Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Nobili, Johann Graf
Band: 20 (1869), ab Seite: 376. (Quelle)
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Nobile, Peter (k. k. Hofbaumeister, geb. zu Campestre im Canton Tessin im Jahre 1774, gest. zu Wien 7. November 1854). Seine erste wissenschaftliche Ausbildung erhielt er in Triest, dann begab er sich zur Vollendung seiner Studien nach Rom, wo er längere Zeit verweilte und ausschließlich die Werke des Alterthums mit großem Eifer studirte. Nach seiner Rückkehr nach Triest längere Zeit als Architekt thätig, lenkte er durch seine Arbeiten alsbald die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich, die ihm in den Jahren 1815–1818 die Leitung mehrerer öffentlicher Bauten übertrug. Außerdem wurden auch mehrere Privatgebäude nach seinen Entwürfen und Plänen vollendet. Nun wurde er nach Wien berufen, zum k. k. Hofbaurathe, ferner zum Director der Architecturschule in der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt. N. stand als Fachmann und mit vollem Rechte in hohem Ansehen und wurde bei allen wichtigen, in sein Gebiet einschlägigen Unternehmungen zu Rathe gezogen. Von seinen zahlreichen Arbeiten sind als die bedeutenderen anzuführen, und zwar in Triest und im Küstenlande die Brücke über den Isonzo in Canale, die gegenwärtige Handels- und nautische Akademie, die schöne Antoniuskirche, der Leuchtthurm am äußersten Ende des Molo, im Jahre 1833 erbaut. Er ist 360 Fuß vom Rande des Steindammes entfernt und hat das Aussehen eines kolossalen säulenförmigen Thurmes. Von Kalksteinen des benachbarten Karstes erbaut, hat er über den mittleren Stand des Meeres eine Höhe von 106 Wiener Fuß bis zum Mittelpuncte des Lichtkegels. Dieser besteht aus 42, mit Oel genährten Dochten und breitet seinen Lichtglanz auf drei deutsche Meilen aus, wenn nur das Auge des Beobachters 12 Wiener Fuß über dem Meeresspiegel sich befindet. Auch leitete er im Jahre 1826, damals Ober-Baudirector in Triest, die Ausgrabungen bei Pola und Aquileja, hatte zwei Bogen des Amphitheaters, die Einsturz drohten, hergestellt, den Triumphbogen und die zwei schönen Tempel von den angebauten kleinen Häusern und Gartenmauern befreit, gereinigt und gestützt; ferner wurde in Gratz das ständische Theater und Redoutengebäude im Jahre 1825 nach seinem Plane erbaut; in Böhmen im Fürst Metternich’schen Schlosse Königswart die Schloßcapelle; auch das bei dem Dorfe Priesten in der Nähe Kulms zur Erinnerung an die Schlacht vom 30. August 1813 im Jahre 1835 errichtete Denkmal ist nach N.’s Entwurfe ausgeführt. Von Nobili’s in Wien in den Jahren 1822–1824 ausgeführten Bauten sind bemerkenswerth: das äußere[WS 1] Burgthor; in dorischer Ordnung ausgeführt, beträgt es 38 Klafter Länge. Die den inneren Theil des Baues tragenden zwölf Säulen haben eine Höhe von 27 Schuh und [377] einen Durchmesser von 4 Schuh, 7 Zoll. Zur vorurtheilsfreien Würdigung dieses Baues ist in Betracht zu ziehen, daß Nobile mit möglichster Benützung der nach Cagnola’s [Bd. II, S. 230] Project schon hergestellten Fundamente in ganz anderem Style und in anderen Verhältnissen ein ganz anderes Gebäude als vordem beabsichtigt worden, aufzuführen hatte, wobei er die keineswegs leichte Aufgabe hatte, die äußere Façade dem Charakter der Festungswerke, die innere jenem des Paradeplatzes und der Hofburg entsprechend darzustellen. Daß N. seine Aufgabe trefflich gelöst, wird man immer zugeben müssen, wenn auch die gewaltigen Aenderungen, die mit Wien nach dem Falle des Wallgürtels vorgenommen wurden, das Aussehen des Burgthors für jetzt anomal erscheinen lassen. Ferner baute N. das Gebäude über Canova’s Theseusgruppe im Wiener Volksgarten. Es ist eine Nachbildung des antiken Theseustempels in Athen, und Anton von Steinbüchel hat darüber eine eigene Schrift: „Beschreibung des Theseums und dessen unterirdischer Halle“ (Wien 1827, 12°., mit einer Tafel) herausgegeben. N.’s Verdienste um seine Kunst wurden durch den Orden der eisernen Krone 3. Classe gewürdigt. N. war ein enthusiastischer Anhänger der Theorien Vitruv’s, Vignola’s und Palladio’s, und der Erklärungsgrund für diese seine Richtung ergibt sich aus dem Umstande, daß er seine künstlerische Ausbildung zu einer Zeit in Rom erhielt, in welcher Architectur studiren nichts anderes hieß, als seine Studien streng auf das Feld antiker Bauwerke beschränken. N. starb im hohen Alter von 80 Jahren. Seine Bibliothek hat er zum Theile der kais. Akademie der bildenden Künste in Wien, zum Theile der Zeichnungsschule seines Geburtsortes legirt.

Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck[WS 2], gr. 8°.) S. 3, 5, 55, 161,177, 248, 382. – (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, Joh. Strauß, 4°.) XII. Jahrg. (1821), Nr. 49, S. 196· – dasselbe, 1822, Nr. 95. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1826, S. 36; 1845, S. 424. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXIII, S. 958. – Deutsches Kunstblatt 1854, S. 419. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 183. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. X, S. 247. – Giornale dell’ Ingegnere-architetto ed Agronomo (Milano, gr. 8°.) Anno II(1854/55), p. 331. – Porträt. Lithographie ohne Angabe d. Zeichner u. Lith. (Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: äußeer.
  2. Vorlage: Franz Beck.