Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 397. (Quelle)
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56. Müller, Mathias (Techniker, geb. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts). Müller, über dessen Lebensverhältnisse Näheres nicht bekannt ist, lebte zu Ende des vorigen und in den ersten Jahrzehnden des laufenden Jahrhunderts als Instrumentenmacher in Wien, wo er seinen Namen durch mehrere Erfindungen bekannt gemacht, von denen eine erst in neuester Zeit die richtige praktische Anwendung des Princips und eigentliche Verwerthung gefunden zu haben scheint. Von Müller’s Erfindungen ist insbesondere hervorzuheben: ein Doppelclavier, das er 1801 construirt und Dittanaclasis oder Dittalcloclange genannt hat, Es ist drei Quadratschuhe breit, hat zwei besondere Tastaturen, so daß zwei Personen gegenüber sitzend zugleich daran spielen können. Das Primclavier steht um eine Octave höher als das andere. Zwischen beiden ist eine Lyra mit Darmsaiten angebracht. Der Ton war voll, lieblich und dem Bassethorn ähnlich. M. erhielt für seine Erfindung ein Privilegium. – Eine andere Erfindung M.’s war die Anwendung von Stimmgabeln von Stahl oder Messing am Pianoforte anstatt der Stegstifte; durch Anwendung dieser Stimmgabeln wurde das Springen der Saiten vermindert, das Stimmen erleichtert und die Stimmung überhaupt haltbarer. Im Jahre 1825 löste Mathias Müller gemeinschaftlich mit Franz Waickmann ein Privilegium auf die Verbesserung, mit Eisen belegte Bahnen sowohl zu Wasser, als zu Lande herzustellen und auf diesen mechanische Wägen mit dreißig Centnern und darüber ohne Dampf und ohne Zugvieh mit der größten Schnelligkeit fortzubringen. Wem fallen dabei nicht die Pferdebahnen der Gegenwart ein, obgleich der obige Beisatz: „ohne Dampf und ohne Zugvieh“ eine Verschiedenartigkeit der Construction voraussetzen läßt? Früher noch, im Jahre 1822, erhielt M. gemeinschaftlich mit Johann Gottlieb Sockel in Wien ein fünfjähriges Privilegium auf die Erfindung [398] eines Flossen-Wasserrades, über dessen Anwendung Herausgeber dieses Lexikons leider nichts Näheres zu sagen vermag, dessen Privilegium aber so ziemlich in eine Zeit fällt mit der Erfindung eines einer Schraube ohne Ende gleichenden Rades, um welche Epoche machende Erfindung unser Landsmann Jos. Ressel englischer Seits in so empörender Weise betrogen worden ist.

Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben u. s. w. Herausgegeben von Steph. Ritter von Keeß und W C. W. Blumenbach (Wien 1829 und 1830, 8°.) Bd. II, S. 22, 23, 24, 33, 34, 381, 589, 794. – Gerber, (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, Lex. 8°.) Bd. III, Sp. 514. – Leipziger musikalisch Zeitung, III. Jahrgang, S. 254.