BLKÖ:Martinitz, Jaroslaw Bořita Graf von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 48. (Quelle)
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8. Jaroslaw Bořita Graf von M. (geb. 6. Jänner 1582, gest. 21. November 1649). Sein Vater, gleichfalls Jaroslaw Bořita, war k. ungarischer Rath und Kämmerer des Erzherzogs Ernst, die Mutter Johanna eine geborne Dasicka von Berchow. Da er seinen Vater im nämlichen Jahre, als er geboren worden, durch den Tod verlor, wurden der Oberstburggraf Adam von Sternberg und der Vicekanzler Kunz von Senftenau seine Vormünder, und wurde er im Hause seiner Tanten Elisabeth und Maria geb. von Martinitz, vermälte Waldstein, erzogen. Frühzeitig wurde er der Liebling des Kaisers Rudolph. Schon im Jahre 1603 wurde er k. Rath, 1609 Hofmarschall, 1616 Burggraf von Karlstein und endlich Statthalter in Böhmen. Er hielt treu und unerschütterlich am Kaiser und als eifriger Katholik stand er den protestantischen Ständen feindlich gegenüber, wodurch er sich auch ihren Haß zuzog und sein Leben in arge Gefahr brachte. In der Versammlung, welche die Stände am 23. Mai 1618 im Prager Schlosse hielten, traf ihn der erste Ausbruch dieses Hasses, indem sie ihn zum Fenster hinauswarfen. Auf wunderbare Weise wurde Jaroslaw Bořita am Leben erhalten, da doch die Höhe, von der er fiel, sehr bedeutend – 80 Fuß – gewesen sein soll. Nach Einigen soll er auf einen unter jenem Fenster, aus dem er geworfen worden, angehäuften Kehrichthaufen [49] gefallen sein, nach Anderen soll die Ausbreitung seines Radmantels den Fall so abgeschwächt haben. Nach dem Sturze fand Jaroslaw Schutz bei der heldenmüthigen Polyxena Fürstin Lobkowitz [Bd. XV, S. 329, Nr. 45], welche ihn gegen seinen Hauptfeind, den Grafen Thurn, verbarg, worauf er verkleidet aus Böhmen nach Passau und München entfloh. Die ständischen Directoren ächteten ihn und confiscirten seine Güter. Aber mit der Wiederkehr der Ordnung kam auch Jaroslaw Bořita in’s Land zurück, wurde in alle seine Aemter und Würden wieder eingesetzt und mit kaiserlicher Gnade ausgezeichnet. Er wurde wieder, 1621, Burggraf von Karlstein, 1623 Hofmarschall, 1624 Oberstlandrichter, 1625 Oberstlandkämmerer, 1628 Obersthofmeister des Königreichs Böhmen und zuletzt, 1638, Prager Oberstburggraf. Mit Majestätsbrief ddo. Wien 10. April 1621 wurde er mit seiner Nachkommenschaft in den Reichsgrafenstand erhoben und sein Wappen vermehrt. Mit den Majestätsbriefen ddo. Wiener-Neustadt 7. August 1625 und Wien 6. Jänner 1634 erhielt er ferner für sich und den je ältesten seiner männlichen Nachkommen das Vorrecht, sich „Regierer des Hauses Smečno“ zu nennen und den Sitz nach den höchsten Würdenträgern des Landes auf dem Landtage; endlich übertrug ihm der Kaiser am 26. September 1633 das Palatinat, kraft dessen er in den Adelstand erheben und Wappenbriefe ertheilen konnte, von welchem Vorrechte er auch fleißig Gebrauch gemacht hatte. Graf Jaroslaw erlebte auch noch das Ende des dreißigjährigen Krieges, der mit seinem Sturze aus dem Fenster eigentlich den Anfang genommen hatte. Auch mit dem Ende desselben verfolgte ihn noch das Unglück, denn als Prag am 12. Juli 1648 durch die Schweden überrumpelt wurde, erhielt er durch einen Schwertstreich eine Wunde an der Hüfte und gerieth in schwedische Gefangenschaft. Im folgenden Jahre, nachdem er 67 Jahre alt geworden, ereilte ihn der Tod. In seiner viermaligen Ehe, zuerst (seit 12. Februar 1601) mit Maria Eusebia von Sternberg, dann mit Maria Magdalena von Vrtby (gest. 1643), darauf mit Katharina Ludmilla von Talacko und zuletzt mit Helena Barbara Kostomlatska von Vřesović, hatte er nur von der ersten Frau sieben Söhne und sieben Töchter. Von den Söhnen ist des Bernhard Ignaz und Georg Adam unter Nr. 1 und 4 gedacht. [Tagesbote aus Böhmen (Prager polit. Blatt), 1861, Nr. 19: „Jaroslaw von Martinitz und die kön. Stadt Schlan“ – Illustrirte Chronik von Böhmen, I. Band, S. 93–110: „Der Prager Fenstersturz“ (S. 106 Bildniß). – Obecné listy, d. i. Gemeinnützige Zeitung (Prag, bei Kober, 4°.) Jahrg. 1860, S. 30 u. 53: „Den 23. Máje 1618 v Praze“, d. i. Der 23. Mai 1618 in Prag. Von F. B. Mikowec. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1812), S. 310, im Aufsatze: „Denkmale der vaterländischen Vorzeit“; XIX. Jahrgang (1828), S. 365 (durch einen Druckfehler irrig 356): „Miszellen aus Prag“. – Porträt. J. F. Leonart sc. (kl. Fol.). – Medaillen. 1) Avers: Wappen. Umschrift: IAROSL ·av BORZITA Z MARTINICZ · NA · SMECZně. Revers: Wappen. Umschrift: * MARIA EVSEBIA MARTINIC. ova Z · SSTERNBERKA. Jetton in Gold, Silber und Kupfer; – 2) Avers: Wappen. Umschrift: IAROSL ·av BORZITA · Z · MARTTNICZ · NA · SMECZNE. Revers. Umschrift: * WOKORZY · A · MALIKOWSIC · ich G · eho MIL · osti CYS · ařšké RADDA · A. Auf einer viereckigen verzierten Tafel: PVRKRABY | KARLSTEYN| SKY · 1616. Silberne Klippe.] –