BLKÖ:Martini von Nosedo, Joseph Karl Ignaz Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 28. (Quelle)
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Martini von Nosedo, Joseph Karl Ignaz Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens. geb. zu Neu-Gradisca in Slavonien 6. März 1806). Officierssohn und Enkel des General-Majors und Temesvárer Festungscommandanten Joseph von Martini, der mit Diplom vom 16. Juli 1804 in den österreichischen Adelstand erhoben wurde. Uebrigens soll die Familie schon von früher her adelig sein und einem alten italienischen Geschlechts entstammen, das bereits im 16. Jahrhunderte in kaiserl. Staats- und Militärdiensten gestanden, dessen Familienschriften jedoch in früheren Zeiten in Verlust gerathen sind. Joseph, der Enkel, trat am 12. Juni 1818 in das 1. Szekler Grenz-Infanterie-Regiment Nr. 14 als Privat-Cadet ein und erhielt in der Gratzer Cadeten-Compagnie die militärische Ausbildung. Nun kam er am 1. Jänner 1819 in das Infanterie-Regiment Piret Nr. 27, aus diesem am 1. März 1821 als Kaiser-Cadet in das Infanterie-Regiment Wohlgemuth Nr. 14, aus welchem er am 21. April 1824 zum Lieutenant im damaligen 2. Szekler [29] Grenz-Infanterie-Regimente Nr. 15 befördert wurde. Am 25. April 1831 kam er als Oberlieutenant in das Brooder 7. Grenz-Regiment, am 1. Mai 1832 als Capitän in das Gradiscaner 8. Grenz-Infanterie-Regiment, am 16. April 1836 als wirklicher Hauptmann in das Infanterie-Regiment Haugwitz Nr. 38, in welchem er bis zum 22. März 1844 zum Major und am 16. Juli 1847 zum Oberstlieutenant vorrückte. Zur Zeit der Märztage im Jahre 1848 befand sich das Regiment in Mantua, das dessen zweiter Hauptwerbbezirksort war. Mit einem solchen Regimente in der Festung, in einem gährenden, ja schon im Aufstande begriffenen Lande die Festung zu erhalten, war keine geringe Aufgabe. Vornehmlich des Oberstlieutenants Martini rastlose Wachsamkeit, verbunden mit seinen energischen und klugen Maßnahmen, verhinderte den Ausbruch einer Emeute, deren Folgen unabsehbar waren. Bereits hatte die Mannschaft den Verführungskünsten der Empörer nachzugeben und den Gehorsam zu verweigern angefangen, da war es M., der die aufgereizten Gemüther zur beschworenen Treue und Pflicht zurückführte und die Mannschaft für echte Soldatenehre derart zu begeistern verstanden hatte, daß alle ferneren Verführungsversuche der Mantuaner erfolglos blieben und das Regiment an allen folgenden Kämpfen ruhmvollen Antheil nahm. Als am folgenden Tage die Rebellen durch Verbarricadirung und Besetzung der wichtigsten Puncte mit Insurgenten tatsächlich Herren des Inneren der Festung waren, war es Oberstlieutenant Martini, der in einer Versammlung der höheren Officiere zur Ergreifung der entschiedensten Maßregeln rieth, durch deren Ausführung die Besatzung wieder die imponirende Haltung gewann, welche einer empörten Einwohnerschaft gegenüber den angestrebten Erfolg am Besten sichert. Allmälig nahm der Aufstand im Lande immer größere Dimensionen an und es kam bereits zu Gefechten mit einzelnen Insurgenten-Abtheilungen. Ein solches fand bei Montebello am 7. und 8. April Statt, welches die Brigade des General-Majors Fürst Liechtenstein bestand. Oberstlieutenant Martini befehligte den rechten Flügel, welcher auf der Hauptstraße von Villanuova vorrückte. M. entfaltete nun bei Ueberwindung aller von den Insurgenten gelegten Hindernisse eben so persönlichen Muth als er die besten Verfügungen traf, um in kürzester Zeit Torre di