BLKÖ:Pacher, Joseph Adalbert

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 162. (Quelle)
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Pacher, Joseph Adalbert (Pianoforte-Virtuos und Componist, geb. zu Daubrawitz in Mähren 29. März 1818).[BN 1] Sein Vater war landgräflich Fürstenberg’scher Oberamtmann. Der Dorfschullehrer ertheilte dem Knaben, der Talent für Musik zeigte, Unterricht im Piano, auf der Flöte, Violine und im Gesange. Im Jahre 1828 kam er auf das Gymnasium zu Mährisch-Trübau, 1829 auf jenes zu Olmütz und seit dieser Zeit hörte auch aller Musikunterricht auf. Nur wenn er bei Bekannten ein Clavier traf, fand er Gelegenheit zu spielen, und indem er sich fleißig auf’s Notenabschreiben verlegte, machte er sich mit den Compositionen aller Art und verschiedener Meister bekannt. Nach beendeten Gymnasialclassen kam er im Jahre 1834 nach Brünn, wo er die philosophischen Studien begann. Die Bekanntschaft, welche P. in Brünn mit dem geschickten Clavierlehrer Anton Hübel machte, förderte ihn sehr in seinen musikalischen Kenntnissen. Um diese Zeit componirte P., ohne den geringsten Unterricht in der Theorie der Musik erhalten zu haben, eine Menge Walzer, welche in zahlreichen Abschriften cirkulirten, versuchte sich sogar in Clavier-Concerten mit Quartettbegleitung, in Variationen, Liedern u. dgl. m. Nach beendeten philosophischen Studien, im September 1835, begab sich P, der indessen seinen Vater durch den Tod verloren hatte und nun auf sich selbst angewiesen war, nach Wien, um die Rechte zu studiren. In Wien hörte er zum ersten Male Virtuosen spielen und vor Allem begeisterte ihn Thalberg. Die ganze Liebe zur Musik, durch die jahrelangen Studien zurückgedrängt, schlug nun mächtig empor, und als Conradin Kreutzer das Talent des [163] Jünglings anerkannte und bei fleißigen musikalischen Studien ihm auch eine Zukunft voraussagte, ließ P, das juridische Studium fallen und widmete sich ausschließlich der Musik. Um sich, da er mittellos, fortzubringen, gab er Unterricht in verschiedenen Gegenständen und in der Musik, dabei nahm er selbst Unterricht in der französischen Sprache und bei Gottfried Preyer in der Harmonielehre und im Contrapuncte. So hatte er mehrere Jahre ernstlich gearbeitet und auf Zureden seiner Freunde ließ er sich bei Karl Haslinger [Bd. VIII, S. 27] in einer Soirée am 6. April 1843 zum ersten Male hören, zwei Wochen später trat er in einem Concerte des Fagottisten Braun zum ersten Male öffentlich auf. Das Urtheil eines Kenners über seine Leistung in diesem Concerte bestimmte P, seine musikalischen Studien ernstlich fortzusetzen, und zu diesem Zwecke wurde er ein Schüler des berühmten Anton Halm [Bd. VII, S. 257] und machte große Fortschritte. Schon in seinem ersten eigenen Concerte, das er am 15. December 1844 im Musikvereinssaale gab, zeigte sich der Fortschritt, den P. gemacht. Der Erfolg war ein glänzender. Er machte nun Kunstreisen, zunächst in seinem Vaterlande. Einer Einladung nach Petersburg konnte er nicht folgen, da mittlerweile, 1846, die polnischen Unruhen ausgebrochen waren, er ging also nach Deutschland, wo er in verschiedenen Staaten und an drei fürstlichen Höfen mit Erfolg Concerte gab. Längere Zeit setzte P. seine Kunstreisen fort, dann aber kehrte er nach Wien zurück, wo er sich dem Unterrichte in der Musik widmete und zugleich als Compositeur fleißig war. Die Opus-Zahl seiner Compositionen erhebt sich bereits bis zu 70, welche Nummer sein Werk: „Le Contraste. Fant. Caprice“ trägt. Es sind Etuden, Variationen, Tänze (Polka, Valses u. dgl. m.), Concertstücke mit den üblichen Benennungen des heutigen Virtuosenthums, - als: „Nocturne“, Op. 6; – „La Danse infernale“, Op. 14; – „La Blondine, Valses“, Op. 20, Nr. 1; – „La Brunette, Polka“, Op. 20, Nr. 2; – „Le Ruisseau, Etude de Salon“, Op. 34; – „La Violette“, Op. 49; – „Les eclairs. Melodie et Etude“, Op. 62 u. s. w. Von seinen übrigen Compositionen sind anzuführen: „Etudes de Salon“, Nr. 1–3, Op. 3, 7, 10; – „Sechs Octav-Uebungen“, Op. 11; – „Die Perlenschnur, grosse Etude im eleganten Style“, Op. 23; – „Die Debutanten. Variationen im leichten Style“, Nr. 1–3, Op. 32 u. 48; – „Melodienschatz. Auswahl der beliebtesten Melodien“, Op. 36, Nr. 1–9; – „Oesterreichische Volkshymne, variirt“, Op. 37; – „Volkslieder für das Piano“, Op. 69, Nr. 1: „Mein herziges Dirndl“; Nr. 2: „Traute Heimat“; Nr. 3: „Wenn ich in der Früh aufsteh“. Pacher ist ein tüchtiger Musiklehrer und als solcher sehr gesucht, als Virtuos gehört er der soliden Schute an, die, von Künsteleien absehend, den Geist eines Tonwerkes in sich aufnimmt und wiederzugeben sucht; als Componist nennen ihn Kenner gefällig und anmuthig. Er hat sich mit der Tochter des Malers Johann Tobias Kärgling, Henriette, verheirathet, die selbst die Malerkunst ausübt und seit ihrer Verheiratung sich Kärgling-Pacher [Bd. X, S. 351] nennt.

Wiener allgemeine Musik-Zeitung, redigirt von Ferdinand Luib, VII. Jahrg. (1847), Nr. 156. – Porträt. Kriehuber (1846) lith. (Wien, Spina, Halb-Fol.).

Berichtigungen und Nachträge

  1. Pacher, Joseph Adalbert [Bd. XXI, S. 162], gestorben zu Gmunden am 3. September 1872.
    Deutsche Roman-Zeitung … herausg. von Otto Janke (Berlin, 4°.) IX. Jahrg. (1872), Bd. I, Sp. 236 [nach diesem geb. am 28. März 1816]. [Band 28, S. 368]