BLKÖ:Peters, Karl Ferdinand

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 78. (Quelle)
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Peters, Karl Ferdinand (Doctor der Medicin, Professor der Mineralogie und Geologie an der Gratzer Universität, geb. im Schlosse Liebshausen im nordwestlichen Böhmen [Kreis Laun] 13. August 1825). Sein Vater wohnte zu Liebshausen als Amtmann und Gutsdirector. Schon im zweiten Lebensjahre kam der Knabe mit seinen Eltern in andere Gegenden des nördlichen Böhmens, zunächst nach Eisenberg, später nach Bilin, wo sein Großvater mütterlicher Seits, der verdienstvolle Geognost Frz. A. Reuß, und nachmals dessen berühmter Sohn Aug. E. Reuß als praktische Aerzte wirkten. Während seiner an dem Kleinseitner Gymnasium in Prag zurückgelegten Schuljahre erhielt der Knabe durch den Verkehr mit seinem Oheim und die schöne Mineraliensammlung des Fürsten Lobkowitz entschiedene Richtung seiner naturhistorischen Studien, die durch Excursionen im böhmischen Mittel- und Erzgebirge und durch Zippe’s Vorlesungen befestigt wurde. Einen nachhaltigen Einfluß übte Exner [Bd. IV, S. 115] auf ihn, mit dem er durch schriftliche Arbeiten und Disputationen in näheren Verkehr trat. Von Hyrtl [Bd. IX, S. 464], an dessen Museen in Prag und Wien er andauernd arbeitete, empfing er Anregung zum Studium der vergleichenden Osteologie, die er in späteren paläontologischen Arbeiten verwerthete. Nach einer Wanderung in den österreichischen Alpenländern kam P. mit Haidinger [Bd. VII, S. 208] und dem montanistischen Museum in Berührung, wo Fr. von Hauer [Bd. VIII, S. 59] im Jahre 1846 sehr anregende Vorlesungen über Paläontologie hielt. Entsprechend den Anschauungen seiner Zeit, wurde es P. von Seite seiner Angehörigen verwehrt, sich gänzlich dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen. Er fügte sich und lag nun durch mehr als vier Jahre eifrig dem Studium der Medicin und Chirurgie ob, davon zwei Jahre als Hilfs- und Assistenzarzt an den Kliniken in Wien, wo er 1849 den Doctorgrad erwarb. Doch schon im Jahre 1851 trieb ihn die Liebe zu mineralogischen Studien nach Gratz, wo er durch ein Jahr als supplirender Lehrer an der trefflich eingerichteten Oberrealschule thätig war. Eben im Begriffe, sich an der dortigen Universität als Privatdocent zu habilitiren, erhielt er in Folge seiner ersten größeren Abhandlung: „Ueber die Lagerungsverhältnisse der Kreideformation in den östlichen Alpen“ (Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, I. Bd.) den Ruf zur Theilnahme an den officiellen Aufnahmsarbeiten. Vom Mai 1852 bis Ende 1865 blieb er, ununterbrochen mit denselben beschäftigt und untersuchte ein ansehnliches Querstück der Gebirge von der oberen Moldau bis an den Isonzo und die Savitza, worüber zahlreiche Schriften in den Jahrbüchern der k. k. geologischen Reichsanstalt, IV. bis VII. Bd. und im XVII. Bd. der Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften vorliegen. Im Jahre 1854 als Privatdocent für Petrographie und Paläontologie an der Wiener Universität habilitirt, nahm er Anfang 1860 die ihm [79] von dem damaligen Ministerium für Cultus und Unterricht angebotene Lehrkanzel der Mineralogie an der Pesther Universität an. Der Wunsch, zur Erforschung der so wenig bekannten ungarischen Länder beizutragen und zugleich die Sehnsucht nach einem eigenen Herde bestimmten ihn zu dem Schritte, dessen Folgen sich damals kaum vorhersehen ließen. Die Gründung eines umfangreichen mineralogischen Universitätscabinetes nahm einen großen Theil der fünf Jahre in Anspruch, die P. in Pesth zubringen konnte. Eine Reihe von Notizen über dieses Cabinet lieferte P. im Jahrgange 1861 des neuen Jahrbuches für Mineralogie u. s. w. von Leonhardt und Bronn. Die freie Arbeitszeit war der Untersuchung des Piligs-Vértesgebirges, des Gebietes von Süd-Bihar und der Gebirgsgruppe von Fünfkirchen gewidmet. Die zum Theile stratigraphischen, zum Theile mineralogischen Arbeiten darüber sind im VIII. und X. Bande des Jahrbuches der k. k. geolog. Reichsanstalt, im XLIII., XLIV. und LXVI. Bande der Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften veröffentlicht, zu deren correspondirendem Mitgliede P. am 13. Juni 1861 erwählt