BLKÖ:Pollaschek (Polašek), Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 82. (Quelle)
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Pollaschek, čechisch Polašek, Franz (theologischer Schriftsteller, geb. zu Freiberg in Mähren 4. October 1757, gest. 4. Juli 1818). Der Sohn eines Tuchmachers, besuchte in seiner Vaterstadt das Gymnasium und hörte zu Olmütz und Brünn Philosophie und Theologie. Der ausgezeichnete Fortgang, mit welchem er seine Studien zurückgelegt hatte, bewirkte, daß ihm schon als Diacon 1780 die Lehrkanzel der griechischen Sprache und des Bibelstudiums als Supplenten und 1783 als wirklichem Professor übertragen wurde. 1781 erhielt er die Priesterweihe und 1788 kam er als zweiter Vicerector in das General-Seminarium im Kloster Hradisch. Nach der Auflösung desselben, 1790, bezog er eine jährliche Pension von 500 fl. und leistete in der Umgebung von Olmütz Aushilfe in der Seelsorge, bis er 1794 die Professur der Dogmatik und 1800 die der Pastoral und Moral übernahm. Sein anhaltendes Studium und die vielfachen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, zerrütteten seine Gesundheit, so daß er seine Stelle niederzulegen gezwungen war und nur auf die inständigsten Bitten seiner Hörer noch bis Ende des Schuljahres 1803 auf seinem Posten ausharrte. Er war nämlich durch seinen angenehmen und populären Vortrag und seine Herzensgüte allgemein beliebt und seine Schüler hingen an ihm wie an einem Vater. 1803 erhielt er die Pfarre Dolein bei Olmütz und wirkte daselbst vornehmlich durch seine katechetischen und Kanzelvorträge. In denselben war es ihm hauptsächlich um das praktische Moment zu thun, er predigte sozusagen eine gesunde Lebensphilosophie. Hievon zeugen auch seine im Drucke erschienenen Schriften. So lange ihn seine Krankheit, ein unheilbares Magenleiden, nicht hinderte, versah er auf das Eifrigste sein Amt und in einer Weise, die ihn in seinem Sprengel zum populärsten und beliebtesten Manne machte; seine Uneigennützigkeit und Wohlthätigkeit, verbunden mit einem sanften gelassenen Charakter mögen am besten dargethan werden durch die [83] Worte des Prämonstratensers, der ihm vor dem Tode das Abendmal reichte: „Das ist ein Heiliger, einen solchen Mann habe ich in meinem Leben noch nicht versehen.“ Seine Schriften sind: „Raní wyklad epištol nedělních celého roku“, d. i. Erklärung der Sonntagsepisteln für das ganze Jahr (Brünn 1782, 8°.); – „Písmo svaté nového zákona pro lid obecný vysvětlení“, d. i. Die heilige Schrift des neuen Testamentes, für das Volk erklärt (Brünn 1791, 8°.); – „Katolická modlitební knížka pro obecný lid k wzdělani pravého křestienského náboženství“, d. i. Katholisches Gebetbuch zur Beförderung des wahren Christenthums (eine Uebersetzung des vortrefflichen deutschen Reuter’schen Gebetbuches) (Brünn 1798 u. 1802); – „Oratio dicta in magna aula academica, dum expugnata Mantua sacra fecerunt Deo professores et academici“ (Olmüz 1799); – „Vota in secunditias Nicolai Quapil, parochi Smržicenfis“ (ibid. 1802); – „Moralis christiana“ 2 Bde. (Olmütz 1803); – „Poznání pravého Boha, aneb troje hodinky o dokonalostech božských ku vzdélání domácí pobožnosti“, d. i. Die Erkenntniß des wahren Gottes u. s. w. zur Beförderung häuslicher Andacht (Olmütz 1803); – „Regulae pastorales in usum suorum auditorum ad curam animarum finito anno scholastico egressorum“ (Olmüz 1803); – „Přikladowe neb křestianské mravný učení, v příkladnich na každý den w roce“, d. i. Vorbilder oder christliche Sittenlehre in Beispielen für jeden Tag im Jahre (Olmütz 1807); – „Naučení z obrazu písma svátého pro školní děti fárnosti Dolanské“, d. i. Unterricht der heiligen Schrift in Bildern, für die Schulkinder in der Pfarre Dolein (ebd. 1811); – „Knížka z čtení a k modlení pro milé dítky“, d. i. Lese- und Gebetbuch für die lieben Kinder (Brünn 1811). P. hat auch in Handschrift Predigt-Entwürfe. und zwar in deutscher, böhmischer – denn eine Pfarre war utraquistisch – und in lateinischer Sprache, viele in allen drei Sprachen vermischt, hinterlassen. Er hatte dieselben von seinem Krankenlager, das er nahezu acht Jahre nicht verlassen, in einer oder der anderen Sprache, wie es ihm gerade in den Sinn kam, oft in allen dreien hintereinander dictirt. Diese wurden wegen ihrer vorzüglichen Brauchbarkeit von vielen Priestern der Olmützer Diöcese durch drei Jahrzehende abgeschrieben und benützt. Deßhalb entschloß sich auch der Olmützer erzbischöfliche Consistorialrath Ludwig Tidl, dieselben predigtartig auszuführen, zu vervollständigen und dem Drucke zu übergeben. Die erste Auflage (Olmütz 1846) war gleich vergriffen, 1849 erschien die zweite. Außerdem arbeitete P. auf seinem Krankenlager an einem Werke in čechischer Sprache, das aber ungedruckt geblieben, es war ein volksthümliches Unterrichtsbuch über den katholischen Glauben, der in Lehrsätzen, Sprichwörtern und Bildern leichtfaßlich dargestellt war.

Notizenblatt der hist. statist. Section der k. k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, von d’Elvert (Brünn, 4°.) 1858, Nr. 5, S. 4. – Czikann (Joh. Jak. Heinr.), Die lebenden Schriftsteller Mährens. Ein literarischer Versuch (Brünn 1811, Traßler, 8°.) S. 118. – In dem 1. Bändchen der 2. Auflage des von L. Tidl in 8 Bänden herausgegebenen obenerwähnten Werkes: „Predigtentwürfe“, findet sich ebenfalls eine Biographie P.’s. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 534.