BLKÖ:Moshammer, Joseph Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mosgan, Bartlmä
Band: 19 (1868), ab Seite: 157. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph Alois Moshamer in der Wikipedia
Josef Alois Moshammer in Wikidata
GND-Eintrag: 115602542, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Moshammer, Joseph Alois|19|157|}}

Moshammer, Joseph Alois (pädagogischer Schriftsteller, geb. zu Forchtenau, Pfarre Aurolzmünster im Innkreise, 7. Februar 1800). Sein Vater war Landwirth zu Forchtenau; der Sohn begann die Gymnasialstudien in Passau, vollendete sie aber nebst dem damals dreiclassigen Lyceum zu Salzburg. Im Jahre 1823 kam er nach Wien, um hier die juridische Laufbahn zu betreten. Mangel an Subsistenzmitteln hinderte ihn jedoch an der Vollendung derselben, weßhalb er sich als Hofmeister und Lehrer dem Erziehungsgeschäfte widmete, mit der älteren und neueren Sprachkunde, Literatur und Geschichte befaßte, schon frühzeitig schriftstellerische Arbeiten veröffentlichte und sich mehrfachen Concursen für Gymnasial- und Lyceal-Lehrkanzeln unterzog. Daß er dieses Lebensziel nicht erreichte, lag hauptsächlich in dem Umstande, daß er die ihm angebotenen Lehrerstellen in Vinkovce und Capo d’Istria mit einer Besoldung von nur 500 fl. ausschlug, seine zuversichtliche Hoffnung aber, einen besseren Platz zu erlangen, im ungleichen Kampfe mit Schoßkindern des Glückes, unerfüllt blieb. Inzwischen hatte er theils durch Unterricht in verschiedenen Lehrfächern und Sprachen ein zwar unsicheres, aber anständiges Auskommen gefunden, als pädagogischer Schriftsteller aber durch theils selbstständige Arbeiten, theils Uebersetzungen in weiteren Kreisen sich bekannt gemacht. Seine „Vorschule der Sprachkunde“ und seine Jugendschrift „Apollo“ [die Uebersicht der von M. veröffentlichten Druckschriften folgt weiter unten] fanden von Seite der Kritik eine freundliche Aufnahme; ebenso seine in verschiedenen Zeitschriften, Taschenbüchern und Albums erschienenen Aufsätze in Prosa und Versen. Auf seine von der P. P. Mechitaristen-Congregation im Jahre 1839 gekrönte Preisschrift: „Presse und Erziehung“ folgten in demselben Verlage mehrere Bände „Erzählungen in neuer Form“, dann in Mausberger’s Verlage mehrere geographische, historische und pädagogische Werke, theils [158] Originale, theils Uebersetzungen, von denen er manche, wie er selbst offen gestand, aus bloßem Broterwerbe geschrieben hat. Erst zu Anfang des Jahres 1840 gelang es ihm, eine Anstellung im Staatsdienste, und zwar bei dem k. k. Bücher-Revisionsamte zu erhalten. Als dieses Amt im Jahre 1848 mit der obersten k. k. Polizei- und Censur-Hofstelle in den sturmbewegten Wellen der Revolution unterging, wurde M. bald darauf als Kanzlist von der k. k. Wiener Stadthauptmannschaft übernommen. Hier ist er im Laufe der Zeit Stufe für Stufe langsam zum k. k. Polizei-Commissär erster Classe vorgerückt, hatte aber sowohl aus innerem Drange, als auch häuslicher Bedürfnisse wegen seine schriftstellerische Thätigkeit fast ununterbrochen fortgesetzt. Die von M. bisher durch den Druck veröffentlichten Schriften sind in chronologischer Folge: „Vorschule der Sprachkunde, oder allgemeine Andeutungen zur Forschung der Sprachen überhaupt und insbesondere der deutschen. Ueber Ursprache, Töchtersprache, Wurzelsicht, Wörterschau noch Zeit und Raum; altdeutsche Quellen und Redeformen von Ulphilas bis Opitz; altdeutsche Grammatik“ u. s. w. (Wien 1829, Schrämbl, 8°.); – „Apollo, oder belehrende Unterhaltungslecture in vier Sprachen (deutsch, französisch, italienisch und lateinisch), für alle gebildeten Stände“, 6 Bändchen (Wien 1830 u. f., 16°.); – „Der deutsche Ordensritter. Historische Novelle“ (Wien 1839); – „Erzählungen in neuer Form“ (Wien 1840, Mechitaristen-Congregation); – „Schule des Anstandes, der Höflichkeit und feinen Sitte. Mit praktischer Hinweisung auf historische Züge und Begebenheiten aus allen Zeiten und Völkern“ (St. Pölten 1841, 8°.); – „Bellarmin. Die Frucht der Thränen oder die seufzende Taube. Buss- und Trostbüchlein für katholische Christen. Zum ersten Mal aus dem Lateinischen des Bellarmin[WS 1] ...“ (Wien 1841, neue Ausg. 1846, 8°.); – „Die Auswanderer. Eine Erzählung in neuer Form“ (Wien 1841, Mechitaristen, 8°.); – „Neuester Wiener Haus-Secretär, Briefsteller und Geschäftsfreund in allen bürgerlichen, mercantilischen und freundschaftlichen Verhältnissen des Lebens u. s. w.“ (Wien 1841, Schaumburg, gr. 8°.); – „Segnungen des Glaubens. Eine Erzählung in neuer Form. Nach dem Inhalte und Geiste des Buches Tobias“ (Wien 1841, Mechitaristen-Congregation, 8°.); – „Thomas a Kempis’ vier Bücher von der Nachfolge Christi und der Verachtung der Welt. Nach der lateinischen Abschrift neu übersetzt“ (Wien 1842, Mechitaristen, mit 1 Stahlst.); – „Die Donaureise von Wien bis Pesth. Eine Darstellung der auf dieser Route befindlichen Merkwürdigkeiten in histor. topograph. und artist. Beziehung u. s. w. Nebst: Panorama der Donau von Wien bis Pesth, In Vogelperspective gezeichnet und in Stahl gestochen von H. Hummitzsch. Mit vielen Randansichten“ (Wien 1842/43, Rohrmann, gr. 12°.); – „Lebensgeschichte unsers Herrn und Heilands Jesu Christi, mit wörtlicher Grundlegung und harmonischer Verbindung der vier Evangelisten, nach der Vulgata. Nach der 6. französischen Original-Ausgabe des Pater Franz de Ligny“ 3 Theile in 1 Bande (Wien 1843, Mausberger, mit 2 Stahlst., Lex, 8°.); – „Die Erde und ihre Bewohner. Das Wissenswürdigste aus der Naturkunde und dem Menschenleben“ (Wien 1846, Pichler, zweite verm. Aufl. ebd. 1860, 8°.); – „Kunst und Leben. Eine romantische Erzählung in 3 Theilen aus der Gegenwart“ (Wien 1846, Pichler’s Witwe, 8°.); – „Virginia, oder die christliche Jungfrau, eine sicilianische Geschichte. Ein Vorbild für diejenigen Mädchen, welche nach geistlicher Vollkommenheit trachten. Von Michelangelo Marin. Uebersetzt von Moshammer“, 4 Bände (Gratz 1846, Ferstl, 8°., mit 1 Stahlst.); – „Die Mongolenbraut, [159] eine Erzählung .... nach dem Inhalt und Geiste des Buches Judith“ (Wien 1849, Mechitaristen, 8°.); – „Die Reichs-Verfassung für das Kaiserthum Oesterreich vom 4. März 1849. Historisch, statistisch, geographisch, ethnologisch und sprachlich erörtert, erklärt u. s. w.