Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pálffy, Joseph
Band: 21 (1870), ab Seite: 199. (Quelle)
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Pálffy, Albert (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Großwardein im Jahre 1823). Steht in keiner verwandtschaftlichen Verbindung mit der berühmten und vielverzweigten fürstlichen und gräflichen Familie Pálffy von Erdöd [s. d. Folgenden]. Im Alter von 19 Jahren kam Albert nach Pesth, um daselbst die Rechte zu studiren, an denen er aber geringeres Behagen fand, als an der französischen Literatur, die er mit großer Vorliebe betrieb. Als im Jahre 1844 Petöfi nach Pesth kam und dort seinen bleibenden Aufenthalt nahm, befreundete sich Pálffy bald mit dem genialen Poeten und soll nicht ohne Einfluß auf dessen weitere Entwickelung gewesen sein. Indessen lebte P. in sehr kümmerlichen Verhältnissen, die sich auch wenig besserten, als er im Jahre 1845 den Roman: „Magyar millionair“, d. i. Der ungarische Millionär, herausgab, der von [200] Seite der Kritik sich auch keines zu großen Beifalls erfreute. Dann schrieb er für die Zeitschriften[WS 1] „Életképek“ und „Pesti Divatlap“ mehrere Novellen, welche schon besser gefielen. Nun trat er mit noch neun anderen ungarischen Schriftstellern zusammen, welche sich gemeinschaftlich verpflichteten, von den Journalen sich unabhängig zu machen und nicht mehr für dieselben zu schreiben, sondern ihre Arbeiten in einer selbstständigen, „Magyar romantikusok“ betitelten Sammlung zu veröffentlichen. Jedoch Zwiespalt unter den Verbündeten vereitelte die Ausführung dieses Vorhabens, das, wenn die gediegensten schriftstellerischen Kräfte von den Journalen sich lossagten, in einem Lande, wie in Ungarn, wo die geistige Entwickelung lange noch nicht abgeschlossen, sondern vielmehr im Werden begriffen ist, der Journalistik immerhin Eintrag zu machen im Stande war. Nun trat er mit einem neuen Romane: „Fekete könyv“, d. i. Das schwarze Buch (Pesth 1846, 8°.), auf. worin sich bereits größerer Fortschritt seinen bisherigen Arbeiten gegenüber kundgibt. Im J. 1847 redigirte er das Journal „Pesti Hirlap“ und beurkundete bereits ein tüchtiges publicistisches Talent, welches aber erst zu seinem Durchbruche kommen sollte, als das 1848ger Jahr alle Dinge von Oberst zu Unterst kehrte. Denn bald nach Ausbruch der Wirren begründete er das berüchtigte Blatt: „Marczius tizenötödike“, d. i. Der fünfzehnte März, mit dem Motto: „Wir brauchen keine Tafelrichter-Politik“ („Nem kell táblabiró politika“). Dieses Blatt wurde anfänglich nur in der Hauptstadt gelesen; mit dem wachsenden Zynismus seines Inhalts wuchs aber auch seine Leserzahl nach außen. Das Ministerium, alle Welt, wurden darin beschimpft und zuerst darin die Ideen der Republik proclamirt. In den Lesevereinen, auf dem Lande wurde in der ersteren Zeit das Blatt sogar verbrannt; aber mit den sich überstürzenden Ereignissen gewann es einen festeren Boden, größeren Anhang und schwang sich zuletzt zu einer solchen Macht auf, daß von verschiedenen Seiten Versuche gemacht wurden, es zu gewinnen. Csernatoni, Pálffy’s geistvoller Mitarbeiter, wurde sogar zum Ministerialsecretär ernannt. Dieser Erfolg machte P. noch kühner, noch rücksichtsloser. Als die Revolutionsregierung nach Debreczin übersiedelte, folgte ihr Pálffy mit dem Blatte nach; später, als die Regierung nach Pesth zurückkehrte und nun Pálffy sogar den Gouverneur (Kossuth) angriff, wurde das Journal verboten, Pálffy selbst verhaftet und nach Szegedin gebracht. Für den moralischen Gehalt des Blattes