BLKÖ:Naske, Adolph Karl

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 88. (Quelle)
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Naske, Adolph Karl (Schriftsteller, geb. zu Wien im Jahre 1814, gest. ebenda 20. September 1864). In Wien die Gymnasial- und philosophischen Studien beendend, trat er dann bei der ehemaligen Staatsbuchhaltung ebenda in den Staatsdienst und wurde zuletzt als k. k. Rechnungs-Official pensionirt. Er war viele Jahre stehender Mitarbeiter der Bäuerle’schen Theater-Zeitung, in welcher eine Unzahl von seinen, mit einem kleinen oder großen n – oder um verborgen zu bleiben – mit irgend einer anderen Chiffre bezeichneten Notizen und Notizchen diversesten Inhalts abgedruckt stehen; er galt auch viele Jahre als Bewerber um Herz und Hand einer der Töchter des Redacteurs. N. wußte sich durch seine polizeilichen Verbindungen so gefürchtet zu machen, daß ihn der alte Bäuerle, der durch ihn in unzählige Verdrießlichkeiten mit Schauspielern und Schriftstellern gerieth, doch nicht von seinem Blatte zu entfernen und – wenn Naske’s gedruckte Insulten eine Erwiederung des Angegriffenen erforderten – nie eine solche in seinem Blatte abzudrucken wagte. In den letzten Jahren, in denen er von Wien abwesend war – als Motive dieser Abwesenheit werden Gründe angegeben, die nicht hieher gehören – führte er ein förmliches Wanderleben und hielt sich in Gratz, Linz, Wiener-Neustadt, Oedenburg, Großwardein, Pesth-Ofen, Preßburg, Krakau, Lemberg und anderen Orten, aber überall nur kurze Zeit, etwa so lange auf, bis ihn seine Intriguen und Klopffechtereien nöthigten, den Ort oder die Stadt zu verlassen. Er war vor allem eine Geißel der Schauspieler, und in einer der Nachrichten seines Todes heißt es, „daß manchem Schauspieler und mancher Schauspielerin mit seinem Tode ein großer Stein vom Herzen gefallen“. Er schrieb in die ausländischen Theaterblätter unter den Namen Dr. Wespe, Dr. Bertram u. dgl. m. theils reclamirende, theils boshafte Notizen und Berichte über Theater und was daran hängt, und den entsetzlichsten Kehricht von Scandal und Klatsch häufte er in der Hamburg-Altonaer „Theater-Chronik“ auf. In den Wiener Blättern, vornehmlich in der „Theater-Zeitung“ und „Geißel“, schrieb er über Alles, heute über ein medicinisches, morgen über ein juridisches, dann wieder über ein geschichtliches, und wenn sich’s fügte, über ein theologisches Werk. Bei seiner Vielschreiberei, namentlich im Anbeginn seiner schriftstellerischen Laufbahn, war es ihm oft passirt, daß er es mit dem geistigen Eigenthum nicht zu genau nahm. Die Zeitschrift „Ost und West“ erzählt von ihm, geradezu ihn beim Namen nennend, daß er Novellen, Kritiken u. dgl. m. von Wort zu Wort abschrieb und ohne Angabe der Quelle als sein Machwerk veröffentlichte. Im Josephstädter Theater in Wien hatte er unter seinem Namen ein Lustspiel aufführen lassen, dessen Verfasser Oettinger ist; in der Wiener Zeitschrift „Der Wanderer“ 1840, Nr. 136, steht: „Frau Brigitte. [89] Ein Lebensbild. Von Adolph Karl Naske“. Dieses Lebensbild aber ist Zschokke’s Erzählung: „Das blaue Wunder“. Naske schließt sein Lebensbild gerade vor dem Capitel, welches Zschokke mit dem Motto: „Der fromme Betrug“ überschrieb. Die Namen sind verändert: statt Doctor Falb – Adjunct Wespe; statt Suschen – Fanni; statt Advocat Zange – Amtsrath Brand; statt Pastor Primarius Waldborn – Amtsofficial Zeiselklang; statt des Professors – Secretär Süßkern; und endlich wurde die Jungfrau Sarah in Frau Brigitte umgetauft. Das possierlichste sind die geringen Abänderungen. In der vormärzlichen Zeit hat er anonym zwei selbstständige Schriften: „Theater-Anekdoten“ (Berlin) und „Aus der Kanzlei“ herausgegeben, in letzterer bureaukratische Zustände Altösterreichs schildernd, die das Gepräge des Erlebten an sich tragen, viele Personen mit leicht erkennbarer Aehnlichkeit zeichnen und in nicht geringer Weise bloßstellen, was in den betreffenden Kreisen viel böses Blut machte. Auch erschien von ihm: „Gedenkbuch der Vermählungsfeierlichkeiten des Kaisers [BLKÖ:Habsburg, Franz Joseph I.|Franz Joseph I.]] mit Elisabeth, Herzogin in Bayern“ (Wien 1854, 8°.). Während seines Aufenthaltes in Oedenburg, 1856, wo er es wie überall machte, die Schauspieler in Correspondenzen, in Theaterblättern u. dgl. beschimpfte, herunterriß, erschien ein fliegendes Blättchen, betitelt: „Das Gespenst in der oeden Burg. Eine Schauergeschichte von einem verstorbenen Recensenten“, worin ein nicht zu schmeichelhaftes Porträt von der „rothen Maske“ – er hatte rothe Haare – wie er in dem Pamphlet genannt ist, entworfen wird. Man bezeichnet den in Dichterkreisen bekannten vormaligen Josephstädter Theaterdirector Sallmeyer als Verfasser des Gedichtes. Eduard Breier in seinem Roman: „Eine Maria Magdalena in Wien“, entwirft in einem der ersten Capitel eine treffende Charakteristik dieses bedauerlichen Menschen. Naske, im Vormärz, um sich einen Namen zu machen, ein Plagiator, im Nachmärz ein verrufener Scribent der untersten Sorte, bildet immerhin einen merkwürdigen, glücklicherweise erloschenen Typus der Wiener Journalistik, und zwar denjenigen, der den ganzen Stand entehrte und, als dazu gehörend, ihn vorweg um jene ehrenhafte Stellung in der Gesellschaft brachte, welche zu erringen er in der Gegenwart so ernste Anstrengungen macht. Wenn alle Naske’s unter den Scribenten dahingegangen sein werden, dann wird der Titel „Journalist“ kein zweideutiger mehr sein.

Demokrit (ein Wiener Blatt, schm. 4°.) 1864, S. 204: „Ein Sedlnitzky-Diener weniger“. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik. u. s . w. (Wien, 4°.) 1864, Nr. 69.