BLKÖ:Monsperger, Joseph Julian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 39. (Quelle)
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Monsperger, Joseph Julian (gelehrter Theolog, geb. zu Wiener-Neustadt 17. Februar 1724, gest. um das Jahr 1788). Nachdem er in Wien die Humanitätsclassen beendet, trat er im Jahre 1740, damals 16 Jahre alt, wie de Luca bemerkt: „vielleicht durch diesen Schritt seinen Eltern ein Vergnügen zu machen“, in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er die Studien beendete, die philosophische und theologische Doctorwürde erlangte, den er aber, nachdem er 24 Jahre sein Mitglied gewesen, im Jahre 1764, also wenige Jahre vor seiner Aufhebung, aus eigenem Antriebe wieder verließ. [Ueber die muthmaßlichen Gründe seines Austrittes siehe weiter unten.] Nach seinem Ordensaustritte begab sich M. zunächst auf Reisen, besuchte ganz Italien und Deutschland und erhielt nach seiner Rückkehr, im Jahre 1774, da er insbesondere in der orientalischen Sprache bewandert war, die Lehrkanzel des Hebräischen und der damit verwandten morgenländischen Sprachen an der Wiener Hochschule. Im Jahre 1788 ist M. in den Ruhestand versetzt worden und soll bald darnach gestorben sein. Als Schriftsteller war M. mehrseitig thätig und hat für periodische Schriften mehrere kleinere Abhandlungen über verschiedene Gegenstände geschrieben, mehrere auch einzeln veröffentlicht, ohne jedoch sich als Autor genannt zu haben. Mit seinem Namen hat er herausgegeben: „M. Chr. Reineccius aus Wasmuth und Opitz zusammengetragene hebräische und chaldäische Grammatik mit einigen Abänderungen“ (Wien 1774, 8°.); – „Institutiones Hermeneuticae Sacrae Veteris Testamenti praelectionibus academicis accomodatae“, Pars Ia et IIda (Viennae 1776 et 1784, Hörling, 8°.); – „Die vier ersten Busspsalmen David’s in der hebräischen Sprache“ (Wien 1776). – „Compendium practicum institutionum Hermeneuticae sacrae Vet. Test. exhibitum in prophetia Haggaei secundum regulas et principia eiusdem Hermeneutices ac critices sacrae explanatae“ (Viennae 1776, 8°.). Monsperger’s Name wird überdieß mit einem großen welthistorischen Ereigniß, nämlich mit der Aufhebung des Jesuitenordens, in Verbindung gebracht und der Vorgang in folgender Weise erzählt: der Rector des Profeßhauses der Jesuiten auf dem Hofe zu Wien (jetziges Gebäude des Kriegsministeriums) hatte eine Reise zu unternehmen und beauftragte den Ordensgenossen Monsperger, indeß [40] im Rectoratsaale aufräumen und säubern zu lassen. Als Monsperger mit dieser Anordnung beschäftigt war, fesselte ein an der Wand hängendes Gemälde seine Aufmerksamkeit; erst bei günstigem Lichte zu besehen, nahm er es herab und, siehe da, hinter dem Bilde zeigte sich die kleine Thüre eines Wandschrankes. Auch wurde ein Knöpfchen sichtbar. M. drückte daran und das Thürlein sprang auf. Eine Masse Papiere stellte sich nun seinen staunenden Blicken dar, auch gewahrte er ein ledernes Futteral, auf welchem die Aufschrift stand: „Beichten der Großen und Mächtigen“. Monsperger öffnete das Futteral und fand zu seinem unbeschreiblichen Erstaunen darin die Beichten der Kaiserin Maria Theresia, der Erzherzoge und Erzherzoginen mehrerer Minister, sonstiger Großen und wichtiger Damen. Monsperger, dem Orden in seinem Innern längst schon abhold, nahm das inhaltvolle Futteral zu sich und nun miethete er – nach einer Variante – ein Stübchen im Federlhof, wo er seinen so wichtigen Fund verbarg und von dort an den Papst nach Rom sandte, nach einer anderen Variante wäre er selbst mit seinem Funde unmittelbar nach Rom gereist und hätte dem heiligen Vater, damals Clemens XIII., die wichtigen Papiere eigenhändig übergeben. Von Clemens XIII. kamen dieselben an Clemens XIV, und dieser hätte, so schreibt man, die Beichte der Kaiserin und ihrer Familie an die Kaiserin selbst gesendet. In diesen Beichten waren die allergeheimsten, mitunter höchst wichtigen Dinge enthalten. Das habe bei der Kaiserin den Ausschlag gegeben, die bis dahin noch immer nicht auf Joseph’s Andringen, der Aufhebung des Jesuitenordens beizustimmen, nachgeben wollte. Nun in Kenntniß dieses unerhörten frevelhaften Verrathes ihrer im treuen Glauben abgelegten Beichte, gab sie nach und hob den Orden in ihren Staaten auf. Er ist später, anfangs in anderem Gewande, dann in seiner ursprünglichen Bezeichnung wiedergekehrt. Bemerkenswerth ist nur noch, daß, während J. N. Stoeger in seinem Werke: „Scriptores Provinciae Austriacae S. J.“ eines Andreas Monsperger gedenkt, den Joseph Julian M. nicht namhaft macht, obwohl sonst mehrere Exjesuiten in diesem Werke aufgeführt erscheinen.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 357. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 702. – Gräffer (Franz), Josephinische Curiosa oder ganz besondere ... Persönlichkeiten, Geheimnisse ... der Lebens- und Leidensgeschichte K. Joseph’s II. (Wien 1848, 8°.) Bd. I, S. 195: „Der entscheidende Beweggrund zur Aufhebung des Jesuitenordens“. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1785, kl. 8°.) I. (u. einziger) Theil, S. 148. – Grenzboten, herausg. von Ign. Kuranda (Leipzig, gr. 8°.) 1847, Bd. III, S. 255. –