liefert aber der Umstand, daß es für Lad. Madaraß [Bd. XVI, S. 235] heftig Partei nahm, einen so ziemlich richtigen Maßstab. Noch vor der Waffenstreckung von Vilagos aus der Haft entlassen, flüchtete P. sich in’s Ausland, wo er so lange verweilte, bis ihm eine Amnestie die Rückkehr in’s Vaterland ermöglichte. Bald nach der Revolution erschienen von ihm: „Egy földönfutó hátrahagyott novellai“, d. i. Hinterlassene Novellen eines Flüchtlings, 2 Bände (Pesth 1850). Später gab er noch, und zwar mit seinem Namen heraus: „A fejedelem keresztleánya“, d. i. Die Pathe des Fürsten (Pesth 1856, 8°.); – „Az atyai ház“, d. i. Das Vaterhaus, 2 Bände (ebd. 1858), und „Attila isten ostora. Regeny“,d. i. Attila, die Geißel Gottes. Roman (Pesth 1859), auch im dritten Jahrgange der von Karl Hajnik redigirten „Sonntags-Bibliothek“ (Vasárnapi könyvtár), welche bei Gustav [201] Heckenast in Pesth erschien. Die Art und Weise seines Auftretens auf journalistischem Gebiete und die persönlichen Angriffe, die er sich in rücksichtslosester Weise in seinem Schandblatte „Der fünfzehnte März“ erlaubte, verwickelten ihn in manche unangenehme Affaire. So gab ihm der Abgeordnete Anyos, den er im Blatte angegriffen, sein Mißfallen über dieses Gebaren in handgreiflichster Weise zu erkennen. Es kam darüber zum Duell auf Pistolen, in welchem Anyos fehlschoß, Pálffy aber nur des Gegners Hut durchschoß. Nur den angestrengten Bemühungen der Secundanten gelang es, die Wiederholung des Zweikampfes, worauf Anyos mit aller Entschiedenheit bestand, zu vermeiden. Auch mit seinen journalistischen Collegen gerieth P. in unangenehme Zänkereien, aber Einer, Mauksch, machte sich für Alle in ziemlich kaustischer und zugleich witziger Weise bezahlt. Am 29. Juni 1849 erschien ein Eingesendet: „Ein alter Bullenbeißer, dem die Zähne ausgefallen und der nur noch knurren und geifern kann, hat sich in das Russisch-Schwarzgelbe verlaufen. Da er nahe daran ist, rasend toll zu werden, so machen wir die betreffende Behörde darauf aufmerksam, denselben todt oder gebunden einbringen zu lassen. Er hört auf den Namen Marczius“. Was nun seine schriftstellerische Charakteristik als Novellist betrifft, so beurtheilt ihn die ungarische Kritik sehr günstig. Namentlich wurden seine „hinterlassenen Novellen eines Flüchtlings“ gerühmt. Er besitzt die Gabe, aus einer kleinen Fabel, die er selbst in reizender Weise vorzutragen versteht, eine Reihe ganz allerliebster interessanter Situationen und Scenen zu entwickeln. Seine Charaktere sind mit wenigen Strichen, aber sicher und markant gezeichnet. Die Gestalten, die er uns vorführt, sind dem Leben entnommen. Das Feld, auf dem er sich bewegt, ist die Gegenwart oder wenn er in die Vergangenheit zurückgreift, die Perückenzeit des achtzehnten Jahrhunderts. Unverkennbar ist es, daß er sich an französischen Mustern gebildet. Seit Jahren bereits ist weder von ihm, noch von seiner schriftstellerischen Thätigkeit etwas zu hören.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjté Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) I. Theil, S. 350; zweiter, den ersten ergänzender Theil, S. 413. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Gust. Heckenast, Lex. 8°.) Bd. V, S. 637. – Ungarns Männer der Zeit. Biograsten und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (C. M. Kertbeny) (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 8°.) S. 182. – Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Gustav Heckenast, 8°.) Bd. II, S. 292. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Zeischriften.