BLKÖ:Megerle Edler von Mühlfeld, Eugen (Nachtrag)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 314. (Quelle) | |||
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Megerle von Mühlfeld, Eugen [Bd. XVII, S. 252]. Nachtrag. Mühlfeld ist am 24. Mai 1868 um 1 Uhr Früh nach längerem Leiden im 58. Lebensjahre In Hietzing bei Wien verschieden, und seine Leiche dann nach Wien überführt worden. Die politischen Blätter meldeten sein Dahinscheiden mit folgenden Worten: „Die edelste Todtenfeier für den Verblichenen ist vorgestern noch, wenige Stunden nach seinem Dahinscheiden, vollzogen worden. Sonntag Mittags erfuhr Se. Majestät der Kaiser die Todesnachricht, und Sonntag Nachmittags erhielten die confessionellen Gesetze die kaiserliche Sanction. Heute, am Begräbnißtage Mühlfeld’s (26. Mai) waren sie von der „Wiener Zeitung“ veröffentlicht.“ Zum Verständniß dieser Stelle sei bemerkt, daß M. im Abgeordnetenhause, dessen Mitglied er bis zu seinem Tode geblieben, und in welchem er bis zu seiner Erkrankung, die mit dem Tode endete, eine energische Thätigkeit entwickelt hatte, nicht nur wesentlich zu dem Umschwung der politischen Verhältnisse im Allgemeinen, sondern insbesondere zur Reform der confessionellen, [315] durch das Concordat so drückend gewordenen Zustände in Oesterreich beigetragen hat. Religionsfreiheit im Kaiserstaate, das war das Ziel, das er fest vor Augen hatte und worauf er lossteuerte. Seine Absicht war, dem Concordate ein Religionsedict, das der Reichsrath genehmigen sollte, entgegenzustellen. Aber dieses Religionsedict blieb nur Entwurf. Als er es in der letzten Session, die er noch mitberathen half (1867/68), auf den Tisch des Abgeordnetenhauses niedergelegt, hielt man dessen volle Durchführung in diesem Augenblicke für unmöglich, zergliederte es und nahm nur die Theile in der Gestalt der sogenannten „confessionellen Gesetze“ heraus, nachdem man früher bereits einige organische Momente in die Grundrechte aufgenommen hatte. M. selbst war mit dieser Wendung der ihm so wichtigen Angelegenheit nichts weniger als einverstanden, aber er mußte sich fügen und hatte nur darin einigermaßen einen Ersatz, daß man ihm die Berichterstattung über das interconfessionelle Gesetz übertrug. Er verfaßte wohl noch den Bericht, aber er erstattete ihn nicht mehr. Seine letzte That war diese: daß er den Antrag auf Aufhebung des Concordates einbrachte, den man einem Ausschusse zur Berichterstattung zugewiesen und über den bisher nichts mehr verlautet hat. Ferner sei zur Vervollständigung der schon im XVII. Bande dieses Lexikons mitgetheilten Lebensskizze Mühlfeld’s noch bemerkt, daß unter Anderem auch die Abschaffung der Todesstrafe auf dem Programme Mühlfeld’s stand, daß er den Antrag dafür bereits am vierten deutschen Juristentage, der im August 1863 zu Mainz abgehalten wurde – nur mit Ausnahme des Kriegsrechtes für Fälle des Krieges und des Seerechtes für den Fall der Meuterei – stellte, und daß dieser Antrag in der zweiten Plenarversammlung mit entschiedener Majorität angenommen wurde. Auch war es Mühlfeld, der in der Paulskirche im Jahre 1848 gegen die Personalunion zwischen Oesterreich und Ungarn auftrat, aus welchem Anlasse er eine energische Rede hielt, welche den Glanzpunct seines dortigen Wirkens und die Basis seiner weiteren politischen Stellung bildete. Die Theilnahme in allen Schichten der Gesellschaft bei der Nachricht von seinem Ableben war sehr groß. Die Absicht, ihm das kirchliche Begräbniß zu verweigern, da er von der kirchlichen Partei für einen Feind der Kirche erklärt worden war, war vorhanden, aber die Besorgniß vor einem Tumulte, dessen Ausdehnung für diesen Fall unabsehbar war, ließ die bessere Einsicht walten und Abt Zeidler aus Prag nahm die Einsegnung der Leiche des Verblichenen vor. Die Leichenfeier war imposant. Ohne ordnende Hand gestaltete sie sich einzig durch den gesunden Sinn der in Massen herbeigeströmten Bevölkerung zu einem großartigen Trauerfeste. Die Absicht seines Collegen im Abgeordnetenhause, des Freiherrn von Pratobevera, an seinem Grabe eine Leichenrede zu halten, wurde vereitelt, hingegen hielt der Universitäts-Decan Dr. Treml eine kurze Rede, in welcher aber auch die Stelle vorkommt: „Der Name Mühlfeld wird mit der Geschichte Oesterreichs ewig und unzertrennlich verbunden sein“. Im Abgeordnetenhause widmete der Präsident desselben, Herr von Kaiserfeld, dem Verblichenen einige tiefempfundene treffende Worte. Gleich nach seinem Tode stellte Dr. Joseph Kopp in der juristischen Gesellschaft den Antrag, dem Verewigten auf dem Währinger Friedhofe, wo er [316] beigesetzt ruht, ein würdiges Grabmal zu setzen und die Mittel hiezu im Wege des öffentlichen Aufrufes aufzubringen. Aus diesem Anlasse bildete sich sofort ein Comité, an dessen Spitze Freiherr von Pratobevera steht und das von Zeit zu Zeit Nachricht gibt von dem Fortgange der Angelegenheit. Mühlfeld hat aus seiner Ehe keine männlichen Erben hinterlassen. Sein einziger Sohn Eugen (geb. 1837) starb im Jahre 1867 im schönsten Alter. Es überlebt ihn seine Gattin Amalia, geborne Cotelli von Fahnenfeld, und eine Tochter Emilie, die an den Architekten und Supplenten an der k. k. Akademie der bildenden Künste, Louis Wurm, verheirathet ist.