Confine und die Daziobrücke zu nehmen. Zur Erstürmung dieser letzteren war das Gros der Brigade bestimmt gewesen, aber dieses war erst auf der Höhe von Sorio angelangt, als Oberstlieutenant Martini, ohne Befehl erhalten zu haben, unaufgehalten vordringend, die Insurgenten schon aus ihren Stellungen verjagte, so daß sie in wilder Flucht Montebello verließen. An der Spitze von 6 Huszaren ritt M.. der Erste, in diesen Ort ein, während die Haupttruppe die Daziobrücke besetzt hielt. Die nachfolgende Colonne erbeutete bei dieser Gelegenheit zwei sechzehnpfündige Schiffskanonen. Am 10. Juni fand der Angriff auf Vicenza Statt. Auch dieses Mal befehligte M. den rechten Flügel der Brigade Samuel Graf Gyulay, welche gegen die Vorstadt Santa Lucia vorrückte. Unter dem heftigsten Geschütz- und Kleingewehrfeuer des Feindes führte M. die Abtheilungen zum Sturme vor, nahm die zunächst dem Friedhofe gelegenen Häuser, stellte bei dieser Gelegenheit selbst das Geschütz auf, welches bald so vernichtend wirkte, daß die feindliche [30] Batterie nächst dem neuen Seminar bald zum Schweigen gebracht und unter der Besatzung der dort errichteten Schanze große Verheerung angerichtet wurde. Alle Absichten des Gegners wurden durch die feste Haltung unseres rechten Flügels vereitelt[WS 1]. Im Kampfe bei Volta, am 27. Juli, stand Oberstlieutenant M. an der Spitze der Sturmcolonne auf den gefährlichsten Puncten. Das Bataillon Haugwitz hatte Befehl, die vor Volta südlich gelegenen Höhen zu nehmen. Schon war der Feind nach hartnäckiger Gegenwehr hinter den Kamm der Höhe zurückgetrieben. Da ritt M. im stärksten feindlichen Feuer zur Recognoscirung auf die Anhöhe hinauf. Schon stürzte das von einer feindlichen Kugel am Halse verwundete Pferd und M. erlitt bei diesem Sturze nebst mehreren Contusionen eine blutige Verletzung an beiden Schienbeinen. Nichtsdestoweniger verblieb er auf dem Schlachtfelde, stellte das Geschütz auf, traf unter dem ununterbrochenen feindlichen Kugelregen die umsichtigsten Anordnungen und trug durch diesen unbeugsamen Muth, dieses aufopfernde Ausharren und die trefflichen Anordnungen wesentlich zur Eroberung und Erhaltung dieser wichtigen Stellung und zum glücklichen Ausgange des Gefechtes bei. Eine in ihren Folgen höchst entscheidende Waffenthat vollführte M. am 4. August. Das von ihm befehligte und in der Brigade des General-Majors Edmund Fürst Schwarzenberg eingetheilte erste Bataillon Haugwitz, stand auf dem Colonnenwege, der von Chiaravalle nach Mailand gegen Porta romana führte; das Bataillon führte die Stürme auf die Casinen von Nosedo und den Ort Nosedo selbst, von Martini persönlich mit Bravour angeführt, mit ungemeiner Tapferkeit aus. Vor keiner Gefahr zurückschreckend, munterte er die Mannschaft, selbst mit dem herrlichsten Beispiele vorgehend, zum Ausharren auf. Kaum aber war Nosedo genommen, als ihm durch den auf einem erbeuteten Piemonteser Kanonen-Pferde herbeieilenden Feldwebel Fickerment von Prinz Hohenlohe-Infanterie die Meldung überbracht wurde, daß man in Casa Gambaloita in Gefahr schwebe, alle durch die Tapferkeit des 10. Jäger-Bataillons und des zweiten Bataillons Haugwitz errungenen Vortheile und die daselbst eroberten sieben feindlichen Geschütze bei dem Vorrücken überlegener feindlicher Colonnen zu verlieren. Oberstlieutenant Martini nahm nun, ohne erst höheren Befehl abzuwarten, zwei Züge von Kaiser-, zwei andere von Haugwitz-Infanterie mit einem Geschütze und eilte auf den bedrohten Punct. Auf demselben