BLKÖ:Mehoffer, Joseph von (Schriftsteller)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 273. (Quelle)
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Mehoffer, Joseph von (Schriftsteller, Geburtsort und Jahr unbekannt, gest. zu Lemberg im Jahre 1844). Ein Sohn des um das Schulwesen in Mähren und Schlesien verdienten und in Anerkennung dessen geadelten Ignaz von Mehoffer, dessen Lebensskizze [S. 270] mitgetheilt worden. Joseph widmete sich nach beendeten juridischen Studien dem Staatsdienste in der politischen Sphäre und wurde zuletzt Kreiscommissär des Lemberger Kreises. M. lebte noch in der traurigen Epoche, wo man eine außeramtliche geistige Thätigkeit, selbst wenn sie mit den Interessen der Regierung Hand in Hand ging, ja dieselben sogar förderte, mit Mißtrauen betrachtete, und so geschah es, daß der kenntnißreiche tüchtige Beamte auf dem halben Wege seiner amtlichen Laufbahn stecken blieb und nicht weiter vorrückte. So ward ihm das bittere Loos, im Amte übersehen und übergangen, im Lande aber von jener Partei, die sich in ihrer Nationalität gefährdet sah, im Stillen gehaßt zu werden. M. nämlich zählte zu den wesentlichsten Förderern deutscher Sprache und deutschen Geistes in Galizien. Als dort kaum ein lesbares polnisches Buch oder Journal erschien, gab er selbst gute deutsche Journale heraus oder wirkte in anderen, doch durch fleißige zur Kenntniß des Landes beitragende Arbeiten, geo-, topographischen und statistischen Inhalts mit. So z. B. redigirte er durch nahezu sechzehn Jahre die „Mnemosyne“, ein deutsches Unterhaltungsblatt, das eine Fülle der interessantesten Beiträge zur Geschichte, Culturgeschichte, Topo-, Ethno- und Geographie, Biographik und Literaturgeschichte Galiziens enthält, und im Handel nicht mit großen Summen mehr zu erkaufen ist. Ferner redigirte er einige Jahre ein zweites von ihm selbst gegründetes Blatt „Galizia“ und die „Leseblätter“, welche an Stelle der „Mnemosyne“ getreten waren. Ueberdieß war M. ein fleißiger Correspondent auswärtiger Journale, welche er mit Nachrichten und Mittheilungen aus Galizien versah. Selbstständig gab er das auf Grundlage amtlicher Quellen verfaßte topographische Werk heraus: „Topographisch-statistisch-ethnographische Beschreibung Galiziens“ (Lemberg 1843–1844), das in Heften, deren jedes einen Kreis behandelt, erschien. Sein Sohn Joseph [siehe den Folgenden] betrat die militärische Laufbahn, auf der er rühmlich fortschritt, als ihn ein vorschneller Tod dahinraffte.

Encyklopedija powszechna, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XVIII, S. 316.