BLKÖ:Péczeli, Joseph (Vater)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 418. (Quelle)
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Péczeli, Joseph [der Vater] (ungarischer Schriftsteller und Dichter, geb. zu Putnok im Gömörer Comitate Ungarns im Jahre 1750, gest. 4. December 1792). Von adeliger Familie calvinischen Glaubens. Sein Vater Emerich war reformirter Prediger, der jedoch bald starb, worauf die Mutter mit ihrem Sohne Joseph nach Szikszó übersiedelte, wo dieser die unteren Schulen besuchte. Im Jahre 1767 kam er nach Debreczin, wo er im dortigen Collegium die Vorbereitungsstudien beendigte und sich für die theologische Laufbahn entschied. Zu diesem Zwecke begab er sich, der Sitte der Protestanten Ungarns folgend, auf Reisen, besuchte verschiedene deutsche Universitäten, wie Leipzig, Jena, Bern, am längsten aber blieb er in Genf, wo er zwei Jahre dem Studium der Theologie oblag und der Liebling des berühmten de Saussure wurde. Daselbst erlernte er auch die französische Sprache so vollkommen, daß er in derselben zu predigen und zu dichten im Stande war. Von Genf ging er nun nach Utrecht, wo er das protestantische Predigtamt erlangte, worauf er im Jahre 1784 in sein Vaterland zurückkehrte. Dort wurde er bald erster Prediger der evangelischen Gemeinde zu Komorn, im Jahre 1786 aber Professor am Collegium zu Debreczin, wo ihn schon wenige Jahre später, im Alter von erst 42 Jahren, der Tod ereilte. Neben seinem priesterlichen Berufe widmete P. seine Muße dem Studium und der Pflege der vaterländischen Literatur. Péczeli hatte im Jahre 1784 Voltaire’s „Zaire" in ungarischer Uebersetzung veröffentlicht, um diese Zeit hatte sich Bessenyei [Bd. I, S. 350] auf sein Gut an der Theiß zurückgezogen, Ányos [Bd. I, S. 50] war im nämlichen Jahre gestorben. „Die ungarische Literatur entbehrte, wie Toldy bemerkt, gleichsam eines Hauptes und einer thätigen Notabilität. Péczeli, der seine Wirksamkeit auf mehrere Zweige der kirchlichen und weltlichen Literatur ausbreitete, ward bald Gegenstand allgemeiner Beachtung und der Mittelpunct des heranblühenden Geschlechtes." Im Jahre 1789 begründete er eine literarische Zeitschrift vermischten Inhalts und setzte dieselbe eifrig und aneifernd bis zu seinem Tode fort, und hatte innerhalb der kurzen, ihm gegönnten Frist von acht Jahren mehr und Verschiedenes geboten, als vor ihm irgend ein anderer Schriftsteller dieses Jahrhunderts, so außer mehreren theologischen Schriften Uebersetzungen von Voltaire’s Dramen und Henriade, Young’s Nächten, Aesop’s Fabeln, Hervey’s Gräbern und sich dadurch um Ungarns Sprache und Literatur unbestreitbare Verdienste erworben. Péczeli’s Schriften sind in chronologischer Folge: „Zayr, tragödia“ (Raab 1784), Uebersetzung der „Zaire" Voltaire’s; – „Henriás azaz IV. Henriknek Franczia királynak életének némely része“ (ebd. 1786. 8°.), Uebersetzung der „Henriade" Voltaire’s; – „Young éjtszakái és egyéb munkái“, d. i. Young’s Nächte und einige andere Werke, [419] 2 Bände (ebd. 1787; zweite Aufl. Preßburg 1795; dritte 1815); – „Halotti prédikáció generális Beleznai Miklós“, d. i. Leichenrede auf den General Nikol. Beleznai (ebd. 1787, 8°.); – „Haszonnal mulattató mesék“, d. i. Die mit Nutzen unterhaltenden Fabeln (ebd. 1788); – „A haza szeretetéről“, d. i. Von der Liebe des Vaterlandes (ebd. 1788), ein Briefwechsel zwischen Philopater und Commodus; – „Franciából fordított szomorú játékok“, d. i. Aus dem Französischen übersetzte Tragödien (Komorn 1789), enthält Voltaire’s „Merope und Tankred"; – „Hervey sírhalmai és elmélkedései“, d. i. Hervey’s Grabeslieder und Betrachtungen (Preßburg 1790; zweite Aufl. Ofen 1821); – „A magyar korona rövid históriája“, d. i. Kurze Geschichte der ungarischen Kröne (Komorn 1790); – „II. József életének rövid leirása“, d. i. Kurze Biographie Joseph’s II. (ebd. 1790); – „Vers hongrois et françois pour la fête du couronnement de Leopold II. Magyar és francia versek etc.