Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Malschedl
Band: 16 (1867), ab Seite: 343. (Quelle)
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Malpurgo, Rachel (ebräische Dichterin, geb. zu Triest im Jahre 1790). Erscheint auch als Marpurgo und Morpurgo. Die Tochter des Kaufmannes Luzzatto in Triest. Bis zu ihrem zwölften Jahre lernte sie die fünf Bücher Mosis bei Rabbi David Luzzatto [s. d. S. 178 dieses Bandes] dem Bruder ihrer Mutter, und später noch, als sie bereits in vorgerücktem Alter stand, beschäftigte sie sich unter seiner Leitung mit dem Studium des aus dem Arabischen übersetzten berühmten Werkes: „Ueber die Pflichten des menschlichen Herzens“, von Rabbi Bechai und der h. Schrift mit den Commentaren Mezudath-David und Zion. Später lernte sie auch bei anderen Lehrern Raschi und das moralische Werk: „Menorath Hamaor“. Von ihrem vierzehnten bis sechzehnten Jahre hatte sie einen tüchtigen Lehrer zum Talmud, bei welchem sie den ganzen Tractat Megillah und das halb kabbalistische Werk „Reschith Chachma“ durchging. Bei Luzzatto’s Vater lernte sie nebstbei Talmud und Arithmetik. Alle ihre Kenntnisse erwarb sie sich zu Hause, weil ihr Vater für ihren Bruder Lehrer hielt, die auch sie [344] vortheilhaft benützte. In ihrer Jugend lernte sie das Drechsler-Handwerk bei Luzzatto’s Vater und Onkel, und arbeitete bei ihnen. Auch lernte sie Schneiderei und die meisten ihrer Kleider sind ihrer Hände Werk. Im Alter von 28 Jahren, 1818, vermälte sie sich mit Jacob Malpurgo in Triest. Dort den häuslichen und den Pflichten der Erziehung ihrer Kinder lebend, schreibt sie, nie mit dem Gedanken an eine Veröffentlichung, in den Stunden ihrer Einsamkeit Poesien, aus denen ein tiefer, ausgeprägter poetischer Geist spricht. Gedruckt erschien das erste Gedicht im J. 1847 im 8. Hefte der von dem in Wien lebenden Orientalisten M. E. Stern herausgegebenen jüdischen Zeitschrift: „Kochbe Jizhak“, d. i. Die Sterne Israels. Es erregte durch seine classische Sprache und den Schwung des Ausdrucks Aufsehen in den betheiligten Kreisen. Rachel dichtet „nur zur Erholung ihres frommen Gemüthes“, ihre Dichtungen sind Laute einer sich nach Gott sehnenden Seele. Es ist von ihren Dichtungen nur sehr wenig bisher durch den Druck bekannt geworden.

Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien 8°.) VI. Jahrg. (1847), Nr. 23, S. 279: „Rachel Malpurgo. Eine ebräische Dichterin der Gegenwart“ [daselbst heißt sie Rachel Malpurgo]. – Jahrbuch für Israeliten 5616 (1855–1856). Herausgegeben von Jos. Wertheimer (Wien 1855). Neue Folge, II. Jahrg, S. 224: „Die Triester Cultusgemeinde“ [daselbst wird sie Rachel Morpurgo genannt]. – Jüdischer Plutarch oder biographisches Lexikon der markantesten Männer und Frauen jüdischer Abkunft ... mit besonderer Rücksicht aus das österreichische Kaiserthum (Wien 1848, Ulr. Klopf sen., 8°.) Zweites Alphabet, S. 192 [daselbst heißt sie Rachel Marpurgo].