BLKÖ:Neruda, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Nerly, Federigo |
Nächster>>>
Neruda, Johann Georg | ||
Band: 20 (1869), ab Seite: 188. (Quelle) | |||
Jan Neruda bei Wikisource | |||
Jan Neruda in der Wikipedia | |||
Jan Neruda in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 118957910, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Koubek’s [Bd. XIII, S. 54] hörte, trat aber aus das Gymnasium in der Prager Altstadt über, sobald dasselbe für ein čechisches erklärt worden war. Nach abgelegter Maturitäts-Prüfung begann er das Studium der Rechte und setzte es auch zwei Jahre fort, als er mit einem Male bei der Kriegsbuchhaltung in den Staatsdienst trat. Ein Jahr etwa blieb er in diesem Amte, dann gab er seine Stelle auf und widmete sich philosophischen Studien, zugleich trug er das Böhmische und das Deutsche an der deutschen Ober-Realschule in Prag durch zwei Jahre vor. Um diese Zeit betrat er auch das schriftstellerische Gebiet, redigirte anfänglich in Gemeinschaft mit Vilimek die Zeitschrift „Obrazy života“ (d. i. Bilder des Lebens), welche im Jahre 1859 zu erscheinen begann und später, als Augusta in Leitomischl den Verlag übernahm, allein. Aber bald legte er die Redaction nieder und trat im Jahre 1860 bei der politischen Zeitschrift „Čas“, d. i. die Zeit, als Mitredacteur ein, die Leitung des Feuilletons übernehmend, gab aber auch diese auf, sobald der „Čas“ sein Programm änderte und trat zur Zeitschrift „Hlas“, d. i. die Stimme, über, ebenso dort die Redaction des Feuilletons besorgend. Als Schriftsteller trat N. zuerst im belletristischen Wochenblatte „Lumír“ im J. 1854, und zwar unter dem Pseudonym Janko Hovora auf. Selbstständig gab er dann heraus: „Hřbitovní kvéti“, d. i. Friedhofsblüthen (Prag 1858, Karl Bellmann, 16°.); im Jahre 1858 begründete er in Gemeinschaft mit Barák, Frič und Hálek den Almanach „Maj“, in welchem viele Arbeiten seiner Feder vorkommen; nun folgten: „Ženich z hladu. Veselohra v 1 jednání“, d. i. Der Bräutigam aus Hunger. Lustspiel in einem Acte, nach einer französischen Anekdote, im 30. Hefte der bei Pospišil [189] in Prag im Jahre 1853 begonnenen „Biblioteka divadelní“; – „Prodaná láska. Veselohra v 1 jednáni“, d. i. Verkaufte Liebe. Lustspiel in einem Acte, im 31. Hefte derselben Sammlung; – „Francesca di Rimini. Tragedie o třech jednáních“, d. i. Francesca da Rimini. Trauerspiel in drei Acten (Leitomischl 1860, 16°.); – „Já to nejsem. Veselohra v 1 jednání“, d. i. Das bin ich nicht. Lustspiel in einem Acte, nach einer Novelle von Schneeking, im zweiten Hefte des zweiten Bandes des von Joseph Nikolaus Boleslavsky zu Prag im Jahre 1861 u. d. folg. herausgegebenen dramatischen Repertoriums „Divadelní ochotník“, d. i. Der Bühnen-Dilettant; – „U nás. Veršované krotké avantury ve čtyrech velmi nestejných zpěvích“, d. i. Bei uns. Kurze Abenteuer in gebundener Rede in vier ungleichen Gesängen (Prag 1858, 16°.); anfänglich wurde J. Barák für den Verfasser dieser anonym erschienenen Dichtung gehalten; – „Arabesky“ (Prag 1864, Verlag der slavischen Buchdruckerei, gr. 16°.); – „Pařýžské obrázky“, d. i. Bilder aus Paris (ebd. 1864, 16°.), das Ergebniß einer mit Unterstützung des Ausschusses des „Svatobor“ zum Zwecke ästhetischer Studien nach Paris im Jahre 1863 unternommenen Reise, und „Knihy veršů“, d. i. Bücher der Lieder (Prag 1867, 12°.). Im letztgenannten Jahre übernahm er auch noch die Redaction des in Prag im Jahre 1862 begründeten illustrirten Blattes „Rodinná kronika“, d. i. Vaterländische Chronik, welche er im genannten und im folgenden Jahre besorgte, und im Jahre 1865 begann er in Gemeinschaft mit Vítězslav Hálek die Herausgabe des Unterhaltungsblattes „Květy“, d. i. Die Blüthen, dessen Eigenthümer Julius Grěgr ist, und welche Neruda bis zur Stunde fortführt. Zahlreiche andere rhythmische[WS 1] und prosaische Beiträge seiner Feder sind im Jahrbuche „Českomoravská pokladnice“, d. i. Čechisch-mährisches Schatzkästlein; im „Humoristicky kalendář“, d. i. im humoristischen Kalender, in den Almanachen „Rüže“ und „Krakonos“, d. i. die Rosen und Rübezahl, und in den Zeitschriften „Čech“, „Lumír“ und „Humoristicke listy“ enthalten. Neruda zählt zu den beliebteren čechischen Schriftstellern der Gegenwart.
Neruda, Johann (čechischer Schriftsteller, geb. zu Prag 10. Juli 1834). In seiner Vaterstadt besuchte er die unteren Schulen, in welchen zu jener Zeit nur in deutscher Sprache gelehrt wurde; dann das Gymnasium auf der Kleinseite, wo er von 1846 die Vorlesungen- Národ, d. i. das Volk (ein in Prag erscheinendes čechisches Blatt), 1864, Nr. 163, 165 u. 169, im Feuilleton: „Obrázky literární“, d. i. Literarische Bilder. Jan Neruda. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redig. von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 782. – Lada, belletristický a módní časopis, d. i. Lada, belletristisches und Modenblatt (Prag), im Jahrgang 1864, wo sich auch sein Bildniß befindet. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 78. – Magazin für die Literatur des Auslandes, herausg. von Lehmann (früher in Berlin, jetzt in Leipzig, 4°.) Jahrgang 1864, S. 310, im Aufsatze: „Čechische Briefe aus Böhmen. II. Neuer poetischer Frühling“ [mit ungemein störenden Druckfehlern: so werden z. B. die hrbitovní kvítí (Friedhofsblüthen) in hibitooni koiti u. dgl. m. verwandelt, und wird darin überhaupt in sehr überschwenglicher Weise über die neuere čechische Literatur – die über das Genre der Arbeiten von Laun, Clauren, Tromlitz u. dgl. m. noch nicht hinaus ist – geurtheilt].
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: rythmische.