“ (Komorn 1790); – „Az országgyüléséhez nyújtott hálaadó köszönetek azoknak, a kik szeretik az anyai nyelvet“, d. i. Eine dem Landtage eingereichte Dankadresse für jene, so ihre Muttersprache lieben (ebd. 1790, 16°.); – „A szent koronának a magyarokkoz intézett köszöntése“, d. i. Dank, dargebracht für die zurückgebrachte ungarische Krone (ebd. 1790); – „Erkölcsi predikácziók“, d. i. Moralische Predigten, 2 Bände (Raab 1790), zu denen sein Sohn aus dem Nachlasse des Vaters noch zwei neue Bände (Debreczin 1831–1833) hinzufügte; – „Az ó-testamentomi ekklézsiának históriája a szentirás szerént az első embertől fogva babylóniai fogságból lett visszatérésig“, d. i. Geschichte der Kirche des alten Testaments nach der heil. Schrift, vom Ursprunge des ersten Menschen an bis zur Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. 5 Bände (Komorn 1791), eine Uebersetzung von Ludwig Maisonnet’s „Histoire du peuple d’Israël jusqu’à la captivité de Babylone“; – „Vers hongrois et françois pour la fête du couronnement de François, roi de Hongrie. Magyar és francia versek etc.“ (Komorn 1792); – „A szentirás Theologiája vagy az idvesség tudománya“, d. i. Die Theologie der heiligen Schrift u. s. w., 2 Bände (Komorn 1792 und 1793), auch redigirte P., wie schon bemerkt worden, die Zeitschrift „Mindenes gyüjtemény, d. i. Allgemeine Sammlung, wovon innerhalb vier Jahren, 1789–1792, sechs Hefte erschienen sind. Einzelne kleinere Arbeiten, wie Gedichte u. dgl. m., veröffentlichte er im Kaschauer „Magyar Muzeum“ und im „Orpheus“. Für seine Zeit hat P., unstreitig einer der bedeutendsten Vertreter der französischen Schule in der ungarischen Literatur, zu der mit deren Begründer Bessenyei auch noch Orczy, Ányos, Barcsay und Joseph (I.) Graf Teleky gehören, sehr verdienstlich gewirkt; jetzt ist er, wenn nicht gerade vergessen, doch meist eben nur als Culturmoment in die Literaturgeschichten verbannt. Seinen Uebersetzungen begegnet man noch heutzutage hie und da, von seinen selbstständigen Schriften aber haben sich seine Fabeln (haszonnal mulattató mesék), welche theilweise Original, theilweise Bearbeitungen äsopischer Motive und in leichter und gefälliger Weise behandelt sind, als beliebte Jugendschrift erhalten. Péczeli war mit Katharina Varjas vermält, welche ihm eine Tochter Clara und einen Sohn, der des Vaters [420] Namen Joseph trägt [s. d. Folgenden], gebar.

Toldy (Franz Dr.), Geschichte der ungrischen Dichtung von den ältesten Zeiten bis auf Alexander Kisfaludy. Aus dem Ungrischen übersetzt von Gustav Steinacker (Pesth 1863, Heckenast, 8°.) S. 349. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, Steinhauser, 8°.) S. 248. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) Jahrgang 1858, Nr. 33. – Toldy (Ferencz), A’ Magyar költészet kézikönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Geschichte der ungarischen Dichtung von der Schlacht von Mohács bis auf unsere Tage (Pesth 1855, Gust. Heckenast, gr. 8°.) Bd. I, S. 439. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy' und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust Emich, 8°.) Bd. I, S. 361; –- desselben zweiter, den ersten ergänzender Theil (ebd. 1858), S. 251 [über den Sohn]. – Tudományos gyüjtemény, d i. Wissenschaftliche Nachrichten (Pesth, 8°.) Jahrg. 1823, 10. Heft, S. 89–92. – Porträt. Holzschnitt in Moriz Ballagi’s „Protestáns képes naptár“ 1859 – und im „Vasárnapi ujság 1858, Nr. 33.