Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Oppel, Franz
Band: 21 (1870), ab Seite: 71. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Anton Oppacher in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Oppacher, Anton|21|71|}}

Oppacher, Anton (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Jochberg im Unterinnthale Tirols 15. August 1770, gest. 16. Jänner 1845). Einer der wackersten Vertheidiger seiner Heimat in den Jahren 1796, 1797, 1800, 1805 und 1809. Im Jahre 1805 zeichnete er sich als Oberlieutenant bei der Vertheidigung des Passes Strub durch Muth und Unerschrockenheit aus und wurde auch im Kampfe schwer verwundet. Im Jahre 1809 kämpfte Oppacher als Hauptmann der Landesvertheidiger aus den Gemeinden Jochberg, Aurach und [72] Kitzbühel und verrichtete bei der Vertheidigung eben desselben Passes Strub, am 11. Mai, wahre Wunder der Tapferkeit. Der bayerische Divisionsgeneral Wrede hatte von dem französischen Marschall Lefevre am 10. Mai Befehl erhalten, den Paß Strub an der Grenze Tirols zu nehmen und in Tirol vorzudringen. Die Aufgabe schien nicht schwierig, denn Wrede commandirte ein Corps von 10.000 Mann und die Befestigungen des Passes waren schon früher von der bayerischen Regierung gänzlich zerstört worden; überdieß war die Besatzung des Passes unbedeutend. Sie bestand aus zwei Landesschützen-Compagnien – die eine aus Stadt Kitzbühel, geführt von Hauptmann Johann Hochenberger, die andere von Jochberg, geführt von Hauptmann Anton Oppacher – mit einer halben Compagnie des österr. Linien-Infanterie-Regiments Hohenlohe-Bartenstein und einer halben Compagnie Jäger nebst zwei Sechspfündern. Am 11. Mai, am Christi Himmelfahrtstage, begann der Feind den Angriff, mit einer furchtbaren Kanonade ihn eröffnend, dem dann ein Sturm der feindlichen Infanterie folgte. Dieser wurde von den Tirolern abgeschlagen. Wrede zog frische Truppen heran; auch diese wurden von den Tirolern geworfen; indessen waren die beiden Geschütze im Passe verstummt, ihre Kanoniere waren von den Bayern theils getödtet, theils schwer verwundet und eine Kanone unbrauchbar gemacht worden. Die Bayern unternahmen nun einen dritten Sturm. Hauptmann Oppacher munterte seine Schützen zu entschlossenem Widerstande auf, losgelassene Steinblöcke und Baumstämme, Alles, was beweglich war, wurde auf die stürmenden Bayern herabgeworfen und schleuderte die Stürmer in Reihen nieder. Schon hatte der Kampf mehrere Stunden gedauert, viele Tiroler lagen bereits todt, theils schwer verwundet, der Rest war durch den furchtbaren Kampf erschöpft. Da zog General Wrede Nachmittags drei frische Bataillons heran und befahl einen neuen Sturm längs der ganzen Ausdehnung des Passes. Mit dieser Uebermacht gelang es dem Feinde, den Paß zu umgehen. Aber Hauptmann Oppacher schlug sich mit einem kleinen Theile seiner Kampfgenossen durch den Feind und zog über die Gebirge von Pillersen sich zurück. So hatte ein kleines Häuflein Tiroler-Schützen und österreichischer Soldaten einem zwanzigmal überlegenen Feinde Stand gehalten. „Es war“, schrieb Staffler treffend, „ein Kampf wie in den Thermopylen[WS 1], und Oppacher wäre ein Leonidas gewesen, hätte er hier seinen Tod gefunden“. Mehrere Monate später, am 18. October. bewährte O. seinen Heldenmuth bei der Verteidigung des Kniepasses bei Lofer, wo er den Posten nicht nur gegen den ungestümen Angriff des wieder bei weitem stärkeren Feindes behauptete, sondern diesen vollständig zurückwarf, bis Unken verfolgte und 250 Mann nebst 15 Officieren zu Gefangenen machte. Nach beendetem Kriege kehrte O. zu dem Wirthsgeschäfte, das er betrieb, zurück. Als ihm im Jahre 1810 von Roschman schrieb, Kaiser Franz habe ihm in Anerkennung seiner Tapferkeit und Hingebung eine Belohnung von 2000 fl. zuerkannt, um welches Geld Oppacher Jemand schicken möge, schlug O. dieses Anerbieten mit dem Bemerken aus, nicht mehr als seine Schuldigkeit gethan zu haben, überdieß habe der Kaiser jetzt ohnedieß genug Lasten und Sorgen. Mit [73] Allerh. Entschließung vom 27. Juni 1820 wurde O. mit der mittleren goldenen Ehrenmedaille mit Oehr und Band ausgezeichnet und ihm dieselbe am 3. September d. J. zu St. Johann im Leukenthale feierlich übergeben. Im Jahre 1832, als Kaiser Franz I. mit seiner Gemalin Karoline aus Italien über Tirol zurückkehrte, überraschte der Monarch Oppacher am 12. Mai mit einem Besuche in seinem Wirthshause, wo er längere Zeit mit seiner Gattin verweilte, worauf Oppacher den Kaiser und dessen Gattin, die Kaiserin, am Arme zum Wagen geleitete. Auch mehrere andere Prinzen des kaiserlichen Hauses, als die Erzherzoge Johann, Rainer, Franz Karl, der König Anton von Sachsen beehrten den Helden auf ihren Fahrten in Tirol mit ihrem Besuche. Im Jahre 1842 wurde Oppacher noch zum ständischen Vertreter des Bauernstandes der vier Unterinnthaler Gerichte: Rattenberg, Kitzbühel, Kufstein und Hopfgarten erwählt und von Sr. Majestät am 3. Jänner 1843 bestätigt. Zwei Jahre später schloß der Tiroler Held im Alter von 75 Jahren seine Augen.

Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger, drei Theile in Einem Bande (Innsbruck 1853, A. Witting, 8°.) Theil II, S. 23–42: „Anton Oppacher“. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 882 und 897 u. 898 in der Anmerkung.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Thernopylen.