Mühlfeld, Karl Eugen, siehe:- Als Ergänzung der in XVII. Bande auf S. 255 mitgetheilten Quellen folgen hier noch mehrere, die nach Mühlfeld’s Ableben Nachrichten über ihn und sein Wirken brachten. Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt, kl. Fol.) 1868, Nr. 1342; Nr. 1343, im Leitartikel und im übrigen Texte des Blattes; Nr. 1346, in den Notizen und in der Rubrik „Eingesendet“; Nr. 1344 u. 1345, im Feuilleton: „Erinnerungen an Mühlfeld“, von J. H.(erzog) [ein sehr warm empfundener Nachruf]; Nr. 1355, in den Notizen: „Nachtrag zur Leichenfeier Mühlfeld’s“. – Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, 2. Jahrg. (1868), Nr. 145; Nr. 147, im Feuilleton: „Zur Leichenfeier Mühlfeld’s. Die nichtgehaltene Grabrede“ [die Rede Pratobevera’s). – Klapp (Michael), Wiener Bilder und Büsten (Troppau 1867, H. Kolck, 8°.) S. 103. – Neues Familien-Journal, Nr. 44, Extrablatt zu Nr. 149 des „Neuen Wiener Tagblatt“ [daselbst auch Mühlfeld’s Bildniß im Holzschnitt]. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) XXII. Jahrg. (1868), Nr. 144, im Leitartikel. – Laibacher Zeitung 1868, Nr. 121: „Mühlfeld als Vertheidiger“. – Die Gartenlaube. Von E. Keil (Leipzig, gr. 4°.) 1867, Nr. 43, S. 676 „Ein Rechtsfreund und ein Freund des Volkes“. Von Franz Wallner [mit Mühlfeld’s Bildniß in trefflich ausgeführtem Holzschnitt]. – Augsburger allgemeine Zeitung 1868, Beil. Nr. 150. – Europa. Zeitschrift für die gebildete Welt (Leipzig, 4°.) 1868, Nr. 23. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1867, Nr. 1260. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger), XVIII. Band (1867), Nr. 51. – Laube (Heinrich), Das erste deutsche Parlament (Leipzig 1849, Weidmann, 8°.) Bd. II, S. 42; Bd. III, S. 69 u. f. – Photogramme aus dem niederösterreichischen Landtage von Joannes Nepomucenus Nonultra-Montanus (Wien 1864, Manz u. Comp., 12°.) S. 9. – Silhouetten aus dem österreichischen Reichsrathe (Leipzig 1862, Otto Wigand, 12°.) S. 23. M. – Einer seiner Collegen schildert M. in einem Epigramm kurz und treffend.
Im Leben kein Pendant,
Im Lieben – Feuerbrand,
Im Denken ein Gigant,
Im Reden ein Foliant. –
- Mühlfeld’s Leichenfeier. Neue freie Presse 1868, Nr. 1344. – Fremden-Blatt von Gust. Heine, 1868, Nr. 146. – Morgen-Post (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 146. – Porträt. Zeichnung und Holzschnitt von Aug. Neumann, in der „Gartenlaube“ 1867, S. 677 [öfter, aber nicht immer gut nachgeschnitten]. – Photographie von Ad. Ost. Ganze Figur, sitzend, kl. Fol. (Wien, in Commission bei Bermann).