“ (Wien 1850, Keck und Pierer, 16°.); – „Licht- und Schattenbilder. Erzählungen aus dem österreichischen Volksleben für Jung und Alt (Wien 1864, Seidel, 16°., mit 1 lith. Abbildg.; auch eine Ausg. mit 4 col. Bildern); – „Bürgerspiegel. Eine Stadtgeschichte aus dem Wiener Volksleben“ (Schaffhausen 1856, Hurter, 8°.); – „Das Vaterland, Ein Panorama des österreichischen Kaiserstaates“ (Wien 1857, Pichler, 12°., mit einem Kupferst.); – „Bunte Sträusschen. Eine Sammlung vaterländischer Original-Erzählungen für die reifere Jugend“, 1.–3. Sträußchen (Wien 1861, Mechitaristen, 8°.); – „Herzog Rudolph IV. der Stifter, oder Wissenschaft und Glaube. Ein vaterländisches Zeitgemälde aus dem vierzehnten Jahrhundert“ (Wien 1862, Mechitaristen, 8°.); – „Kreuz und Halbmond. Ein romantisches Kriegsgemälde von der Vertreibung der Türken aus Oesterreich und Ungarn“ (ebd. 1862); – „Lebensbilder in Licht und Schatten. Moralische Erzählungen und Legenden für die katholische Jugend“ (Wien 1866, Mayer, 8°.); – „Aus dem Volksleben. Erzählungen für die Jugend“ (Wien 1865, Pichler’s Witwe u. Sohn, mit xylogr. Titelbilde); – „Fremdenführer in das Salzkammergut nach Salzburg und Gastein, nebst kleinen Ausflügen nach Aussee, Reichenhall und Berchtesgaden“ (Wien 1866, Wenedikt, mit 6 Illustr. und 1 Karte im Farbendruck., 8°.). Auch hat M. Einiges für den k. k. Schulbücher-Verlag bei St. Anna gearbeitet, und aus seiner Feder stammen die von diesem herausgegebenen Prämienbücher: „Populäre Meteorologie“ und „Hundert Naturbilder“. M. ist als Jugendschriftsteller viel und gern gelesen, reicht er auch mit seinen Arbeiten nicht an Christoph Schmid, Hoffmann und Nieritz heran, so schließt er sich doch ebenbürtig an die österreichischen Schriftsteller in dieser Richtung, an Chimani, Ebersberg u. A., an; er ist ein verläßlicher, robuster Erzähler, dessen sittliches Gefühl nie in’s Schwanken geräth, und dessen Phantasie in ihrem Fluge nie auf abseitige Bahnen sich verirrt. Moshammer, der im Jahre 1866 in den Ruhestand versetzt wurde, lebt nun, ganz der literarischen Muße hingegeben, in Wien. – In jüngster Zeit ist ein Karl Moshammer mit einigen mathematischen Arbeiten in die Oeffentlichkeit getreten, und zwar: „Centralprojection der Linien 2. Ordnung“ (Wien 1864, Gerold, 8°.) und „Zur Theorie eines Systems von Varianten der conoiden Propellerschraube“ (Wien 1865, Gerold, 8°., mit 2 Taf.), beide auch in den Sitzungsberichten der mathem. naturwiss. Klasse der kais. Akademie der Wissenschaften abgedruckt; wahrscheinlich ist dieser Karl M. ein Sohn des Obigen Joseph Anton.

Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 1854, 4°.), in einem jener wenigen Exemplare, das biographische Mittheilungen über jene Schriftsteller enthält, von denen im Album Arbeiten mitgetheilt werden. – Scheyrer (Ludw), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur, aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, typ. liter. artist. Anstalt, 8°.) S 514 [nach diesem und Truska geb. 7. Februar 1801, während nach einer handschriftlichen Notiz von Moshammer selbst das Jahr 1800 sein Geburtsjahr ist].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bellarnin