Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Levstik, Franz
Band: 15 (1866), ab Seite: 36. (Quelle)
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Levý, hie und da auch Lewy, Wenzel (Bildhauer, geb. zu Křic im Rakonitzer Kreise Böhmens im Jahre 1826). Der Sohn eines Schusters, der in früher Jugend ein schönes Talent für Schnitzarbeit zeigte und sich nicht entschließen konnte, das Gewerbe seines Vaters, wofür er in Aussicht genommen worden, zu lernen. So ging er denn [37] auch in ein in der Nähe gelegenes Augustinerkloster, wo ein Vetter von ihm Frater war und wollte gleichfalls Frater werden. Er wurde im Kloster als Küchenjunge aufgenommen und nun nach Liboch (Libichov) geschickt, um in der Küche des Herrschaftsinhabers Anton Veith die Kochkunst zu erlernen. Hier wiederholt sich nun die Geschichte Canova’s [Bd. II, S. 251], im Küchenjungen entdeckt der dortige Pfarrer das gestaltende Talent desselben, der Pfarrer theilt dieß dem Gutsherrn mit und dieser nimmt den Küchenjungen von den Schüsseln und Casserollen und sorgt für eine seinem ausgesprochenen Talente angemessene Beschäftigung. Als Levý nun ein paar Arbeiten vollendete, in denen sich seine künstlerische Begabung vollends kundgab, gab ihn Herr Veit, ein Pfleger echter Kunst im vollsten Sinne des Wortes zu einem geschickten Bildhauer in Prag in die Lehre, der, als nach einigen Wochen bei ihm über Levý’s Verhalten nachgefragt wurde, den Bescheid gab: L. besitzt eine so ungewöhnliche Begabung, daß ihm etwas Neues eigentlich gar nicht mehr gezeigt werden könne. Deutsch aber wolle er nicht lernen, denn, wie er sagt, würde er dadurch zu viel Zeit verlieren! und mit der deutschen Sprache allein könne man doch nicht arbeiten und meißeln und feilen“[1]. Von Prag kehrte L. nach Laibach zurück, wo er an Professor Klacel [Bd. XII, S. 1] und dem Erzieher der Veith’schen Kinder zwei Gesinnungsgenossen fand, die ihn nun in den Geist ihres Volkes einweihten und mit ihm die Königinhofer Handschrift[WS 1] lasen, welches Gedicht seit dieser Zeit Levý’s Lieblingslectüre ist. Im Jahre 1845 schickte Herr Veith den talentvollen Jüngling nach München in Schwanthaler’s Erzgießerei, wo L. drei Jahre lernte. Schon in einem Jahre war L. Corrector in dieser berühmten Werkstätte und dort lernte er, wie der „Slovník“ meldet, aus Noth die deutsche Sprache! Im Jahre 1848 kehrte L. in seine Heimat zurück, wo es ihm, so lange sein Mäcen Veith lebte, ganz gut erging; da griff der Tod seines Wohlthäters auch störend in seine Existenz und L. mußte zu ganz untergeordneten Arbeiten greifen, um sich fortzubringen. Endlich gelang es ihm durch Klar’s [Bd. XII, S. 11] Verwendung, daß er im Jahre 1854 zur höheren Ausbildung seines Talentes nach Rom ging, wo er noch zur Stunde künstlerisch thätig ist. Von Levý’s bisher vollendeten Arbeiten sind bekannt: „Die Statue Skreta’s“, welche er noch als Autodidakt und Küchenjunge bei Herrn Veith vollendete; als Gegenstück die „Statue Žiška’s“; – „Meleager“ und „Atalanta“, zwei Statuen, zu München vollendet und jetzt im Schlosse zu Liboch; – „Zwölf Basreliefs“ zu einem Gedichte Klácel’s und die lebensgroßen Standbilder von „Zdenka Zášmuckf“, „Johann Žiška“ und „Procop der Grosse“, sämmtlich für eine in der Nähe von Liboch befindliche Sandsteingrotte; – die „Statue des heidnischen Gottes Lumír“ für Königinhof; – „Das Brustbild Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph“; – „Adam und Eva“; – „Das Echo“; – „Die Andacht“. Die genannten Arbeiten vollendete L. alle noch vor seinem Abgange nach Rom, auch sind von ihm die ornamentalen Stuccaturen im [38] Schlosse Ploskowić und in der Capelle zu Reichstadt. Von seinen in Rom vollendeten Arbeiten sind zu nennen: „Eine Christusstatue“; – „Eine Madonna“, für den Fürsten Taxis, ein wirklich schönes Werk: – eine zweite („Madonna immaculata“ ) aus carrarischem Marmor; – „Cyrillus und Methodius“, für die Clemenskirche in Rom; – „Der H. Raphael“, für die Blinden-Anstalt in Prag; – „Die H. Elisabeth“ und „Der H. Franziscus“, beide auf Bestellung Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth, und viele andere kleinere Arbeiten. Im Jahre 1862 hat der Stadtrath von Policka bei ihm eine Statue des H. Jacob für die dortige Stadtkirche bestellt. L. dessen erster Mäcen ein Deutscher, Herr Veith, dessen eigentlicher Lehrer ein Deutscher, Meister Schwanthaler, und dessen letzter Wohlthäter ein Deutscher, der bekannte Menschenfreund Klar, gewesen, zählt zu den besten Künstlern seiner Zeit.

Prager Morgenpost (polit. Blatt, gr. 4°.) 1858, Nr. 249: „Lewy’s Bildhauerwerke“. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1258.
  1. Der in unseren Quellen bezeichnete „Slovník naučný“ bemüht sich bei so vielen Gelegenheiten nachzuweisen, wie überflüssig alles Deutsche sei, daß Herausgeber ihm nicht die Freude nehmen will, wenn er ihn als Quelle benützt, sich seiner Worte zu bedienen und überhaupt seine schockweise entstehenden, slavischen Berühmtheiten zu berücksichtigen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).