wurde. Mit der Bearbeitung des Materials von älteren und neueren Studienreisen, mit öffentlichen[WS 1] Vorlesungen über Geologie, mineralogische Specialitäten und Privatcursen beschäftigt, brachte P. fünf Semester an der Wiener Universität zu, der er mit seiner Abberufung von Pesth in Folge der veränderten politischen Verhältnisse war zugewiesen worden. Seine Theilnahme an Reformen des Unterrichtswesens bekundete er durch eine bei Gerold 1862 anonym erschienene, aber in Folge einer heftigen Polemik als sein Werk erklärte Schrift: „Die Geologie und der Unterricht in Oesterreich“. Eine Reihe von längeren Aufsätzen enthalten die Bande 1863, II und V der „Oesterreichischen Revue“. Nach dem Tode Zippe’s und der Berufung von Reuß an die Wiener Universität gelang es P., seine beinahe vollzogene Uebersetzung an die Prager Hochschule abzuwenden und sich die Lehrkanzel der Mineralogie und Geologie an der Universität Gratz zu sichern. Bevor er aber diese Stelle antrat, unternahm er auf Kosten der kais. Akademie der Wissenschaften eine viermonatliche Reise an die untere Donau und die Küsten des schwarzen Meeres. Die Bearbeitung der Ausbeute von dieser Reise wurde durch den Tod der Gattin und die Sorge für die Familie unterbrochen. Erst 1867 erschien im XXVII. Bande der Denkschriften der kais. Akademie die umfangreiche Abhandlung: „Grundlinien zur Geographie und Geologie der Dobrudscha“, welcher in der „Oesterreichischen Revue“ 1865, IV–VII, und 1866, VIII–X, XII, „Reisebriefe“ vorangegangen waren. Während dieser Arbeit traf P. ein neues Unglück, das schwerste, das einem Alpengeologen widerfahren kann. Er zog sich in den Wiener Museen eine rheumatische Lähmung eines Fußes zu, die ihm andauernde Bewegung – vielleicht für immer – unmöglich machte. In dieser Lage griff er auf seine paläontologischen Arbeiten zurück, von denen die erste: „Die Schildkrötenreste der österreichischen Tertiärablagerungen“, 1854, im IX. Bande der Denkschriften der kais. Akademie, die Fortsetzung in den Beiträgen zur Paläontologie, herausgegeben von Fr. v. Hauer, 1858, erschienen sind. Im XVII. Bande des Jahrbuches der k. k. geolog. Reichsanstalt (1867) beschrieb er: „Das Halitheriumskelet von Hainburg“; bald darauf [80] begann er die Bearbeitung der Wirbelthierreste von Eibiswald in Steiermark, wovon bis jetzt drei Abhandlungen: „Die Schildkrötenreste“; – „Amphicyon; Viverra; Hyotherium“ im XXIX. Bande; – „Rhinoceros“, als Separatabdruck aus dem XXX. Bde. der Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften veröffentlicht sind. Neben dieser nur in Wien ausführbaren Arbeit verfolgt P. mineralogische und lithologische Interessen („Ueber den Staurolith von St. Radegund von Peters und R. Maly“, Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, LVII, 1860) in eigenen und in den Arbeiten seiner Schüler. P. gilt als gewandter Schriftsteller für weitere Leserkreise. In der Form von literarischen Anzeigen und Feuilletons brachten der Pesther Lloyd (1860), die Beilage zur „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, die frühere Beilage und nachmalige Wochenschrift zur „Wiener Zeitung“, die Gratzer „Tagespost“ und andere Blätter anregende Artikel aus seiner Feder. Als eifriges Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark sorgt er durch Vorträge für die Belehrung des wißbegierigen Publicums in Gratz. Im Jahre 1869 anerkannte die ungarische geologische Gesellschaft seine Verdienste um die Erforschung Ungarns durch die Wahl zum Ehrenmitgliede. In communalen und Landesangelegenheiten so thätig, als ihm sein Lehramt und die Erziehung seiner Kinder es gestatten, wurde P. im Mai 1869 in den steiermärkischen Landtag gewählt. Karl Ferdinand P. ist ein Vetter im 2. Grade zu dem Germanisten Ignaz Peters [s. d. S. 77] und die in den Quellen erwähnte Hofräthin Peters ist seine Großtante.

Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 1678: Correspondenz aus Gratz ddo. 18. April. – Verzeichniß sämmtlicher von der kais. Akademie der Wissenschaften seit ihrer Gründung bis letzten October 1868 veröffentlichten Druckschriften (Wien 1869, Druck von C. Gerold’s Sohn, 8°.) S. 201 u. 202.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: öffentichen.