Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 465. (Quelle)
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Murgu, Euphemius (ungarischer Deputirter im Landtage des Jahres 1848). Zeitgenoß. Murgu ist walachischer Abkunft und im Banate geboren, wo er unter seinen Landsleuten solches Vertrauen genoß, daß ihn dieselben in den denkwürdigen 48ger Landtag wählten. In den Vordergrund trat Murgu, der, obgleich Walache, doch ganz auf Seite der Revolution stand, erst in der Sitzung des 26. August 1848, als sich die Debatte über die walachischen Bewegungen und deren Ursache entsponnen hatte. Murgu erhob sich und rief: „Die walachischen Bewegungen haben eine tieferliegende Ursache und eine unverwüstliche Quelle. Ich kenne sie“, rief Murgu; „ich habe sie vorausgesehen und habe sie zu lähmen versucht. Ich schrieb zu diesem Zwecke eine Art Volksversammlung aus und wollte eine Contrerevolution gegen die Serben in’s Leben rufen. Natürlich benöthigte ich dazu die Erlaubniß des Ministeriums, konnte aber bis jetzt keine Antwort erhalten. Noch immer herrscht unter den Walachen die gehaßte Hierarchie, kraft deren der raitzische Vladika dem rumänischen Volke befiehlt, die Kinder dieser Race aber sehnen sich nach einem Oberhirten, zu dem sie Vertrauen haben. Dieses Vertrauen wird jedoch nur der Hierarch genießen, den sich das Volk selbst wählt. Hätte das Ministerium eine solche Wahl vergönnt, die Contrerevolution gegen die Raitzen wäre nicht ausgeblieben. Jetzt murrt der Walache und hält das Ministerium für feindselig gesinnt, weil dasselbe jene, welche religiöse Freiheit wünschen, als politische Aufwiegler betrachtet. Das Banat ist hochwichtig und gilt als Schlüssel des ungarischen Niederlandes. Dieß muß das Ministerium beherzigen und die Unabhängigkeit der rumänischen Hierarchie anerkennen. Nur ein von dem walachischen Volke gewählter unabhängiger Metropolit wird die Kinder der rumänischen Race um die ungarische Tricolore zu schaaren wissen.“ Es waren dieß Worte von hoher Wichtigkeit, welche Murgu damals sprach und welche mutatis mutandis immer Geltung behalten werden. Murgu, der sich vollends an die Revolution und ihren Hauptleiter, an Kossuth, anschloß, floh im Jahre 1849 gleichfalls in den Orient, aus welchem er in der Folge in seine Heimat zurückgekehrt war. K. M. Kertbeny in seiner Schrift: „Die Ungarn im Auslande. Alphabetische Namensliste ungrischer Emigration 1848, 1864 u. s. w.“ (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling u. Comp., 8°.) berichtet S. 41, unter Nr. 1149, daß Murgu im Jahre 1861 zum ungarischen Reichstags-Deputirten wieder gewählt worden sei. Das ist nicht der Fall. Candidirt kann er haben, jedoch ist er nicht gewählt worden.

Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Gustav Heckenast, 8°.) Bd. II, S. 232, Nr. XXVIII.