BLKÖ:Parente, Aron Isaak

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 294. (Quelle)
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Parente, Aron Isaak (Industrieller, geb. zu Triest im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, gest. ebenda 11. Mai 1853). Parente gehört einer schon über zwei Jahrhunderte in Triest ansässigen, angesehenen und begüterten israelitischen Familie an, welche, wie es im Adelsdiplom steht, schon von Kaiser Ferdinand III. mit Diplom vom 12. April 1647 und vom Kaiser Leopold I. mit Diplom vom 16. Juni 1696 für ihre dem Staate und Throne geleisteten Dienste besonderer Begünstigungen, Vorzüge und Befreiungen theilhaft geworden. Aron Isaak selbst arbeitete sich durch seine Umsicht und rastlose Thätigkeit, seinen Fleiß und Scharfblick in commerziellen Unternehmungen zu einem der ersten und angesehensten Industriellen Triests empor, dessen Commune ihn auch in allen einigermaßen wichtigen Angelegenheiten zu Rathe zog oder in die Vertretung jener Geschäfte wählte, für welche besondere berathende und beschließende Corporationen, theils bleibend bestehen, theils periodisch eingesetzt werden. So wurde Aron Isaak in die Commission gewählt, welche zur Verwaltung des zur Tilgung der Gemeindeschulden bestimmten Amortisationsfondes aufgestellt worden war und seinen umsichtigen Vornahmen ist es zu danken: daß diese Schuld innerhalb kurzer Zeit von mehr denn 800.000 auf 500.000 fl. herabgebracht wurde. Bei den Berathungen über Anlage einer Batterie am Ende des Molo di San Carlo zur Vertheidigung des inneren und äußeren Triester Hafens wurde P. als Börsen-Deputirter von der Gubernial-Commission denselben beigezogen; auch wurde er zum beratenden Mitgliede bei der in Triest aufgestellten Provinzial-Handels-Commission ernannt, in welcher Eigenschaft er an der Lösung wichtiger commerzieller Fragen wesentlichen Antheil hatte. Ueberhaupt wurde seit Wiedererwerbung des Küstenlandes von Seite Oesterreichs kaum eine wichtige Angelegenheit in Commerzsachen, sei es administrativer oder legislativer Natur, verhandelt und beschlossen, welcher Parente nicht beigezogen worden wäre: so wirkte er mit bei den Verhandlungen zum Entwurfe eines neuen Reglements und Tarifs für die von den österreichischen Consulaten einzuhebenden Taxen, und bei der Prüfung der von der k. k. Internuntiatur in Constantinopel dagegen eingebrachten Bedenken; ferner bei den Berathungen über die Mittel zur Hebung des österreichischen Hanf- und Leinwandhandels. Im Hungerjahre 1847 bewies er bei der Verfrachtung der von der Regierung beigestellten Lebensmittel in die von der Noth heimgesuchten Küstenorte, im hohen Maße seine Uneigennützigkeit, wie denn [295] sein ganzes Leben darthut, daß er sich zu dem im Kaufmannsstande herrschenden Grundsatze, „aus allgemeiner Noth und Bedrängniß Vortheil zu ziehen“, nie bekannte. Als Oesterreich mit Brasilien im Jahre 1826 einen Handelstractat abgeschlossen, war Parente der erste österreichische Handelsmann, der mit seinem Schiffe („il Rigenerato“, Capitän Andr. Ant. Vianello) den österreichischen Handel nach Brasilien und von da in österreichische Häfen eröffnete. Und im Jahre 1851 war es Parente’s nach ihm benanntes Schiff „Arone“, welches die Flagge Oesterreichs an der Küste Kaliforniens entfaltete und durch die Manneszucht und tadellose Haltung seiner Matrosen gegenüber den Schiffen anderer Flaggen, welche von den goldsuchenden Matrosen verlassen verödet im Hafen lagen, ein bemerkenswerthes Beispiel darbot. Mit besonderer Sorgfalt, ja wie sein Biograph schreibt, „Zärtlichkeit könnte man sagen“, pflegte und förderte P. die heimische, besonders die kleine Küstenschifffahrt, diese Pflanzschule der kühnsten Matrosen, diese Nahrungsquelle für Tausende von Familien und unterhielt dieselbe, unbekümmert ob sie ihm Nutzen bringe, ungeachtet der großen Opfer, die er dabei brachte, selbst in den für die Schifffahrt ungünstigsten Zeiten, um nur den zahlreichen dürftigen, von der Schifffahrt lebenden Leuten der Küstenbevölkerung ihren Erwerb nicht zu schmälern. Durch nahezu drei Jahrzehende versah P. die Stelle eines Provveditore aggiunto comunale des Triester Central-See-Sanitäts-Magistrates, war seit 1820 Mitglied des Triester großen und kleinen Gemeinderathes, seit Errichtung des Monte civico commerciale (Sparcassa und Escontobank) Mitglied der Direction dieses wichtigen und erfolgreichen Instituts; noch zur Zeit der französisch-illyrischen Zwischenregierung Mitglied der damaligen Handelskammer; zu verschiedenen Zeiten viele Jahre hindurch Börsedeputirter, thätiges Mitglied der Handelsconsulta und Commissär der öffentlichen Versteigerungen der Triester Börse. Dabei fehlte er bei keinem Institute der Wohlthätigkeit und Humanität, leitete und förderte solche Anstalten im Schoße seiner Religionsgenossenschaft wie für allgemeine Zwecke praktischer Menschenliebe. So war denn P. viele Jahre hindurch Repräsentant eines Triester Großhandlungshauses, „dessen Ehrenhaftigkeit sprichwörtlich geworden“. Für diese Verdienste wurde P. im Jahre 1847 mit dem Ehrenworte Edler von in den erbländischen Adelstand erhoben. – Parente’s Sohn Salomon bekleidete die Stelle eines Consuls der Herzogthümer Nassau und Braunschweig und hat aus seiner Ehe mit einer gebornen Hirschel keine männliche Nachkommenschaft, sondern nur drei Töchter.

Adelstands-Diplom vom 6. December 1847. – Wiener Vierteljahrschrift. Organ für Wissenschaft und Kunst ... mit besonderer Berücksichtigung der israelitischen Zustände. Von D. M. Letteris (Wien, 8°.) I. Jahrgang (1853), 3. Heft, S. 39. – Wappen. Ein schräg viergetheilter Schild. Im oberen goldenen Felde ein natürlicher schwarzer Hahn mit rothem Kamme und Lappen. Im rechten blauen Felde ein nach der rechten Seite schreitender, den Kopf rückwärts wendender goldener Löwe (der Löwe Venedigs); im linken rothen Felde zwei ineinander gelegte violet bekleidete Hände; im unteren silbernen Felde ein auf offener See dahinsegelndes dreimastiges Kauffahrteischiff mit rothen Wimpeln und gegen die linke Seite weißer Flagge. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, auf welchem eine weiße Taube mit erhobenen Flügeln und im Schnabel einen grünen Oelzweig haltend, steht. Die Helmdecken sind [296] rechts blau mit Gold, links roth mit Silber belegt. Unter dem Schilde zieht sich ein blaues flatterndes Band hin, das mit goldener Lapidarschrift die Devise: „In te Domine speravi“ zeigt.