Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 380. (Quelle)
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Manna, Ruggiero (Tonsetzer, geb. zu Triest 6. April 1808, gest. zu Cremona 13. Mai 1861). Sein Vater Peter war ein Cremoneser Patrizier und seine Mutter Karolina geborne Bassi zu ihrer Zeit eine berühmte Sängerin, für welche Mayr, Generali, Winter, Coccia, Rossini und Meyerbeer mehrere ihrer schönsten Werke geschrieben und die letzten beiden bis zu ihrem (am 12. December 1862 erfolgten) Tode mit ihr den Briefwechsel unterhielten. Ruggiero zeigte in früher Jugend ein ausgesprochenes Talent für die Musik. Erst vier Jahre alt, spielte er bereits auf dem Pianoforte die Motive aus den Opern, welche er in den Theatern hörte, wohin ihn seine Mutter oft mitzunehmen pflegte. Sein Talent nahm mit jedem Jahre mehr zu, so daß die Eltern beschlossen, ihn für die Kunst auszubilden. Als er etwas älter geworden, wurde Lavigna in Mailand sein Lehrer, und im Jahre 1820, damals erst 12 Jahre alt, schrieb er in Gegenwart Meyerbeer’s ein Duett für Sopran und Tenor auf die Worte des Artaxerxes von Metastasio. Das ungewöhnliche Talent des Knaben hatte schon mehrere Jahre in so hohem Grade die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, daß der berühmte Mailänder Musikverleger G. Ricordi „al raro merito e particolare talento musicale“ des damals sechsjährigen Knaben eine Sinfonia aus der Donna Selvaggia des Compositeurs Coccia widmete. Im Alter von 13 Jahren schickte die Mutter auf Meyerbeer’s Rath ihren Sohn nach Bologna, wo er unter der Leitung des berühmten P. Mattei den Contrapunct studirte. Damals 13 Jahre alt, componirte er eine dreistimmige Messe, welche er selbst mit Meisterschaft dirigirte und die nicht wenig zur Begründung seines Rufes beitrug. Von Bologna kam Manna nach Wien, wo er bei Stadler und Weigl seine Studien im Contrapuncte fortsetzte, bei Czerny Unterricht im Clavier und bei Mayseder in der Violine nahm. In sein Vaterland zurückgekehrt, widmete er sich ganz der Composition und brachte in der Zeit von 1832 bis 1846 drei mit Beifall gegebene Opern auf die italienische Bühne: „Jacopo di Valenza“, – „La Preziosa“ und „Il profeta velato“, welchen später sein vorzüglichstes Werk: „Gli esuli d’Israello“ folgte. In den letzten Jahren bekleidete er die Stelle eines Capellmeisters an der Kathedrale von Cremona, war Director des dortigen Theaters, Mitbegründer, Präsident und die vornehmste Stütze der unentgeltlichen Schule für Gesangszöglinge. Außer den bisher angeführten größeren Compositionen schrieb er noch eine beträchtliche Menge von Psalmen, Antiphonen, Motetten und Messen für die Kirche, an der er als Capellmeister bedienstet war; viele Solfeggien, Studien, Gesangsstücke, Fugen und ein dreistimmiges Salve Regina für die Gesangsschule, deren Stifter und Leiter er war. Besonders sind anzuführen seine Compositionen mehrerer Sonette Petrarca’s, ein Ave Maria und die sciolti von Aleardi. Manna war, wie man zu sagen pflegt, ein sogenannter gelehrter Musiker; seine Musik fiel nicht sogleich fesselnd in’s Ohr, sie wollte öfter gehört, studirt sein. Er galt auch in Italien für einen der vorzüglichsten Contrapunctisten. Mehreres von seinen Compositionen ist bei Ricordi in Mailand im Drucke erschienen und steht in dessen Musik-Kataloge verzeichnet; wie auch dort eine ernste Oper von ihm, „Achille in Sciro“, in Handschrift aufbewahrt wird. Manna starb im Alter von 55 Jahren und die [381] italienische Presse ehrte den Meister im Tode durch begeisterte Nachrufe.

La Scena (Triester Theaterblatt, gr. 4°.) 1864, Nr. 21, 22, 23 u. 24, im Feuilleton: „Galleria artistica. Ruggero Manna“, del Dr. V. Meini; – dasselbe Blatt, Nr. 6, unter den „Novelle artistiche“. – L’Osservatore triestino 1864, No. 126, im Appendice. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u. s. w. (Wien, kl. Fol.) Jahrg. 1864, Nr. 46 u. 54. [Daselbst heißt es, daß er die Musik bei dem Contrapunctisten Maffei studirt habe. Für eine Musikzeitung ein arger Verstoß, den berühmten Padre Mattei zu einem Maffei zu machen!]