Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Nardetti, Anton
Nächster>>>
Narolski, Andreas
Band: 20 (1869), ab Seite: 86. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Francesco Nardi in Wikidata
GND-Eintrag: 116883189, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Nardi, Franz A.|20|86|}}

Nardi, Franz A. (statistischer Schriftsteller, geb. zu Varola bei Conegliano im Venetianischen im J. 1808). Einer venetianischen Adelsfamilie entstammend, wählte er die geistliche Laufbahn, beendete die philosophischen und theologischen Studien zu Padua und Wien, widmete sich nach deren Beendigung dem Lehramte, erlangte zuvor noch die doppelte Doctorwürde der Philosophie und Theologie, und wurde im Jahre 1832 Professor der Religion und Erziehungskunde [87] an der Universität zu Padua. Im Jahre 1842 erhielt er die Lehrkanzel des Kirchenrechtes ebendaselbst und im Jahre 1851 noch jene der Statistik. In seinem Doppelberufe war er als Schriftsteller thätig und gab in italienischer Sprache ein größeres Werk über das Kirchenrecht unter dem Titel: „Elementi di Diritto ecclesiastico; aggiuntevi le norme politiche e civili in oggetti misti. Seconda edizione aumentata e corretta“, 3 tomi (Padova 1854, 8°.), und über das Eherecht: „Il diritto del matrimonio“ (ibid. 185., 8°.) heraus; in diesen kirchenrechtlichen Arbeiten schlug Nardi die historische Richtung ein und versuchte es, den Werth des bisher im österreichischen Italien zu sehr vernachlässigten gemeinen Rechtes zu heben. Als Statistiker zählt er zu den vorzüglichsten Pflegern dieser Wissenschaft in Italien. Die auf diesem Gebiete von ihm veröffentlichten Werke sind: „Statistica teoretica degli stati d’Europa“ (neue vermehrte Auflage Padova 1856, 8°.), ein Werk, das von Fachmännern als eine der tüchtigsten Arbeiten auf diesem Gebiete bezeichnet wird; – „Notizie statistiche relative agli stati meridionali e occidentali d’Europa“ (3. Aufl., Padua 1855, 4°.); – „Sulla Storia della Geografia“ (ebd. 1855), eine interessante literarhistorische Monographie, welche mit einer Apologie auf den größten deutschen Geographen der Gegenwart, auf Ritter, schließt. Noch ist von ihm eine „Orazione funebre in onore del conte Alessandro Racchetti (Padova 1854, 8°.) und die Schrift: „Sull’ amministrazione dell’ patrimonio de luoghi pii e sul modo di migliarola“ (Venezia 1862, 8°.) erschienen. Nardi hat auch mehrere statistische Congresse, u. a. jenen von Brüssel, Paris und Wien besucht, auf letzterem in der Section für Unterrichtsstatistik thätig mitgewirkt und eine größere Abhandlung: „Beiträge zur Industriestatistik Venedigs“ überreicht. Bald nach dem Wiener statistischen Congresse, im Jahre 1858, kam Nardi als Auditor Rotae Romanae nach Rom, in welcher Eigenschaft er sich noch dort befindet, und päpstlicher Seits bereits zu mehreren Missionen verwendet wurde, so im Jahre 1861 zu einer Mission nach Ungarn, um über die Haltung des ungarischen Episcopates zu berichten, über deren Erfolg die Wiener „Presse“ 1861, Nr. 307, in einer Correspondenz ddo. Wien, 7. November nähere Aufschlüsse enthält; im Jahre 1868 zur Bamberger Katholiken-Versammlung, worüber er in eine Controverse mit der „Neuen freien Presse“ gerieth, welche diese in ihrer Nummer 1456 mit einer Abfertigung für ein und alle Mal „an die Adresse Monsignore Nardi’s“ schloß.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) XXX. Bd. (1858), Nr. 760, S. 62, im Artikel. „Der dritte internationale statistische Congreß in Wien“, von dem Herausgeber dieses Lexikons. – Porträt. Holzschnitt von A. Neumann in der Gruppe der Mitglieder des Congresses, S. 67.