BLKÖ:Parč, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Parente, Aron Isaak
Band: 21 (1870), ab Seite: 292. (Quelle)
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Parč, in deutschen Werken Partsch, Franz Xaver (Tonsetzer, geb. zu Dux in Böhmen 30. Jänner 1760, gest. zu Prag 6. April 1822). Sein Vater war Rector der Ortsschule in Dux und ein geschickter Organist. Franz Xaver, der schon als Kind seine musikalischen Anlagen deutlich genug zu erkennen gab, erhielt den Unterricht in der Musik von seinem Vater, der übrigens auch dafür [293] Sorge trug, daß der Sohn die anderen Gegenstände nicht vernachlässigte. In der Folge erhielt der Sohn einen Stiftplatz als Discantist in Iglau, wo er neben den Studien fleißig Musik trieb und insbesondere mit den classischen Meistern des Generalbasses sich bekannt machte. Nach beendeten Humanitätsclassen ging er nach Prag, wo er den philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien oblag. Dabei blieb er der Musik wie bisher treu, machte sich bald durch sein gediegenes Clavier- und Orgelspiel, als tüchtiger Tenorsänger und durch verschiedene gelungene Compositionen für Orchester, Gesänge und Cantaten vortheilhaft bemerkbar. Bekannte und Freunde ermunterten ihn in seinen musikalischen Leistungen, und als ihm der tüchtige Componist Wenzel Praupner rieth, sich der Musik als künftigem Berufe ganz zuzuwenden, ließ sich P. das nicht zweimal sagen, gab alles weitere Studiren auf und wurde Musicus. Nun aber trieb er die Musik mit einem Eifer ohne Gleichen, und während er Andere bildete, bildete er sich selbst ernstlich fort. In dieser Zeit schrieb er für seine Zöglinge eine Musikschule, welche in ihrer Anlage und Ausführung den denkenden und gründlichen Musicus verrieth. Die Fortschritte seiner Schüler steigerten seinen Ruf in nicht geringem Maße, er wurde immer mehr und mehr gesucht, und namentlich die vornehmen Familien ließen es sich angelegen sein, ihn als Lehrer und für ihre Hauscapellen zu gewinnen. Fürst Auersperg bestellte P. zum Clavierlehrer für seine ganze Familie, in dieser Zeit schrieb P. mehrere seiner gelungensten Compositionen für das Clavier. Fünf Jahre blieb P. im Hause des Fürsten. Um diese Zeit begannen im Theater auf der Prager Kleinseite unter Spengler’s Direction Vorstellungen von Opern heimischer Componisten. P. besuchte dieselben, machte sich durch seine Rathschläge bei den noch ziemlich unerfahrenen Componisten und bei dem einer sorgfältigen und verständigen Leitung bedürftigen Orchester ziemlich angenehm, und übernahm endlich ganz die Stelle eines Orchester-Directors. Das war auch sein rechter Platz, er ließ sich die Sache ernstlich angelegen sein, schulte tüchtig Sänger und Orchester und ward endlich dann so angeregt, daß er selbst eine große Oper schrieb: „Victor und Heloise, oder: das Hexengericht“, großes Singspiel in drei Acten, welche im k. Altstädter National-Theater in den Jahren 1793 und 1794 oft und mit Erfolg aufgeführt, und deren Text im Jahre 1794 in Prag auch gedruckt wurde. Indessen fuhr P. fort, als Musiklehrer thätig zu sein, verheirathete sich im Jahre 1795; bei dem Umstande aber, daß seine Zöglinge oft weit von einander, mehrere sogar außerhalb Prag, auf dem Lande, wohnten, litt durch solche übermäßige Anstrengung seine Gesundheit und P. that nur wenig dazu, sie zu schonen. Als im Jahre 1800 durch Praupner’s Tod die Stelle des Chordirectors an der Teinkirche erledigt ward, bewarb sich P. beim Magistrat um diesen Posten und erhielt ihn auch in Anerkennung seiner musikalischen Leistungen. Nun aber entfaltete P. eine großartige Thätigkeit, bald war seine Capelle so trefflich, daß sich keine zweite mit ihr messen konnte. Außerdem componirte er fleißig für den seiner Leitung anvertrauten Chor. Außer einer Sammlung vierstimmiger Gesänge, welche um das Jahr 1795 erschienen war, schrieb er mehrere Offertorien, Gradualien, Gesangsstücke, vier große Messen, welche er später, als die Sopranstimme [294] seiner Tochter Anna vollkommen ausgebildet war, concertmäßig bearbeitete. Indessen nahm sein Leiden immer mehr zu und zwang ihn, das Zimmer beständig zu hüten, so daß er es die letzten sechs Jahre gar nicht mehr verließ. Dabei blieb er bis zu seinem Tode, der ihn im Alter von 62 Jahren dahinraffte, ununterbrochen thätig, schrieb noch in der letzten Zeit mehrere Lieder und viele auserlesene Quartette. Der größte Theil seiner Arbeiten ist in Handschrift geblieben.

Dalibor. Časopis pro hudbu, divadlo a umění vůbec, d. i. Dalibor. Zeitschrift für Musik, Theater u. s. w. Redigirt von Emanuel Melis (Prag, 4°.) VI. Jahrg. (1863), Nr. 9. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 426, unter dem Namen Xaver Partsch.