BLKÖ:Palombini, Joseph Friedrich Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Palotai, Joseph
Band: 21 (1870), ab Seite: 250. (Quelle)
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Palombini, Joseph Friedrich Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Rom 3. December 1774, gest. 5. April 1850). In Rom geboren, scheint es, daß P. sich der Kunst zu widmen die Absicht hatte, wenigstens beschäftigte er sich mit künstlerischen Studien eben zu jener Zeit, als der Krieg die Jugend Italiens, das einer neuen Zukunft entgegenging, zu den Waffen rief. Im Alter von 22 Jahren trat P. Anfangs November 1796 als Freiwilliger in die Dienste der Repubblica cispadana, wurde in kurzer Zeit Officier, dann Capitän und Major-Adjutant in der vierten cisalpinischen Legion, worauf er 1799 in die Dienste der römischen Republik als Oberst der Gendarmerie übertrat. Bei der Verteidigung Ancona’s zeichnete sich P. bei mehreren Anlässen so sehr aus, daß er in Anerkennung seiner Waffenthaten zum General-Major ernannt wurde. Nach Ancona’s Uebergabe ging er nach Frankreich und zunächst nach Dijon, wo er das aus den überzähligen Officieren, welche ob Truppenmangel keine Eintheilung in die aufgestellte Armee gefunden hatten, gebildete Bataillon befehligte. Bei der von General Brune im Jahre 1801 durchgeführten Reorganisation der italienischen[WS 1] Armee erhielt P. anfänglich keine Stelle, trat aber sofort in ihre Reihen, sobald der Krieg gegen Neapel begann, wo P. wieder neue Proben seiner ungewöhnlichen Tapferkeit gab. Anfänglich befehligte er die Grenadiere, später die Avantgarde, dann das zweite Huszaren-Regiment, [251] welches sich in der Folge unter dem Namen Napoleon-Dragoner so berühmt gemacht hat. Darauf begab er sich mit der italienischen Division nach Frankreich, wo diese Truppe längere Zeit unbeschäftigt blieb, bis sie im Kriege gegen Preußen und Schweden im Jahre 1807 wieder in Action kam, wo sich auch P. im Lager zu Selnow und dann bei der Belagerung Stralsunds hervorthat. Als dann der Krieg in Spanien ausbrach, kam auch P. dahin, wo er drei Schwadronen Dragoner befehligte. In Spanien zeichnete sich P. auf den Schlachtfeldern Cataloniens in den Jahren 1809 bis 1811, wo er unter Pino’s, dann unter Severoli’s Oberbefehl stand, bei vielen Gelegenheiten durch seine Umsicht und Führung der ihm anvertrauten Truppen, wie durch Bravour in den blutigen Kämpfen, welche statthatten, aus. Besonders gerühmt wurden seine kriegerischen Verdienste, welche er sich bei der Belagerung von Gerona (Juni bis 7. December 1809) und von Hostalrich (1810) erworben, in Folge deren er auch zum Divisionsgeneral befördert wurde. Neue Lorbeern pflückte er im weiteren Verlaufe dieses entsetzlichen Krieges, in welchem von Seite aller kämpfenden Theile Heldenthaten, welche an die Heroen des Alterthums erinnern, vollbracht wurden. P. focht nun unter dem Obercommando des Generals Suchet, erwarb sich neuen Ruhm bei der in der Kriegsgeschichte mit so blutigen Lettern verzeichneten Schlacht von Sagunt, dann bei der Belagerung von Valenzia und zuletzt, als er zum Schutze des Königs Joseph nach Madrid eilte. Die letzte Waffenthat Palombini’s in Spanien war die Einnahme Castro’s. 11. Mai 1813, worauf er von dem Vicekönige nach Italien zurückberufen wurde, wo mittlerweile die Dinge eine sehr mißliche Wendung genommen hatten. P. commandirte eine Division, welche zwischen Padua und Mestre aufgestellt war, seine Aufgabe war, das Vorrücken Nugent’s aufzuhalten. Aber Kärnthen, Krain, Croatien und Istrien hatten sich gegen die französischen Bedränger erhoben. Palombini’s Truppe war überdieß sehr klein, unter solchen Umständen gab es weiter keine Lorbeern zu pflücken, er zog sich zurück und schloß sich in der Festung Peschiera ein, welche er am 8. Februar 1814 wieder verließ, um an der Schlacht am Mincio theilzunehmen; diese entschied Italiens Loos. Peschiera fiel in die Hände der Oesterreicher und der Kampf war zu Ende. Unter den Generalen, welche nach Beendigung dieses Krieges Aufnahme in die österreichische Armee, die ihnen freigestellt wurde, fanden, war auch Palombini, der in der Stellung eines Feldmarschall-Lieutenants übernommen wurde. Er wurde zunächst, 1815, zur Armee, die am Rhein stand, berufen. Nach Beendigung des Krieges wurde er Divisionär in Prag, im Jahre 1817 Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 36, heute Graf Degenfeld. Gegen Ende der Dreißiger-Jahre trat er seiner durch die Strapazen dreijähriger Kriege geschwächten Gesundheit wegen in den Ruhestand. Er lebte in den letzten Jahren meistens auf den Gütern seiner Frau, einer Tochter des Generals Dombrowski, in Sachsen, wo er als Greis im Alter von 76 Jahren starb. Von seinen Söhnen dienten zwei in der kaiserlichen Armee als Hauptleute. Sein Geist blieb bis zum letzten Augenblicke frisch, wie es ein Brief beweist, den er zehn Tage vor seinem Hinscheiden an seinen Freund, den Feldmarschall-Lieutenant Vacano, richtete und der diesen im „Soldatenfreund“ 1850, S. 324, mittheilte. Vacano [252] selbst aber schildert seinen Waffengefährten als „einen Mann, den er in den spanischen Kriegen als Ersten beim Angriffe und Letzten beim Rückzuge sah; der immer das Vorbild bürgerlicher Tugenden, auch unter den Grausamkeiten eines Nationalkrieges war; der die denkwürdigen Epochen des laufenden Jahrhunderts auch erlebt hat, in denen er immer auf den Schlachtfeldern den Heldenmuth der Alten, im Schoße des Friedens aber die reinsten Grundsätze der geselligen Ordnung entwickelt hat, welche im modernen Zeitalter doch ebenso unerläßlich sind, als sie zur Ehre der gebildetsten aller Völker gereichen.“ Noch sei bemerkt, daß schon Kaiser Napoleon ihn mit dem Orden der eisernen Krone des Königreichs Italien und mit jenem der Ehrenlegion geschmückt hat. Kaiser Franz verlieh ihm dann gleichfalls das Ritterkreuz 2. Classe des Ordens der österreichischen eisernen Krone.

Lombroso (Giacomo), Vite dei primarj generali ed officiali italiani dal 1796 al 1815 (Milano 1840, 8°.) p. 321–358: „Giuseppe Palombini“. – Lombroso (Giacomo), Vite dei primarj marescialli e generali francesi, italiani, polacchi etc. etc. (Milano 1842, Borroni e Scotti, Lex. 8°.) p. 169, 172, 176, 177, 179, 181, 183, 347, 352, 353, 358, 363, 366, 367, 371[WS 2], 373, 386, 529. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850, S. 239 u. 324.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: italielienischen.
  2. Vorlage: 571.