BLKÖ:Napotnik (Hauptmann)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Napp, Cyrill Franz
Band: 20 (1869), ab Seite: 79. (Quelle)
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Napotnik, ... (Hauptmann der Cillier Landwehr im Jahre 1809). Schlosser, der große deutsche Historiker, [80] der den Namen dieses Ehrenmannes der Zukunft erhalten hat, schreibt ihn Napotnick – mit ck – was wohl, den Grundsätzen jeder slavischen Sprache entgegen, irrig ist. Die näheren Lebensverhältnisse dieses wackeren Cillier Bürgers, der, wenn nicht wendischen Ursprungs, von croatischer Abstammung sein mag, und dessen Eltern vielleicht aus dem benachbarten unwirthbaren Croatien in die herrliche Cillier Gegend der Steiermark ausgewandert, sind nicht bekannt; aus Allem geht hervor, daß Napotnik zu Anbeginn des laufenden Jahrhunderts ein angesessener und in der Stadt Cilli angesehener Bürger gewesen, da er die Stelle eines Hauptmanns bei der von dieser Stadt beigestellten Landwehr bekleidete. Es war das unheilvolle Kriegsjahr 1809 über Oesterreich gekommen. Der Feldzug, der im Süden so günstig begonnen – Erzherzog Johann hatte die Schlacht bei Sacile (16. April) gewonnen – nahm nach der unglücklichen Schlacht bei Eckmühl (22. April) eine ganz unerwartete Wendung. Die österreichische Armee trat schleunigst den Rückzug an, auf dem ihr der siegestrunkene Feind hart auf dem Fuße folgte. Die Capitulation von St. Michael, jene von Laibach, letztere durch den Verrath zweier Schurken – die zum Glücke nicht deutsche Namen tragen, sie heißen Moitelle und Lefebvre, und deren Namen, leider an Stelle ihrer Körper, später an den Galgen geschlagen wurden – hatte stattgefunden, eine noch schändlichere sollte folgen. Dem Oberstlieutenant Plunkett (bald wieder Plunquet) war ein sehr wichtiger Posten zur Deckung des Rückzuges des Erzherzogs Johann angewiesen. Näheres über diesen Oberstlieutenant ist nicht bekannt; ein Thomas Plunkett war im siebenjährigen Kriege ein tapferer Degen gewesen und hatte sich in der Schlacht bei Kollin (7. Juni 1757) als k. k. General-Major so wacker gehalten, daß ihm in der dritten Promotion der Maria Theresien-Orden verliehen ward. Sollte der Verräther Plunkett ein Sohn dieses Helden sein? Kaum anzunehmen. Oberstlieutenant Plunkett „stand nämlich – wörtlich nach Schlosser – mit drei österreichischen und zwei steiermärkischen Landwehr-Bataillons noch drei Märsche vom Feinde, als dieser bei Bruck ankam; er (Plunkett) schickte darauf sogleich einen Officier hin und ließ eine Capitulation anbieten“. In der Note 75 berichtet nun Schlosser über den Vorgang näher: „Oberstlieutenant Plunkett, der den guten Geist der gemeinen Mannschaft fürchtete und denselben nur mit vieler Mühe niedergehalten hatte, ließ dieselbe die Gewehre auf dem Platze in Rottenmann (einem am Fuße des gleichnamigen Tauern gelegenen, seiner Eisenwerke wegen bekannten Städtchen in der Steiermark) niederlegen und sodann die Mannschaft außer der Stadt lagern, damit sie unfähig sei, sich im letzten Augenblicke gegen die Capitulation zu setzen!! Ein Officier der österreichischen Landwehr ward als Courier mit der Post nach Bruck geschickt, den Feind herzubitten und zu holen!! Endlich erschien das heiß erflehte Piquet von dreißig Mann französischer Cavallerie, um fünf Bataillons als Gefangene zu übernehmen, unter denen fünf altgediente k. k. Stabsofficiere waren.“ Nun führt Schlosser im Haupttexte seiner Darstellung fort: „Wir glauben aber, daß in jedem anderen Kriegsdienste, als im österreichischen (Lumpe hat’s noch in jeder Armee gegeben, selbst bei den Spartanern gab es Verräther) kein österreichischer Officier sich unterstehen dürfte, sich öffentlich vor [81] Soldaten und Officieren auszusprechen, wie Plunquet that. Das Betragen des Oberstlieutenants erregte nämlich den heftigen Unwillen des Hauptmanns Napotnik von der Cillier Landwehr, und dieser widersetzte sich der Capitulation, worauf ihm Plunquet öffentlich drohte: „Er werde ihn dem Feinde als Verräther ausliefern.“ Dieser Vorgang bedarf weiter keines Commentars. Beruhigend bei dem Ganzen ist nur die Thatsache, daß dieselbe österreichische Armee in demselben denkwürdigen Kriegsjahre 1809 unter seinen Officieren neben fremdländischen Schurken à la Plunquet auch Helden echt deutschen Namens besaß, wie Friedrich Hensel [Bd. VIII, S. 309] und Johann Herrmann von Hermansdorf [Bd. VIII, S. 392]. beide Oesterreicher, ersterer ein Siebenbürger, letzterer ein Böhme, deren Andenken in der Kriegsgeschichte Oesterreichs fortleuchtet, wie der Name Plunquet’s und Genossen ewiger Schmach anheim gegeben ist. Der Name Napotnik’s möge aber auch als der eines Ehrenmannes anläßlich der Erzählung dieser Thatsache bleibender Erinnerung überliefert werden.[BN 1]

Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg 1836 u. f., J. C. B. Mohr, 8°.) Bd. VII, S. 539.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Der Vorgang wurde schon in der Biographie des Hauptmanns der Cillier Landwehr, Napotnik [Bd. XX, S. 79], ausführlich erzählt und ist nur noch hinzuzufügen, daß Napotnik in Folge dieser schmählichen Geschichte irrsinnig geworden ist. [Bd. 22, S. 444.]