterländische Stoffe zu wählen. Das erste Gedicht dieser Art in deutscher Sprache ist „Das Uskokenmädchen“, welches in der damals von Draxler in Agram redigirten Zeitschrift [265] „Croatia“ erschien. Als P. 1843 nach Dalmatien kam, wurde er in die dortigen von nationaler Begeisterung gehobenen Kreise eingeführt, nun auch erlernte er seine Muttersprache wieder, die er durch den langen Aufenthalt in fremden Ländern fast ganz vergessen hatte. In der von Anton Kuzmanić herausgegebenen Zeitschrift „Zora dalmatinska“, d. i. Dalmatiens Morgenröthe, veröffentlichte P. seine ersten Gedichte in croatischer Sprache. Im Jahre 1846 gab P. in Zara seine erste Sammlung croatischer Gedichte heraus, in welchen u. a. das Gedicht: „Der Vila Traum“ in klangvollen Terzinen die düstere Vergangenheit der südslavischen Nation schildert und eine bessere Zukunft prophezeit. Außerdem enthält diese Sammlung noch Uebersetzungen aus Goethe, Lenau, Bürger und Anderen. P. wurde für dieselbe mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Während seines Aufenthaltes in Agram veröffentlichte er eine zweite Gedichtsammlung. Außer diesen beiden selbstständigen Sammlungen erschienen auch noch in Journalen und Zeitschriften zahlreiche Gedichte von P. Die bibliographischen Titel seiner Werke sind: „Pèrvenci“, d. i. Erstlinge (Zara 1846, Demarchi-Rougier, 8°.); – „Pjesma svetl. banu baronu Jusipu Jelačiću Bužimskomu i njegovoj supruzi Sofiji“, d. i. Festgedicht auf den Banus Jelačić u. s. w. (Agram 1850, Gaja, 4°.); – „Nove pjesme“, d. i. Neue Lieder (Agram 1851, Franz Zupan, 8°.). Ueber den ästhetischen Werth der Poesien P.’s fällt sein Biograph folgendes Urtheil: „Als Dichter verdient er neben Ivan Mažuranić [Bd. XVII, S. 199] die nächste Stelle und zeichnet sich gleich diesem durch Originalität, Schwung und Kraft aus, obwohl er der Vertreter einer andern, von Mažuranić verschiedenen Richtung ist. P. ist ebenso eine Dichterseele in seinem Leben wie in seinen Werken und einer der besten Dichter der jetzigen Slavenwelt“. Es scheint, daß P. unter den croatischen Dichtern denselben Rang einnimmt, den Prešern [s. d. S. 267] unter jenen der Slovenen. Auch Preradović hat sich an den edelsten Mustern der neueren deutschen Lyrik herangebildet. In Handschrift, des Druckes gewärtig, besitzt P. ein größeres episches Gedicht: „Die ersten Menschen“ (Prvi ljudi). Im Jahre 1864 wurde P. in Anbetracht seiner militärischen Verdienste gestattet, in den Genuß des Adels zu treten, welchen Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1626 vier Brüdern dieses Namens verliehen hatte. P. war zweimal vermält: Seine erste Frau, Pauline geborne de Ponte, ist im Jahre 1855 gestorben. Im Jahre 1865 vermälte er sich zum zweiten Male mit Emma, der Tochter des Ministerialrathes Johann Wenzel Regen, Ritter von Bleyleben.

Slavische Blätter. Illustrirte Zeitschrift für die Gesammtinteressen des Slaventhums, redigirt und herausgegeben von Abel Lukšić (Wien 1865, Abel Lukšić, 4°.) I. Jahrgang (1865), S. 411 u. 435. – Slovník naučný, Redakt. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 920. – Ilirska čitanka za gornje gimnazije, d. i. Illyrisches Lesebuch für Obergymnasien (Wien 1860, Schulbücher-Verlag, gr. 8°.) Bd. II, S. 325. – Gliubich di Città vecchia (Simone Abb.), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna e Zara 1856, 8°.) p. 260. – Porträt. Dasselbe im trefflichen Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in Abel Lukšić’s „Slavischen Blättern“, I. Jahrg. (1865), S. 412.