Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 368. (Quelle)
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Pitner, Franz (Aquarellmaler, geb. zu Wien im Jahre 1826). Sohn eines k. k. Staatsbeamten und Bruder des kais. mexikanischen Oberstlieutenants Ernst P. [s. d. Vorigen]. Da er in früher Jugend Talent für die Kunst zeigte, kam er bald in die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er sich in der Aquarellmalerei ausbildete. Seine weiteren Studien machte er in Italien, [369] wo er in Rom, Venedig und in anderen Städten der Halbinsel mehrere Jahre verweilte, und von dort bei seiner Heimkehr in die Vaterstadt eine reiche Mappe von Studien mitbrachte. Bald nach seiner Rückkehr kam er als Zeichnungslehrer zur Familie der Herzogin von Berry, wo er seit Jahren bereits den Sommer über im herzoglichen Schlosse Brunnsee mit künstlerischen Studien beschäftigt zubringt. Die herzogliche Familie besitzt daselbst eine große Anzahl von Bildern und Studien dieses ebenso geistvollen als liebenswürdigen und in Wiener Künstlerkreisen, in denen er, da er bloß den Winter über in Wien verlebt, zur Unterscheidung von anderen Künstlern gleichen Namens, der „Winter-Pitner“ genannt zu werden pflegt, ungemein beliebten Künstlers. Nebenbei sei noch bemerkt, daß derselbe während der Belagerung des Königs von Neapel in Gaëta für die herzogliche Familie eine Vertrauens-Sendung vollführte. Außer den zahlreichen Arbeiten des Künstlers, welche die fürstlichen Gemächer in Brunnsee schmücken, befinden sich noch viele Aquarelle P.’s im Privatbesitze, daher nur der geringste Theil seiner Arbeiten zur öffentlichen Ansicht gelangt. Vom Jahre 1857 an waren einzelne derselben in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins zu sehen, davon sind anzuführen im Jahre 1857: „Spielende Kinder“. Eigenthum des Herzogs Della Grazia; – 1858: „Costum eines Carretier, genannt Minente aus Trastevere“; – „Costum aus Tivoli bei Rom“; – „Costum aus Velletri“; – „Costum aus Sanino in den Abbruzzen“ (alle vier à 35 fl. vom Kunstverein für die Verlosung 1858 angekauft); – 1859: „Canale degli Orfani zur Zeit der Republik Venedig“ (105 fl.); – „Am Pozza in Venedig“; – „Guido Reni mit Beatrice Cenci kurz vor ihrer Hinrichtung in Rom“ (160 fl.); – 1860: „Mädchen aus Terracina“ (450 fl.); – 1861: „Mädchen aus Mola di Gaëta“ (500 fl.); – „Italienische Wallfahrer in Loretto bei Ancona“; – 1862: „Aus einem Bauernhofe in Untersteyr“ (100 fl.); – „Blumensprache“ Chromolithographie nach Leopold Löffler; – in Gemeinschaft mit Varrone: „Die attaquirte Vogelscheuche“, Chromolithographie nach Pfeiffer; – 1863: „Loos der Flatterhaften“ (250 fl.); – „Venetianischer Hof“ (100 fl.); – 1864: Miniatur-Porträt Ihrer Majestät der Königin von Neapel“; – „Spielende Kinder“ (100 fl.); – „Kinder mit einer Vogelscheuche“ (60 fl.); – „Schnitterin“ (60 fl.); – „Nach der Ernte, römische Campagna“, Concursskizze (125 fl.); – 1865: „Milchschwestern“ (100 fl.); – „Studienköpfe“; – „Steierische Windmühle mit Staffage“ (100 fl.); – „Ausgang aus der Kirche. Costum von Veletri bei Rom“ (120 fl.); – „Venetianisches Mädchen“ (180 fl.); – „Römische Bäuerin“; – 1859: „Neapolitanische Fischerfamilie“ (80 fl.); – „In der römischen Campagna“ (80 fl.); – 1868: „Porträt des Reichskriegsministers Freiherrn von Kuhn“; – „Mädchen am Brunnen“, die vorgenannten Bilder sind sämmtlich Aquarelle. Pitner’s Arbeiten sind trefflich in der Zeichnung, voll Kraft und Frische in der Farbe; namentlich sind seine Darstellungen aus dem italienischen Volksleben voll Wahrheit und die Technik ist bei der früher ungewohnten Größe der Figuren vollendet musterhaft.

Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1858, September, October; 1859, September; 1860, Mai; 1861, März, Mai; 1862, April, September; 1863, Jänner, April, Mai, September; 1864, Jänner, Juli, September, October; 1865, Februar, März, Mai, Juni, November; 1868, Februar, Juni.