Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Méhes, Samuel
Band: 17 (1867), ab Seite: 269. (Quelle)
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Mehofer, Alois (Landesvertheidiger, Geburtsort und Jahr und Sterbejahr unbekannt, lebte im 18. Jahrhunderte). Der Name dieses Mannes, dem die Kriegsgeschichte das bleibende Verdienst zuschreibt, im Jahre 1797 das damalige Erzstift Salzburg vor dem weiteren Eindringen der Franzosen aus Italien – welche nicht über Murau hinaus gekommen waren, errettet zu haben, verdient der Nachwelt erhalten zu werden. Leider ist über die Lebensumstande desselben nichts Näheres bekannt, und die am Schlusse gegebenen Andeutungen sind nur Vermuthungen des Herausgebers dieses Lexikons, die übrigens viel Wahrscheinlichkeit für sich haben. Nach dem Treffen von Tarvis (23. März 1797), in welchem 5000 Oesterreicher gegen 16.000 Franzosen in einem zehnstündigen Kampfe tapfer Stand gehalten, und welches nur durch das fast verrätherische Verhalten des Generals Bajalich, den nur sein zwei Jahre vorher erkämpftes Maria Theresienkreuz vor schwerer Ahndung gerettet haben mochte, nicht den Ausgang nahm, der ihm sonst geworden wäre, zog sich unser Armeecorps, von den Franzosen unaufhörlich verfolgt, durch Kärnthen und Krain gegen Steiermark zurück. Von den drei Armeecorps suchte das eine, welches die Generale Seckendorf und Hohenzollern führten, über Cilli, Gratz und Bruck den Semmering zu erreichen. Das zweite, von dem Erzherzoge Karl selbst befehligt, zog über Friesach, Neumarkt nach Leoben, und von da über Eisenerz nach Steyer; das dritte, unter Feldmarschall-Lieutenant Grafen Spork, der, nachdem er Villach aufgeben mußte, von dem Corps des Erzherzogs abgeschnitten war, eilte von Cortina durch die beschwerlichsten Gebirgsgegenden des Pusterthales und Oberkärnthens und über den hohen Katschberg in’s Salzburgische Gebirge, um durch das Murthal seine Vereinigung mit dem Erzherzoge zu bewirken. Die Franzosen, die nach Neumarkt vorgedrungen waren, und schon Murau besetzt hatten, vereitelten Spork’s Plan. Spork mußte sich also über die hohen Radstädter Tauern nach Werfen, Salzburg und von da nach Oesterreich zurückziehen. Die Franzosen folgten ihm auf dem Fuße und nur die Geistesgegenwart eines Mannes machte ihrer Verfolgung ein Ende. Dieser Mann war Mehofer. Der Entscheidung von Kriegsverständigen mag es überlassen bleiben, was für Folgen das Vordringen der feindlichen Division Guieux bis nach Salzburg auf den Gang der damaligen politischen und Kriegsbegebenheiten gehabt haben würde. Mehofer, dessen Verdienst die Salzburgische Regierung mit einem Belobungs-Decret gewürdigt hat, hat dieses [270] Unheil verhindert. Des Feldmarschall-Lieutenants Spork Rückzug in die Tauern hatte in solcher Eile stattgefunden, daß der Nachtrab die Stege und Brücken über tiefe Abgründe und reißende Waldbäche der höheren Tauern gar nicht mehr abgebrochen hatte und somit den verfolgenden Franzosen der Weg offen geblieben war. Da erkannte Alois Mehofer die ebenso große als dringende Gefahr. Aber seine Geistesgegenwart gab ihm auch bald den rechten Gedanken ein. In aller nur denkbaren Eile versammelte er mehrere hundert Holzknechte, Bergleute und Jäger, ließ durch diese alle Brücken, Wege und Stege in den Radstädter Tauern zerstören, verlegen und verbarricadiren, die gangbarsten Pfade mit den kühnsten und besten Schützen besetzen und alle Abende eine Menge Wachfeuer auf den Gebirgen anzünden. Die Wirkung blieb nicht aus. Die Franzosen, in ihrem Vordringen gehindert, überdieß vermuthend, daß den Oesterreichern eine Verstärkung zu Hilfe gekommen sei, gaben die weitere Verfolgung auf und so geschah es, daß kein Franzosenfuß das salzburgische Gebiet betrat. Mehofer’s durch die öffentlichen Blätter in weiteren Kreisen bekannt gewordene That fand in der verhängnißvollen Epoche vom Jahres 1809 in Tirol und Kärnthen Nachahmung, namentlich bei dem Rückzuge des Jellačić’schen Corps, bei der Sicherung Oberkärnthens und der von dem italienischen General Rusca mehrmals bedrohten Feste Sachsenburg, endlich bei den in den so wichtigen Defiléen durch das Drau-, Möll- und selbst durch das Geilthal mehrmals gemachten glücklichen Ausfällen des Tiroler Corps. Und nun wer ist dieser Alois Mehofer? Er erscheint mit einem f geschrieben, während sonst dieser Name immer mit zwei f (Mehoffer) geschrieben vorkommt. In der Darstellung der That Mehofer’s in den „Vaterländischen Blättern“ und in Hormayr’s „Archiv“ wird Mehofer ein „Salzburger Pfleger“ genannt. Eine Stelle in der Selbstbiographie des Ignaz Mehoffer [siehe den Folgenden], welche in dessen von J. J. H. Czikann berichtigt und vermehrt herausgegebener „Erdkunde der Markgrafschaft Mähren“ (Brünn 1814, J. G. Gastl, 8°.) steht, führt den Herausgeber dieses Lexikons auf die Vermuthung, daß der Salzburger Pfleger Alois Mehofer zu der aus Mähren stammenden Familie der Mehoffer, welcher alle folgenden Ignaz, Joseph und der zweite Joseph angehören, zu zählen sei. Diese Stelle lautet, nachdem Ignaz Mehoffer von seinen Studien in der ersten lateinischen Schule bei den Jesuiten in Wien gesprochen, wörtlich: „Nach zwei Jahren gab mich derselbe (mein Vater) nach Salzburg zu meinem Bruder in die Kost, der am dortigen Hofe Truchseß und Münzmeister war“. Könnte nicht dieser Bruder des Ignaz Mehoffer eben der Pfleger Alois Mehofer sein? Wenigstens die Vermuthung, ihn dafür oder ihn überhaupt als zu der Familie der Mehoffer in Mähren und Galizien gehörig zu halten, liegt wahrlich nahe genug.

Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg 1808, S. 441. – (Hormayr’s Archiv) für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, Joh. Strauß, 4°.) II. Jahrg. (1811), S. 186.