Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 335. (Quelle)
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Mally, Georg (Schulmann, geb. zu Grottenhofen nächst Kaindorf bei Leibnitz in Steiermark 13. Jänner 1793, gest. zu Marburg in Steiermark 25. April 1858). Seine Eltern, einfache aber wohlhabende Landleute, ließen den talentvollen Knaben die Schulen besuchen, zuerst die Decanatsschule in Leibnitz, dann das Gymnasium in Marburg, zu dessen besten Schülern er gehörte. Im Jahre 1813 kam er nach Gratz als Zögling des k. k. Convictes, in welchem er die philosophischen Studien beendete und sich mit dem Dichter Leitner [Bd. XIV, S. 344], [336] mit dem nachmaligen Professor Knar und Anderen befreundete. Nach beendeten Rechtsstudien trat er zuerst, im September 1819, in die Civiljustiz- und im folgenden Jahre in die Criminaljustizpraxis, gab aber die justizielle Laufbahn sofort auf, als er mit Decret vom 30. September 1820 als Grammatikallehrer an dem k. k. Gymnasium zu Cilli angestellt wurde. Um die Mitte des Jahres 1825 wurde M. über sein Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Marburg übersetzt, versah sein Lehramt bis Ende April 1854 als Classenlehrer und übernahm nach der neuen Einrichtung der Gymnasien, zu Folge welcher an die Stelle der Classenlehrer die Fachlehrer traten, das Fach der Naturgeschichte, für die er zeitlebens eine besondere Vorliebe gehabt. In der Zwischenzeit versah er durch mehrere Jahre den Unterricht in der vaterländischen Geschichte und in der Kalligraphie, führte zweimal die provisorische Leitung des Gymnasiums; ging im Jahre 1848 als gewählter Abgeordneter des Marburger Bezirkes – nicht zu verwechseln mit dem Dr. Vinc. Maly, gleichfalls Abgeordneter für den Bezirk Leipnik in Mähren – zur deutschen Nationalversammlung nach Frankfurt a. M., von wo er nach fast einjährigem Aufenthalte mit dem Gefühle bitterer Enttäuschung zurückkehrte. Nach dreiunddreißigjähriger Dienstleistung trat er im Jahre 1853 in den Ruhestand über, den er noch fünf Jahre genoß. Die Thätigkeit M.’s ist eine vielseitige und namentlich als Schulmann ausgezeichnete. Schon während seines Aufenthaltes in Cilli betrieb er mit großer Vorliebe botanische Studien, vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. An den archäologischen[WS 1] Forschungen des Professors Küttl hat er nicht unwesentlichen Antheil. In seinen früheren Jahren betrieb er auch Poesie und die von ihm im Drucke erschienenen Proben lassen in ihm einen im Tempel der Musen nicht Unberufenen erkennen. M. zählte zu den fleißigsten Mitarbeitern des von Kollmann redigirten Gratzer Unterhaltungsblattes „Der Aufmerksame“ und der von Muchar , Leitner, Schreiner, Schrötter redigirten „steiermärkischen Zeitschrift“, in welchen beiden Blättern zahlreiche ethno- und topographische Skizzen über Steiermark aus seiner Feder enthalten sind. Ebenso nahm er vom Jahre 1839 an Frankenstein’s „Industrie- und Gewerbeblatt“ den lebhaftesten Antheil, bis das Blatt mit Frankenstein’s im Jahre 1848 erfolgten Tode zu erscheinen aufhörte. Ferner schrieb er national-ökonomische Aufsätze für die Buchhandlung Calve in Prag. Der Meteorologie wendete er ein besonderes Augenmerk zu. Durch ein volles Decennium notirte er täglich seine Barometer- und Thermometer-Beobachtungen und kam so zu dem entschiedenen Resultate: Daß Marburg um + 2.59° R. wärmer sei als Gratz. Dabei arbeitete er ununterbrochen an seinen Beiträgen zur Geschichte, Topographie und Naturgeschichte der Steiermark, hatte Beiträge zur Geschichte von Marburg von 1825 bis auf die neueste Zeit, ferner eine Abhandlung über das Wesen der Seele, Höhenangaben steirischer Berge und Ortschaften, aus eigenen genauen Beobachtungen, Grundzüge der Geognosie u. m. a. vollendet. Auch hat er ein größeres philosophisches Werk: „Andeutungen über Mathematik und Philosophie und ihr Verhältniss zu einander“ (Gratz 1834, Damian und Sorge, 8°.), herausgegeben, ein Werk, welches in Fachblättern des In-[WS 2] und Auslandes als ein ganz tüchtiges bezeichnet wurde. M. selbst arbeitete und feilte an dem bereits [337] gedruckten Werke später noch fleißig fort, und sein nach jedem Blatte von weißem Papier durchschossenes mit zahlreichen Notizen, Nachträgen, Aenderungen von eigener Hand versehenes Exemplar gelangte nach seinem Tode mit mehreren anderen Manuscripten M.’s in das Archiv des Marburger Gymnasiums. Mit dem Gesagten ist M.’s Thätigkeit und Regsamkeit nach den verschiedensten Richtungen hin lange noch nicht erschöpft. Seit dem Jahre 1847 war er Mitglied des historischen Vereins für Innerösterreich, seit 1851 correspondirendes Mitglied des historischen und ebenso des landwirthschaftlichen Vereins für Steiermark, jedoch nicht bloß den Titel eines Mitgliedes tragend, sondern thatsächlich durch Mittheilungen für jeden derselben thätig. Am 1. Juni 1854 ertheilte ihm die Stadt Marburg das Ehrenbürgerrecht, dessen Diplom ihm am 18. August g. J. in feierlichster Weise überreicht wurde. Die letzten Jahre seines Lebens – nachdem seine Collegen ihm beim Abschiede einen silbernen Ehrenpokal feierlich überreicht – brachte er auf seiner Besitzung in Leibnitz zu, und lebte dort seinen ländlichen, landwirthschaftlichen und literarischen Arbeiten, bis er seit Spätherbst 1857 an der Brust kränkelnd, im Frühlinge des folgenden Jahres im Alter von 65 Jahren seinem Leiden erlag.

Der Aufmerksame (Gratzer Unterhaltungsblatt, 4°.) 1858, Nr. 90–94: Nekrolog. verfaßt von Dr. Rud. Puff. – Gratzer Zeitung 1858, Nr. 100 [nach dieser gestorben 27. April 1858]. – Festprogramm des k. k. Gymnasiums in Marburg. Zur Erinnerung an die hundertjährige Jubelfeier dieser Lehranstalt (Marburg 1858, gr. 8°.) S. 111, Nr. 35.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: archöologischen.
  2. Vorlage: Inn-.