angelangt, eröffnete er sofort das Geschützfeuer, sorgte, daß noch eine zweite Kanone herbeigeschafft wurde, und hinderte auf diese Weise das Vordringen des Feindes und sicherte die Erhaltung der gewonnenen Vortheile. Aber auch der Feind blieb indessen nicht müssig; aus zwei auf der Straße bei der Porta romana aufgestellten Geschützen beschoß er heftig Casa Gambaloita. Nun faßte M. den Entschluß, den Feind durch Bedrohung seiner rechten Flanke zum Rückzuge gegen die Stadt zu nöthigen. Er eilte demnach nach Nosedo zurück, erbat sich von dem Corpscommandanten Feldmarschall-Lieutenant Baron d’Aspre zwei Geschütze, und führte dieselben bis Ca Bianca und Palestrina hart an die Chaussee vor. Das kühne Unternehmen verfehlte seine Wirkung nicht, der Feind retirirte, überdieß noch eine Kanone zurücklassend, bis hart unter die Mauern Mailands und mußte jeden weiteren Versuch, vorzudringen, aufgeben. Drei Stunden hindurch unterhielt M., ungeachtet [31] eines heftigen Gewitterregens, mit seinen zwei Geschützen ein wohlgenährtes, erfolgreiches Feuer, welches von dem Feinde nicht minder heftig erwiedert wurde. Am weiteren Vorrücken wurde M. durch den ausdrücklichen Befehl, es zu unterlassen, gehindert. Im Berichte des Corpscommandanten an den Feldmarschall Radetzky wurde die schöne Waffenthat M.’s ausdrücklich gerühmt, und M. für dieselbe im Capitel des Jahres 1849 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Am 15. October desselben Jahres wurde er außer seinem Range Oberst im Infanterie-Regimente Prinz Emil von Hessen Nr. 54, aus welchem er in gleicher Eigenschaft am 1. Jänner 1849 zum Infanterie-Regimente Erzherzog Wilhelm Nr. 12 und am 14. Februar d. J. zu Kaiser Franz Joseph-Infanterie Nr. 1 übersetzt wurde, in welcher Eigenschaft er den zweiten Krieg gegen Piemont mitmachte. Im Juni 1850 rückte er zum General-Major und im Jahre 1856 zum Feldmarschall-Lieutenant vor. Dann trat er in den Ruhestand über. Im August 1850 wurde er den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß in den Freiherrnstand, mit dem Prädicate von Nosedo, erhoben. Im Jahre 1851 befehligte er bei der Besetzung von Schleswig-Holstein eine Brigade. Seit 15. Juni 1850 ist Freiherr M. mit Sarah Elisabeth Mary, Tochter des Peter Henry Barker Esq. (Grafschaft Norfolk), vermält. Doch sind aus dieser Ehe keine Kinder vorhanden.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 30. August 1850. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1850), Nr. 83: „Ehrenhalle. V.“ Von Strack. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1593 u. 1752. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, J. Perthes, 32°.) Jahrgang 1857, S. 480; Jahrg. 1858, S. 488. – Wappen. In Blau ein am Fußrande sich ausbreitender Rasengrund und auf demselben auf einem weißen, schwarz gezäumten, mit rother Satteldecke versehenen, im Trabe schreitenden Pferde ein vorwärts sehender Mann in voller silberner, mit goldener Spange gezierter Rüstung. Der Helm ist mit rothen Straußenfedern besteckt, das Visir aber geschlossen. Am linken Arm trägt der Ritter einen runden silbernen Schild. Den Schild bedeckt die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein in’s Visir gestellter gekrönter Turnierhelm erhebt. Aus der Krone des Helms wallen fünf Straußenfedern, die zweite und vierte von Silber, die übrigen von blauer Farbe. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten blau mit Silber.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vereiltelt.