BLKÖ:Preisinger, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 23 (1872), ab Seite: 251. (Quelle) | |||
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Tomaselli und später bei dem Italiener Mozzari, bei welchem er auch Rossini kennen lernte. Zu seiner Unterhaltung sang und spielte P. in diesen Jahren häufig auf Privattheatern, so bei Geymüller mit Castelli und bei Nestroy, dem Vater des unvergeßlichen Wiener Komikers und Possendichters, mit dem letzteren. Auch machte P. zu jener Zeit mit einem Freunde, der viele Verwandte in Italien hatte, eine mehrmonatliche Reise dahin, und lernte auf derselben die bedeutendsten Städte und Theater der Lombardei wie Venetiens kennen. Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jahre 1823 wurde P. den beiden Impresarien Barbaja und Duport vorgestellt und, nachdem er Probe gesungen, allsogleich auf ein [252] Jahr als erster Baßbuffo für die deutsche, als zweiter für die italienische Oper am Kärnthnerthor-Theater in Wien engagirt. Am 2. December 1823 trat P. zum ersten Male als Podestà in der Oper „Gazza ladra“ unter großem Beifalle auf. Seine anderen Debutrollen waren der Lustige Schuster in F. Paër’s gleichnamiger Oper und Leporello im „Don Juan“. Besonderes Glück machte P. jedoch in der bald nach seinem Auftreten neuerschienenen Oper Auber’s „Schnee“ als Gärtner. P. sang damals mit den bedeutendsten Sängerinen und Sängern seiner Zeit, wie mit der Unger, Sonntag, mit Forti, Haizinger und Anderen. Als jedoch die Direction im Herbste 1824 erklärte, sie trete zu Ostern des folgenden Jahres ab, ging P., da sein Contract im December 1824 ablief, zu Stöger nach Gratz, mit diesem von da nach Preßburg, wo er bei Gelegenheit der Krönung der Kaiserin Karoline Auguste durch seinen Gesang die Aufmerksamkeit aller Opernbesucher auf sich lenkte. Als im Jahre 1826 Barbaja und Duport neuerdings die Direction des Kärnthnerthor-Theaters übernahmen, wurde P. abermals Mitglied desselben und erntete schon in der Eröffnungsoper „Die Jugend Peter des Großen“ von Weigl ungetheilten Beifall. Dieser steigerte sich noch über seine Leistungen als Schlosser in der damals neuen Oper: „Maurer und Schlosser“, und besonders als Mephistopheles in Ludwig Spohr’s Oper: „Faust“. Bald war P. ein Liebling des Publicums und behauptete unter den Künstlergrößen der damaligen Zeit, in welcher ein Fodor, Lalande, ein Rubini, Lablache, Donzelli und Andere, die Glanzperiode der Wiener Oper, bildeten, einen ehrenvollen Platz. Als die beiden vorerwähnten Directoren zu Ostern 1828 abermals die Oper schlossen, ging P. mit Stöger in Gratz einen Contract ein, den er im Spätherbste antreten sollte, für die Zwischenzeit aber folgte er einem Rufe Spontini’s, der P. in Wien kennen gelernt, zu einem Gastrollencyklus im kön. Operntheater zu Berlin. Zehnmal trat P. in Berlin unter großem Beifalle auf und erhielt einen sehr günstigen Engagementsantrag, welchen er jedoch, da er bereits fest engagirt war, ablehnte. Hierauf machte P. eine Reise durch Deutschland und Frankreich, auf welcher er sich auch einige Wochen in Paris aufhielt. Dann ging er Ende 1828 an seine Bestimmung nach Gratz und wurde dort bald die Stütze des Stöger’schen Unternehmens. 1832 folgte er diesem nach Wien an die Oper im Josephstädter Theater und 1834 nach Prag, wo P. einer der ersten Sänger der damals dort blühenden Oper wurde und wo er bis an sein Lebensende blieb. Als P. älter wurde und seine Stimme abnahm, spielte er häufig im Schauspiel und in der Posse und bewährte auch da seine Fachtüchtigkeit. Unter Stöger und Hofmann führte P. eine Reihe von Jahren hindurch die Regie der Oper und zeitweilig auch die der Posse, bei welcher Beschäftigung er seine großen Kenntnisse und seine nicht unbedeutende musikalische Bildung nutzbringend anwendete. Auch substituirte P. unter der Direction der Ebengenannten häufig die Capellmeister sowohl bei den Clavier., als auch bei den Chorproben, und mancher junge Sänger wurde durch ihn ausgebildet. Was P.’s Gestaltungstalent selbst anbelangt, so war er als Darsteller höchst originell, seine Komik außerordentlich wirksam und doch nie das ästhetische Maaß überschreitend. Eine besonders [253] glückliche Eigenthümlichkeit P.’s war die Kunst, in seinen Partien neue Nuancen zu improvisiren, neue, im Charakter der Rolle gehaltene Spässe zu finden und diese seine drastischen Extempores auf der Bühne verfehlten ihre Wirkung nie, so daß viele die allgemeinste Verbreitung fanden und manche derselben noch jetzt im Munde anderer Baßbuffo’s sind. P.’s Glanzrollen waren außer den schon genannten noch Doctor Bartolo in „Figaro’s Hochzeit“, der Oberpriester in „Semiramis“, Cantarelli im „Zweikampf“, Daniel im „Zampa“, Bijou im „Postillon“, der Sergeant im „Brauer von Breston“ und der Bruder Tuck in „Templer und Jüdin“. 1862 ging P. in Pension und starb drei Jahre später in einem Alter von 71 Jahren.
Preisinger, Joseph (Sänger, geb. zu Wien 24. Jänner 1796, gest. zu Prag 1865). Der Sohn eines wohlhabenden Wiener Kaufmannes, verlor er schon mit eilf Jahren seinen Vater und wurde von seiner Mutter, die ihn englisch, französisch lernen und im Clavierspiele, zu welchem P. besonderes Talent zeigte, unterrichten ließ, auf das Sorgfältigste erzogen. Als er zwanzig Jahre alt war, starb ihm auch seine Mutter, und P. widmete sich nun anfänglich dem Kaufmannsstande, trat aber dann bei der k. k. Bankalregistratur ein und erwarb sich seinen Lebensunterhalt mit Clavierlectionen. In derselben Zeit nahm P. auch Gesangsunterricht, zuerst bei dem Hofcapellensänger- Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1862, Nr. 94, S. 924, und 1865, Nr. 133, S. 1684. – Fremden-Blatt. Herausg. von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 154. – Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (Wien, Klemm, 4°.) 1865, Nr. 25: „Nekrolog“.