BLKÖ:Marherr, Philipp Ambros

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Maria
Band: 16 (1867), ab Seite: 441. (Quelle)
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Marherr, Philipp Ambros (Arzt, geb. zu Wien im Jahre 1738, gest. zu Prag 28. März 1771). Studirte in Wien, wo er auch unter dem berühmten Crantz [Bd. III, S. 25] die Arzneiwissenschaften hörte und im Jahre 1760 die medicinische Doctorwürde erlangte. Durch seine Inaugural-Abhandlung über die Muskelbewegung, in der er mit Stahl’schen Grundsätzen die Haller’sche Irritabilitätslehre einschränkte, indem er die Bewegung der Muskeln dem Einflusse der Seele zuschrieb, nicht ohne scharfsinnig die einseitige Annahme der Irritabilität zu beschränken, hatte er die Aufmerksamkeit van Swieten’s erregt, und wurde Professor der Physiologie an der Prager Hochschule. Aber in der Blüthe seiner Jahre – er zählte, als er starb, erst deren 33 – entriß ihn der Tod dem Lehramte und der Wissenschaft. In seinen Vorlesungen hielt er sich an die damals heilig gehaltenen Institutionen Boerhave’s. Er beschäftigte sich außerdem mit Chemie und stand im Rufe eines geistvollen Lehrers. Die Titel seiner Schriften sind: „Dissertatio quid veri in sententia Stahliana de ratione animae“ (Viennae 1760, 8°.); – „Dissertatio. Quaestio medica: Quae sint caussae musoulorum motrices“ (ebd. 1761, 4°.); – „Dissertatio chymica de affinitate corporum“ (ebd. 1762, 4°.); deutsch von Baldinger (Leipzig 1764); – „Programma de electricitatis aëreae in corpus humanum actione“ (ebd. 1766, 4°.), mit diesem Vortrage eröffnete M. sein Lehramt in Prag. Die von Anton Barthel erschienene „Diss. de Digestione“ (Prag 1771) soll nichts anderes als der Abdruck einer Marherr’schen Vorlesung sein. Nach seinem Tode aber erschienen: „Praelectiones in Hermanni Boerhavii institutiones medicae“, Tomus I–III (Viennae et Lipsiae 1772, neue Auflage Viennae 1785, gr. 8°.).

Hecker (J. F. C. Dr.). Geschichte der neueren Heilkunde (Berlin 1839, Th. Chr. Friedr. Enslin, 8°.) S. 453, 556 u. 595. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 50. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 490.