BLKÖ:Plunkett, Thomas Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pluskal, Franz S.
Band: 22 (1870), ab Seite: 443. (Quelle)
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Plunkett, Thomas Freiherr (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. in Irland im Jahre 1716, gest. zu Antwerpen 20. Jänner 1779). Entstammt einer irländischen Familie, trat frühzeitig in die kaiserliche Armee, focht im Türken- [444] und Erbfolgekriege und war bereits im Jahre 1746 Oberst und General-Adjutant bei der Armee in Italien, wo er sich bei verschiedenen Gelegenheiten auszeichnete. Im April des folgenden Jahres ging P. als Abgesandter nach Genua, um der Stadt die kaiserliche Gnade anzubieten. Er kämpfte auch im siebenjährigen Kriege und in der Schlacht bei Kollin (7. Juni 1757) errang er das Maria Theresienkreuz. In dieser Schlacht, bereits General-Major, commandirte er die aus den Infanterie-Regimentern Botta (Nr. 12), Deutschmeister (Nr. 4) und Baden (Nr. 23) zusammengesetzte Brigade. Kaum hatte P. dieselbe in die ihr angewiesene Aufstellung gebracht, als er bei dem Dorfe Krzeczow eine feindliche Batterie bemerkte; P. vermuthete somit, daß das Dorf von Truppen des Gegners bereits besetzt sein müsse. Da seine in der Nähe aufgestellte Brigade auf diese Art sehr gefährdet war, machte P. den Feldmarschall Grafen Daun darauf aufmerksam und erbot sich, den Feind in dieser Stellung anzugreifen und daraus zu verdrängen. Nachdem Daun diesen Vorschlag gebilligt, versuchte es P., an der Spitze von drei Grenadier- und drei Füseliercompagnien das Dorf mit Sturm zu nehmen, was ihm jedoch nicht gelang. Doch nahm er mit der Brigade eine so vortheilhafte Stellung ein, daß er dieselbe gegen den weit stärkeren Gegner behauptete; aber endlich begannen die Regimenter Baden und Deutschmeister dennoch zu weichen, in diesem gefährlichen Augenblicke führte P. selbst das Regiment Botta, welches die Munition bereits verschossen hatte, mit gefälltem Bajonnete gegen den Feind vor und unterhielt, ohne zu weichen, den Kampf in so lange, bis die geworfenen Regimenter in die Schlachtlinie wieder eingerückt waren, worauf er mit denselben und mit der eben eingetroffenen Cavallerie den Feind vollständig zurückwarf. P. wurde für seine Waffenthat, welche auch zum glorreichen Siege von Kollin beigetragen hatte, in der dritten Promotion (vom 4. December 1758) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Auch in den folgenden Feldzügen des siebenjährigen Krieges, in welchem er mehrere Male detachirte Corps anführte, that sich P. bei mehreren Gelegenheiten hervor, insbesondere im Juli 1762, als er, damals bereits Feldmarschall-Lieutenant, in seiner Stellung auf den Anhöhen bei Humdorf in Böhmen den preußischen General Kleist, der mit seinem weit überlegenen Corps über Einsiedl und Dux in’s Land gebrochen war, von jedem weiteren Vordringen abhielt und so eine große Landesstrecke vor feindlichen Erpressungen und Plünderungen schützte. Im Jahre 1763, nach dem Frieden zu Hubertsburg, wurde P. zum Feldzeugmeister befördert, sieben Jahre später, 1770, zum Commandanten von Antwerpen ernannt, wo er auch im Alter von 63 Jahren starb. – Der Name Plunkett (auch Plunquet) erscheint noch einmal in der österreichischen Kriegsgeschichte, aber dieses Mal in schmachvoller Weise, bei der berüchtigten Capitulation von Rottenmann, einem am Fuße des gleichnamigen Tauern gelegenen, seiner Eisenwerke wegen bekannten Städtchen in der Steiermark. Der Vorgang wurde schon in der Biographie des Hauptmanns der Cillier Landwehr, Napotnik [Bd. XX, S. 79], ausführlich erzählt und ist nur noch hinzuzufügen, daß Napotnik in Folge dieser schmählichen Geschichte irrsinnig geworden ist. Die Hauptrolle aber in derselben spielte der österreichische [445] Landwehr-Oberstlieutenant Plunkett. Ob derselbe ein unwürdiger Sohn oder Verwandter des vorerwähnten Marin Theresien-Ritters Plunkett ist, läßt sich nicht ermitteln. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf die Biographie Napotnik gewiesen. Auch nahm Joseph Scheiger in der Sitzung des historischen Vereins von Steiermark vom 5. November 1863 diese „Capitulation von Rottenmann im Jahre 1809“ zum Gegenstande eines Vortrages. Es ist nicht nachzuweisen, ob die österreichische Freiherrnwürde der Plunkett eine in Folge des Maria Theresien-Ordens erworbene ist oder ob sie schon aus ihrem eigentlichen Stammlande Irland herrührt, in dessen Geschichte mehrere Plunkett eine nicht unbedeutende Rolle spielen. In den Adelsacten erscheint der Name Plunkett nicht.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 62 u. 1728.