Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Potocki, Wladimir
Band: 23 (1872), ab Seite: 172. (Quelle)
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43. Einer anderen – ob von den Potocki von Pilawa sich abzweigenden oder einem ganz und gar fremden Geschlechte angehörenden – Familie, nämlich der Potocki von Szreniawa, entstammt der berühmte polnische Dichter des 17. Jahrhunderts Wenzel Potocki (geb. um das Jahr 1622, gest. um das Jahr 1697). Die biographischen Nachrichten über Wenzel P. sind sehr spärlich. In seinen jungen Jahren diente er im heimischen Heere und kämpfte, 1652, rühmlichst gegen die sein Vaterland bedrohenden Kosakenhorden. Dann ließ er sich auf seiner Besitzung Luzna bei Viecz an den Karpathen häuslich nieder, heirathete und wurde Vater zweier Söhne und einer Tochter. Der ältere der beiden Söhne, Stephan, diente im Heere, der jüngere wurde in einem Jesuitencollegium erzogen, die Tochter Sophie vermälte sich mit Johann Lipski, Starosten von Sandec. Er selbst lebte ausschließlich seinen landwirthschaftlichen Beschäftigungen und seinen poetischen Neigungen, denen er bereits seit jungen Jahren huldigte. Aber schwer traf ihn die Hand des Schicksals in seinem bisher ungetrübten Familienleben, der Tod raffte seinen älteren Sohn und seine Tochter dahin und ihm blieb nur noch der jüngere Georg übrig, auf den er nunmehr die ihm von König Johann III. Sobieski verliehene Würde eines Mundschenken übertrug. Aber auch dieser fiel vor Wien, wohin er mit dem König und seinem Heere zum Ersatz gezogen war. So verlebte Wenzel sein Greisenalter in trauriger, nur von der Poesie verschönter Einsamkeit. [173] Die Titel der Schriften Wenzel Potocki’s sind: „Poczet herbów Szlachty korony polskiej i wielk. księzt. Litewsk. etc.“, d. i. Verzeichniß der Wappen des Adels der polnischen Krone und des Großherzogthums Lithauen (Krakau 1696, Fol.); – „Jovialitates albo żarty i fraszki dla uweselenia i rozrywki światowego czytelnika“, d. i. Lustige Schwänke und Geschichten zur Ergötzung und Belustigung eines weltlichen Lesers (o. O. [wahrscheinlich Leipzig, bei Weidmann] 1747, 4°.); – „Nowy zaciąg pod chorągiew Chrystusową, czyli historya męki i smierci Jezusa, wierszem“, d. i. Neue Werbung unter Christi Fahnen, oder Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu in Versen (Warschau 1698, auch Krakau 1743, 4°.); – „Syloret, albo prawdziwy obraz niosłabionego najdotkliwszemi przeciwnościami męztwa“, d. i. Syloret, oder wahrhaftes Bild einer durch empfindliche Widerwärtigkeiten ungeschwächten Mannheit (o. O. u. J. [wahrscheinlich 1764], 4°.), ein erzählendes Gedicht in 16 Gesängen; – „Argonida z Barklajusza na polski wiersz przełożona, d. i. Die Argenis des Barclaius, in polnische Verse übersetzt (Warschau 1697, Fol.). Die Forschung der neuesten Zeit entdeckte noch ein Potocki angehöriges Werk, welches vordem von Stanislaus Przylęcki als eine Dichtung des Andreas Lipski herausgegeben wurde. Der Titel desselben ist: „Wojna Chocimska“, d. i. Der Choczymer Krieg. Heldengedicht in zehn Gesängen (Lemberg 1750, 8°.). Der Lemberger Literaturhistoriker Szajnocha wies im 1. Bande seiner historischen Skizzen (Szkice historyczne) die unzweifelhafte Autorschaft Wenzel Potocki’s nach, der bei der freimüthigen Weise seiner Dichtung, bei den bitteren Wahrheiten, die er über zeitgenössische Zustände in dieselbe einfließen ließ und eingedenk des Schicksals, das die Dichtung „Wladislaw IV.“ von Twardowski erfuhr, welche auf Befehl des Königs über Verlangen des Gesandten des Nachbarhofes öffentlich auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, auch Gründe genug hatte, sein Gedicht ungedruckt zu lassen. Eine tief eingehende ästhetisch-kritische Darstellung der schriftstellerischen Wirksamkeit Potocki’s gibt Bełcikowski in der in den Quellen angeführten Schrift. [Bełcikowski (Adam), Wacław z Potoka Potocki (studyum literackie) (Krakau 1868, Universitätsdruckerei, gr. 8°.), Separatabdruck aus dem „Przegląd polski“. – Juszyński (Hieronym. X. M.), Dykcyonarz poetów polskich, d. i. Lexikon polnischer Poeten (Krakau 1820, Jos. Matecki, 8°.) Bd. II, S. 81. – Woycicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1846, Sennewald, gr. 8°.) Bd. III, S. 81. – Encyklopedija powszechna, Bd. XXI, S. 429. – Chodynicki (Ignacy), Dykcyonarz uczonych Polaków etc., d. i. Lexikon der gelehrten Polen (Lemberg 1833, Kuhn u. Millikowski, 8°.) Bd. II,. S. 333. – Rycharski (Lucyan Tomasz), Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Polnische Literatur im historisch-kritischen Grundriß (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.) Bd. I, S. 278. – Noch sei bemerkt, daß das von L. W. Krause redigirte Unterhaltungsblatt „Berliner Figaro“, 10, Jahrg. (1840), in Nr. 291 bis 295, die historische Novelle: „Wazlav Potocki“, von M. Anton Mauritius, enthält, welche die unglückliche Liebe und das traurige Schicksal eines Wenzel Potocki zum Gegenstande hat, welcher jedoch aus der Familie der Potocki von Pilawa abstammt.]